Sonntag, 12.06.2011, 10:30:21 :: Naxos, Hotel Elizabeth
Dienstag, 15.08.2017, 13:26:45 :: Galanado, überarbeitet
Freitag, 27.10.2017, 23:16:40 :: Galanado. Update
Doch endlich schwingt man seinen Hut
und fasset wieder frischen Mut
auf Reisen bei so schöner Zeit
weit und breit.
Unsere Nacht bei unserer ungarischen Couchsurferin Lilly und ihren beiden quirligen Kindern war angenehm – dank des offenen Fensters und eines wunderbaren, erst gestern Abend noch schnell gekauften Ventilators, einem Wunderwerk der Luftleit- und Kunstoffverarbeitungstechnik.
Nach einem Joghurt-Frühstück setzen wir uns in Bewegung, verlassen die Gasse,
grüssen die Festung Palamidi von Nafplio hoch oben (die wir auch noch nicht besichtigt haben)
und der Proskinitari, das Strassenkirchlein neben unserem Senfle, das von fast allen frühen Passanten mit heftigem Kreuzschlagen gegrüsst wird – nein, das Kapellchen!
Unser Ziel ist Argos
Zunächst jedenfalls, denn Argos liegt auf dem Weg, hat ein antikes Amphitheater, das wir, neben der Agora liegend, besichtigen. Die Festung hoch oben verkneifen wir uns ebenso wie die in Nafplio – es liegt noch eine auf dem Weg nach Piräus und die steht nun tatsächlich auf dem heutigen Programm. Die ganze Gegend hier strotzt ja nur so vor »Altertrümmern«, Mykene liegt rechtsab. Nur zum Beispiel. Nein Mykene, nicht Mykonos. Das wäre dann eine ganz andere Geschichte – Delos, Mykonos… Ein andermal. Man könnte also tagelang hier herumstiefeln in den Trümmern.
Als wäre ein Theater nicht genug: Auf dem Weg zurück zum Auto entdeckt Lis noch das »Kleine Haus«. Oder gar das Kindertheater? Wer weiss.
Weiter geht’s. Von einem Kiosk am Strassenrand erwarten wir uns einen guten Kaffee und endlich was Festes zwischen die Zähne. Den Kaffee und das Wasser trinken wir, den Rest lasse ich nach zwei Bissen liegen – ungeniessbar. Das Schlimme sind nicht die Preise: Die Qualität, ihr lieben Hellenen, die Qualität!
Berge links und rechts und in der Ferne. Da naht dann auch bald unsere nächste tägliche Burg.
Akrokorinth
Vor vierundzwanzig Stunden (es kam mir wie eine Jugenderinnerung vor!) saßen wir noch auf Akrokorinth, Sabeth und ich, um den Sonnenaufgang zu erwarten. Ich werde es nie vergessen! Wir sind von Patras gekommen und in Korinth ausgestiegen, um die sieben Säulen eines Tempels zu besichtigen, dann Abendessen in einem Guest-House in der Nähe. Sonst ist Korinth ja ein Hühnerdorf. Als sich herausstellte, daß es keine Zimmer gibt, dämmert es bereits; Sabeth fand es eine Glanzidee von mir, einfach weiterzuwandern in die Nacht hinaus und unter einem Feigenbaum zu schlafen. Eigentlich habe ich’s als Spaß gemeint, aber da Sabeth es eine Glanzidee findet, ziehen wir wirklich los, um einen Feigenbaum zu finden, einfach querfeldein. Dann das Gebell von Hirtenhunden, Alarm ringsum, die Herden in der Nacht; es müssen ziemliche Bestien sein, nach ihrem Gekläff zu schließen, und in der Höhe, wohin sie uns treiben, gibt es keine Feigenbäume mehr, nur Disteln, dazu Wind. Von Schlafen keine Rede! Ich habe ja nicht gedacht, daß die Nacht in Griechenland so kalt sein würde, eine Nacht im Juni, geradezu naß. Und dazu keine Ahnung, wohin er uns führen wird, ein Saumpfad zwischen Felsen hinauf, steinig, staubig, daher im Mondlicht weiß wie Gips.
Etwas westlich vom Isthmus liegen das »Hühnerdorf« Korinth (s.o.) und die Festung Akrokorinth. Der Felsen ähnelt dem Klotz im Meer von Monemvasia (Bericht steht aus…) – nur eben an Land.
Vor die Burg haben die alten Griechen die Tempel gesetzt, also wieder Trümmer, aber ganz berühmte:
Zu diesen berühmten Säulen von Korinth des archaischen Apollon-Tempels habe ich eine ganz besondere Beziehung: Sie waren in »Knaurs Weltgeschichte« abgebildet, einem der wenigen Bücher meiner sehr frühen Kindheit, das ich immer bei Besuchen bei meinen Grosseltern zum Ansehen hingelegt bekam. Sie faszinierten mich also schon als Vier- oder Fünfjährigen. Jetzt endlich sehe ich das Original!
Und die modernen Griechen haben davor ein Kapellchen gestellt; das kontrastiert herzallerliebst. Aber allzu viel hat sich offenbar doch nicht geändert. Nur die Tempel waren damals etwas grösser.
2017-10-27 23:09:10 :: Galanado, ein Einwurf. Wir waren ja vor wenigen Tagen in Korinth und haben uns das Areal angesehen. Die Frage beschäftig mich nun, warum wir 2011 nicht im Gelände waren. All Fotos zeigen keine Menschen, keine Busse, keine Auto. Ich kann also nur vermuten, dass die Ausgrabung da geschlossen war. Im Mai…
Die Festung, hoch oben auf über 500 Meter, erklimmt man – anders als Homo faber – auch in der frühen Mittagshitze relativ unbeschadet mit dem Auto, die letzten 200 Meter unasfaltiert, trifft da oben zwei Camping-VWs aus Karlsruhe und Mitmenschen, die sich tatsächlich die Stiefel anziehen um den Rest in der Glut zu erklimmen.
Aber das ist wohl der Blick, von dem Max Frisch im Homo faber spricht…
Aber der Blick auf Burg…
…und Landschaft ist auch hinreichend imposant.
Und auch den Isthmus von Korinth kann man von hier oben unbeschädigt erkennen. Den Querschnitt durch das Erdreich überfahren wir wenig später.
Vorher gilt es aber…
…noch moderne Nachbauten von Tempeln und Amphitheatern zu passieren und zu bewundern; gated area i.S. positiver menschlicher Kultur sozusagen. Ich muss aber belehrend hinzufügen: i.S. Plakaten sind die Polen den Griechen weit voraus.
Ja, und damit ist natürlich…
…Piräus, unser Schicksalshafen und der Moloch Gross-Athen bedenklich nahe und es wird Zeit, eine neue dramatische Geschichte zu erzählen. Nein, kein Unfall kurz vor dem Gate. Es ist nur so, dass wir ja seit drei Wochen relativ sorg- und zeitlos nach Süden gezockelt sind, unabhängig sozusagen. Otranto/Brindisi ist schon fast vergessen. Kurz: Wir brauchen eine Fähre nach Naxos. Es ist gerade Mittag, genügend Zeit, an die Pier zu fahren, Tickets zu lösen. Es ist Wochenende, das fahren genügend Fähren. Denken wir so und rufen Maria an, unsere Wirtin auf Naxos. Sie bringt uns in die Wirklichkeit zurück auf die Idee, dass mittlerweile Pfingsten ist – dieses Wochenende. Und da wollen nicht nur alle Inselgriechen weg aus Athen, auch die Urlauber wollen hinaus auf Meer. Alles ausgebucht, meint sie. Aber Maria wäre nicht Maria, wenn es da nicht doch… Sie meint, wir sollen ihr das Autokennzeichen durchgeben und sollten sie in 10 Minuten wieder anrufen. Daraus werden drei Anrufe nach jeweils zehn Minuten. Aber dann: Sie hat die Tickets, sagt uns die Buchungsnummer und im Blue-Star-Büro könnten wir sie abholen.
Und so hat’s dann auch geklappt. Ohne Bezahlung (das wurde bereits in Naxos erledigt) und dank modernster Computertechnik hält Lis kurz nach Ankunft dim Hafen die Tickets in Händen. Wir finden einen (illegalen) Parkplatz in der prallen Sonne,…
einen Sitzplatz im Schatten (ohne Wind!) im olbligatorischen Hafencafé und bekommen alles was wir brauchen: Omelett, zu Trinken – ja, mehr war da eigentlich nicht.
Und haben nun drei, vier Stunden Zeit um vor uns hin zu schwitzen; 17:30 soll sie abfahren, die stolze »Paros«.
Mann, hat die sich verändert! Vor 25 Jahren war sie kleine, rot und klapprigen – aber bequemer und romantischer. Diese war nur nur laut und voll.
Indes, bis zur Abfahrt bleibt Zeit, Radfahrer zu beobachten, die gar nicht fahren, sondern verzweifelt basteln,…
…Katzenmütter, die zur – offensichtlich tagtäglichen – Fütterung der Raubtiere erscheinen…
…und im Internet zu schmökern, das hier mittlerweile für 4€ zwei Stunden lang funktioniert. Mann Piräus, wat haste dir verändert!
Piräus ist ein Traum. Wenn man den Hafen gefunden hat. Wenn man ein Ticket hat. Wenn man den Ablege-Kai kennt. Wenn man einen Parkplatz gefunden hat. Wenn man weiss, wo das Café ist. Wenn man dort einen schattigen Platz, genügend Zeit und etwas bestellt hat. Und wenn das auch kommt…
Ansonsten ist Piräus ein Alptraum.
Sie legt pünktlich ab…
…und los: Bald hatte sie ihre 42 km/h – Entschuldigung: knapp 23 nautische Seemeilen 😉 und Kurs auf Paros und Naxos. Das Deck war überfüllt, die Innenräume ebenso. Aber der Sonnenuntergang, der Sonnenuntergang, der war klasse.
Dass sich ein Lehrerehepaar aus Freiburg mit an unseren Tisch setzte, halte ich für die selbstverständlichste Sache der Welt – Schwaben (und Badenser, ok.) reisen eben gerne.
Aber dass die Wäscheleinenbespannung der Deckstühle (hoffentlich keine bleibenden!) Spuren auf zarten Damenbeinen hinterlässt, das ist dem Fortschritt geschuldet.
Genauso wie die Tatsache, dass Fernsehen an und unter Deck nicht noch kostenlos sondern zwangsweise verabreicht wird, für eine Internetverbindung aber, die’s gibt weil Satellit, gnadenlos abgezockt wird.
Links:
- 2011-06-11;374;8:36;3:28;118;43.5;31;Nafplio-Naxos
- Track
Pingback: * Rund Europa 2017, 4. Tag: Kilada – Paralia Irion | Von Mir Nix & Dir Nix
Pingback: Rückblick aus gegebenem Anlass | Von Mir Nix & Dir Nix
Pingback: Von Mir Nix & Dir Nix » Blog Archiv » * Rund Europa 2011, 90. Tag: Gefangen auf Naxos