* Europa2010: 17. Tag, Pärnu-Randvere/Saaremaa

Samstag, 24.07.2010, 15:41:49 :: Kärdla auf Hiiumaa, Regen und starker Wind, aber nicht kalt 🙂

Montag, 26.07.2010, 10:11:19 :: Kärdla, Padu Hotell. Nicht vollständig, aber durchaus lesbar.

Mit Netz und doppeltem Boden

Eigentlich wollten wir ja noch mal zurück nach Pärnu, leckere Kringel essen in der Bäckerei Soorikud in der Pühavaimu iela. Die kennt jeder in Pärnu, eben wegen der Kringel, versicherte mir gestern verständnisvoll lächelnd mein Gesprächspartner. Aber irgendwie war uns nach Strandspaziergang und akzeptablem Frühstück nicht so nach süss.

Strand am frühen Morgen

Viel mehr beschäftigte uns die Frage, wie viel Sandpiste uns wohl erwarten würde, wenn wir »durch die Wildnis« nach Virtsu, dem Fährhafen nach Saaremaa, fahren würden. Und wieviel wir uns und den Stossdämpfern vom Senfle zumuten sollten. Das Kartenmaterial wie immer uneinheitlich. Wir befanden, dass wir eben im Zweifelsfall umkehren und reumütig die Hauptstrassen fahren würden.

letzter Blick zurück

Alles umsonst

Was wir fanden, waren fast durchweg geteerte Strassen; teilweise ob der Hitze schon sehr aufgeweicht, irgendwann schmatzelten die Reifen und sammelten den Rollsplit. Ansosten: Viel Wald, Naturschutzgebiete, orthodoxe Kirchen und Wolken…

Wolken…

…in diesen flachen Ländern sind ein Thema für sich, man kann sich nicht satt sehen an den Türmen, Flauschkissen, bizarren Gebilden, die teils unverrückbar scheinen, teils so schnell zerfliessen wie sie entstehen.

Von Virtsu nach Kuivastu…

…auf Muhu geht die Fähre; auf die mussten wir nicht lange warten. Zwei Schiffe pendeln hin und her.

Lis füttert aus Langeweile die Möwen mit unseren letzten leckeren Vollkornkeksen.

Nach Saaremaa fährt man auf einem nicht-seemännischen Deich. Was schade aber kostenlos ist.

Die Insel Muhu…

…erreichten wir also ohne Mühen.

Dann allerdings beginnt das Drama, als ich dem Bubi (unser GPS-Tracker) das nächste Ziel eingeben will. Fehlanzeige. Bubi ist weg. Es kommt mir wie ein Blitz: Bubi liegt oben in der Bar auf der Fähre. Die wird schon wieder für die Rückreise gefüllt. Ich raus und im Dauerlauf bei voller Hitze zurück zum Schiff; das sind immerhin 800 bis 1000 Meter. Den Kontrolleurten erklärt, hoch die Treppen und – die Bedienung an der Bar hat ihn verwahrt den Bubi…

Schnaufend, die Atemfrequenz langsam senkend, klatschnass, trete ich den Rückweg an.

Muhu lädt nach einiger Erholung und ausgedehnter Trocknungsfahrt dafür mit ein paar interessanten Sehenswürdigkeiten zum Verweilen. Da ist zunächst Pädaste, ein ehemaliges Herrenhaus in einem vornehmen Park, direkt am Meer. Das Anwesen dient heute als Hotel der Superklasse; nur die Tatsache, dass wir keine Kronen mehr hatten und das Mädel unsere Euros nicht wechseln konnte, verhalf uns zu kostenlosem Zutritt und Besichtigung des Parks.

Dann wäre da noch das Kirchlein in

Ausserdem besuchten wir das Dorf Koguva, das ebenfalls einen berühmten estnischen Schriftsteller, Juhan Smuul, für sich reklamiert (s.a.w.u). Das Dorf ist gewissermassen ein Freilichtmuseum mit mit lebenden Einwohnern, die die wenigen Touristen hier wohl zu ertragen akzeptiert haben.

Tja, was wären wir Leser ohne Schriftsteller…

Selbst einen alten kleine Hafen hat das Dorf. Wer dem Track in GoogleEarth folgt findet diesen Weg:

Randvere

Das Gästehaus Aavikunurga fanden wir zufällig, weil wir ein Hotel suchten, das nicht (mehr) existiert. »Randvere« heisst »Nah am Meer« lerne ich. Gut, so 1 bis 2 km sind’s noch bis dahin…

Der Sprachwissenschaftler und Schriftsteller Johannes Aavik wurde hier geboren. Ein Gedenkstein steht im Garten des Ferienhofs.

Wo wir da gelandet waren, erfuhren wir so nach und nach, als wir die Besitzerin, Ülle Purga, über die Herkunft und Bedeutung die vielen Gemälde und Handwerksarbeiten befragten, die alle Räume schmückten. Nicht zuletzt fragten wir uns, warum unser Zimmer »Meteora« hiess und mit allerlei Zierrat griechischer Herkunft samt dem Meteoraband von Merian geschmückt war.

Sie hat viele Jahre in Ländern des Balkans und insbesondere in Tadschikistan gearbeitet. Griechenland sei damals das zivilisierteste Land auf dem Balkan gewesen, um mals auszuspannen von Albanien aus. Wir unterhalten uns kurz über den Müll in Albanien, über die Herkunft und Bedeutung all der Dinge an den Wänden. Mehr Zeit blieb nicht. Als wir uns verabschieden wollten, war sie schon wieder unterwegs. Wenn man im Internet sucht, wird ihr Name mehrfach im Zusammenhang mit Minderheiten in der postsowjetischen Sphäre erwähnt (Beispiel). Schade, es hätte sicher interessante Gespräche werden können.

Zum Abendessen gab’s nur das Beste und Frischeste aus dem Garten. Wildschwein, tags zuvor erlegt. Fische vom Grill schafften wir nicht mehr.

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