Wie frei ist man wirklich, wenn man mit gepacktem Auto auf der Pier in Naxos steht und auf Romilda wartet, die natürlich zu spät kommt und dann zu spät fährt? Man könnte einfach noch bleiben, versuchen, die Tickets zurück zu geben. Es gäbe schon noch das eine oder andere.
Zum Beispiel Marias Eltern besuchen, oben in KinÃdaros. Kaffeechen trinken, leckeren Käse mit Tomaten geniessen. Den Zipouro. Staunen wie immer, wie einfach harmonisches Leben sein kann, da oben im »Marmordorf«. Wo die Männer einen harten job machen, trotz Marmorsäge, auch die jungen. Trotz allem Zufriedenheit, die gleichen Probleme wie überall, mit der Liebe, der Gesundheit. Aber Familienzusammenhalt, ein ständiges Sich-kümmern. Auch ein Gang durch die Altstadt und das Kastro hat nicht stattgefunden. Irgendwie waren wir ständig beschäftigt. Naxos ist nicht »Urlaub«, wir leben da Alltag. Da ein Computerproblem, da tut ein Scanner nicht wie er soll, hier gilt’s, noch ein paar Mormorhemdchen im rechten Licht zu fotografieren oder einer Webseite den letzten Schliff zu geben.
Wir könnten auch nochmal nach Azalas mit seinem Traumstrand, dem blitzklaren Wasser, das bei ruhiger See oben kühler ist als unten, mit den Marmorhäusern, deren Wände einen stundenlang neue Muster suchen und finden lassen. Und mit Astrids und Nikos‘ Küche, den wahnsinnigen »patates tiganites«, den wirklich frischen Kalamari, dem Gemüse, den Fischen (die ich nicht esse, aber alle anderen dafür mit Hochgenuss, teilweise mit Kopf…) – eben all dem, was eine schmackhafte griechische Küche ausmacht, samt Wein im übrigen. Und mit den Kindern, die spielen, wie kaum ein deutsches Kind es mehr kann, die zweisprachig kauderwelschen.
Wir könnten auch nochmal nach Lionas mit seinen Bilderbuch-Marmor-Kieseln, die man am liebsten alle einpacken würde. Und den Wirtsleuten des »Delfinaki«, die schon winken und sich freuen, noch ehe wir aus dem Auto raus sind. Und sie freuen sich nicht nur, weil wir die einzigen Gäste sind.
Andererseits liegt Neues vor uns. Man kann die Räder lenken wie man will. Bleiben, wo’s uns gefällt. Vesuv, französische Riviera, Camargue…
Aber es gibt »Abers«: Heute ist der 28. September. In einem Monat ist Rückflug nach La Palma. Dann müssen wir in Stuttgart sein. Das Wetter. Es ist windig und kalt geworden, in den letzten Tagen hat es geregnet, viel zu früh für naxische Verhältnisse. Und die europäische Wetterkarte zeigt auch Dinge, die eine unbeschwerte Reise behindern könnten. Ja, es wird Oktober, was einem sagt, dass La Palma ein sicherer Ort sein wird, der einen vor zu viel Regen, gar Eis & Schnee, bewahren wird.
Also los!
Romilda kam, wir fuhren den Twingo rein und gerieten an einen chaotischen »PLatzanweiser«, der mich ganz meschugge machte, weil er selbst nicht wusste, wo ich nun wie zu stehen hätte. Die Nacht an Deck, mit Isomatte und Schlafsack, war lau und um halb sechs waren wir dann glücklich in Piräus, drehten eine Ehrenrunde,…
…verdrückten ein Käse-Schinken-Omlett im Hafencafé und schleiften uns in die morgendliche rush hour ein. Chaos ist nur ein Scherzwort dafür. Eineinhalb Stunden brauchen wir, bis wir dem Moloch Piräus entronnen sind und durch die Berge und weite Täler Richtung Theben fahren. Tiva heisst es heute und ist nur ein trüber Abklatsch dessen, was es wohl in der Antike war.
Jedenfalls finden wir ein Café mit gutem Capuccino, einen Bäcker mit leckerem frischem Weissbrot und einen »Supermarket«, wo wir Schinken, Käse und Saft finden. Also alles im grünen Bereich als wir dann weiter draussen ein Plätzchen finden, wo wir das alles verspeisen können, den Parnass im Visier.
Delfi passieren wir dann nur und zählen dabei ca. 20 Tourinstenbusse. Das Café, in dem wir die letzten Jahre immer das Internetkabel nutzen konnten, hat auf WLAN umgestellt. Der Wirt hat aber die Apparatur einem Freund mit nach Patras gegeben. Sorry, no Internet. Die WLANs der umgeben den Hotel sind zwar sichtbar, aber nur gegen Entgelt zu nutzen. Also weiter.
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