* Rund Europa 2011, 90. Tag: Gefangen auf Naxos

Freitag, 19.08.2011, 17:39:19 :: Hotel Elizabeth

Seit Dienstag sind wir wieder ganz in der Chora, haben Azalas zunächst ade gesagt. Der 90. Tag, wie schon vermerkt. Maria hat in ihrem völlig ausgebuchten Hotel dennoch ein Zimmer für uns abgezweigt. Hier ist der Teufel los, Menschen ohne Ende, knatternde, stinkende Zweiräder und Quads, irrende Touristen in Automobilen. Die meisten stehen. Kreuz und quer. An allen Stellen, an denen Autos nicht stehen dürfen. Und in in derart genial-lockerter Art und Weise, dass die doppelte Zahl von parkenden Wagen erfolgreich verhindert wird. Vermutlich deshalb fährt die andere Hälfte, auf der Suche nach einem Abstellplatz.

Krise? Wo denn?

Die es wissen müssen, sagen uns, dass es schon ewig nicht mehr so voll war im August. Alle schnauben und sind genervt – auch die, die dieses Chaos mit verursachen. Nicht nur Xeni treiben sich hier unterschiedlich unvollständig bekleidet herum…

…es sind vor allem die Griechen selbst, die hier alles genial und gezielt verstopfen: Die Strassen, die Restaurants, die Hotels. Athen ist bzw. war ein Backofen, da lebt es sich im fast immer wehenden Wind wesentlich besser; 7 Beaufort sollen es heute sein. Ausserdem war am 15. August Mariä Himmelfahrt, nach Ostern der wichtigste Feiertag in der Orthodoxen Kirche. Davon später mehr.

Da sie alle mit dem Auto kamen, müssen sie irgendwann mit der Karre auch wieder auf die Fähre, zurück nach Piräus. Und das bedeutet: Für uns gibt’s bis auf weiteres keinen Platz für’s Senfle, weil nicht vorgebucht. So sitzen wir also gefangen, nach Aussage des Reisebüros bis mindestens Ende August; wenn nicht Maria wieder ein kleines Wunder vollbringt. Unsere erste Etappe der Reiseplanung

Piräus – Etoliko – Nordgriechenland (Kastoria) – Ostalbanien (Ohridsee) – Bosnien/Herzegowina – Kroatien (Slavonski Brod)

ist also – zumindest zeitlich – Makulatur. So bleibt momentan nur, den restlichen Teil ohne genaues Datum zu planen – wenn man bei jemandem vorbei schauen möchte ist das schwierig.

Sozialstudien

Was also tun? Unsere Freunde hier freuen sich, Unterhalten ist ja so wichtig. Und so bekommen wir erzählt. Und lernen dabei. So sass ich gestern Nacht mit Maria vor dem Hotel, man sitzt da ja direkt auf der Strasse und ist damit stets ins Geschehen unmittelbar eingebunden: Durchgangsverkehr, Ein- und Ausgang bei den kleinen Familienhotels, köstlich.

So gegen und nach Mitternacht sondert unser Hotelchen dann nach und nach die jungen Damen aus Athen und anderswo aus, die, eindeutig teilbekleidet mit Klunkern und Täschchen nebst Zigarettenschachtel (getrennt!), vor’s Hotel auf die Strasse treten, auf die noch nicht zu Ende gestylten Genossinnen wartend. Blond wie Barbie, nur meist nicht so schlank. Fastfood hinterlässt eben schon in jungen Jahren seine Spuren.



In Ermangelung der Originale…

Jedenfalls: Wenn alle beieinander stehen, die letzte Zigarette ausgedrückt ist, dann geht’s mit einem etwas verschämten aber liebreizenden Lächeln und einem fröhlichen kali nichta! ab in die Disco; dabei ist doch schon Morgen. Früh um sechs kommen sie dann zurück. Sagt Maria. Schlafen bis zwei, machen dann etwas Sonnenbad um den Körper wieder fit zu kriegen für den nächsten Diskogang – und dessen Folgen irgendwie natürlich auch. Das geht so zwei Wochen. Dann hatten sie Urlaub und fahren wieder gen Athen. Und nächsten Sommer kommen sie wieder. Das geht schon seit Jahren so. Sagt Maria.

Apropos Maria. Es war Mariä Himmelfahrt. Da wollte ich über eine wunderschöne Nacht berichten. Es ging auch bis vier Uhr morgens. Aber darüber dann morgen, da haben wir bis auf abends nichts vor. Ab 20.00 Uhr gibt dann die Gruppe, in der Marias Tochter Ioanna singt, ihr lang ersehntes Konzert hier in der Chora. Mal sehn. Musik, Singen und Tanzen war auch – nein, wie gesagt: Im nächsten Beitrag.

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3 Antworten zu * Rund Europa 2011, 90. Tag: Gefangen auf Naxos

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  2. Reinard sagt:

    Nein, nicht genug. Kein Platz. Andere wollen die Stille auch mal geniessen…

  3. Winfried sagt:

    Zweifellos gibt es ein schlimmeres Schicksal als auf Naxos gefangen zu sein. Fahrt doch wieder an die Ostküste – oder habt Ihr genug von der Einsamkeit?
    Jedenfalls weiterhin: Schöne und interessante Tage!

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