Samstag, 07.07.2012 :: Wochenende mit Agrita
Samstag, 14.07.2012, 17:48:38 :: Raudondvaris
Es war einmal, weit draussen im Osten…
…Lettlands, ein einsames Schloss. Das hiess StÄmeriena Pils und war kein Bier sondern ein richtiges Schloss.
Spass beiseite. Agrita hatte da in ihrem unermüdlichen Eifer etwas ausgegraben, was mehr als interessant klang: Hoch im Nordosten, da wo wirklich nur noch Countryside ist, sollte Samstag Abend eine Feuerskulptur auf einem See entstehen bzw. angezündet werden. Viele Menschen aus dem ganzen Land kämen da zusammen. Grosses Konzert, Tanz… Zweihundert Kilometer von Riga, »der Zivilisation« entfernt. Wir waren gespannt, willigten ein, Agrita fand dreissig Kilometer entfernt eine Hütte am See (heiss! Schwimmen!) zu weniger als passablem Preis, denn nach Mitternacht noch zurück, das wäre Mist. Zumal es einiges zu sehen gäbe unterwegs, versichert kenntnisreich Agrita – »we will see«, wie sie das immer ankündigt. Egal, wo wir die Jahre zuvor mit ihr hingefahren sind: Sie war seit »many, many years« nicht mehr dort, sie wüsste nicht, was uns erwartete – es waren aber immer echte Knüller.
So auch diesmal wieder. Obwohl, wie sie selbst auch einräumt am Ende der Tour am nächsten Abend: Es ist auch unendlich traurig zuweilen, wenn man sieht, wie die ländliche Struktur und Kultur zerfällt, die Menschen keine Möglichkeit mehr habe, dort draussen so zu überleben, wie sie das seit Generationen gewohnt waren: Haus und Hof, ein paar Kühe, Hühner, Garten, kleine Felder…
Veile Schlösser, Gutshöfe im Grunde, zeugen davon. Und immer deutsche Namen – die »von Wolffs« zum Beispiel. Aber vielleicht doch der Reihe nach.
Di.e. Fahrt bis Gulbene oder Schwanenburg ist eher eintönig: Fast stur geradeaus eine gut ausgebaute Landstrasse. Da tut dann doch eine Kaffeepause gut.
Wir erreichen zunächst unsere Unterkunft LÄcÄ«tes, hier das Restaurant…
…und Hütten samt »Pool«, alles bestens, in lockerem Wald und zwischen Hügelchen.Wir pausieren nochmals und dann geht’s weiter nach Gulbene.
Gulbene
Hier steht ein Bahnhof, der heute nicht mehr passt (wahrscheinlich schon damals nicht passte), weder in Grösse noch Ausstattung, aber einstmals geplant und gebaut war als Station ins ferne Russland.
Die alten Schmalspurgleise liegen noch, ein »Nostalgiezug« fährt und rangiert für Touristen hin und her; einige von den wenigen sind wir…
Im Jahre 1903 wurde eine Schmalspurbahnverbindung (750 mm) von Stockmannshof (lett. Stukmaņi, heute Pļaviņas) – Alt-Schwanenburg – Marienburg (lett. AlÅ«ksne) – Walk in Betrieb genommen (Siehe: BÄnÄ«tis. Die Bahnstation wurde als großer Umschlag- und Umsteigebahnhof mit diversen Bahndepotanlagen errichtet. Dies verdankte Gulbene dem Baron von Wolff, der die zaristischen Bahnbehörden durch höhere Bestechung dazu bewegte, diesen Bahnknotenpunkt eben hier und nicht, wie ursprünglich geplant, am Stahmer See (lettisch: StÄmeriene) zu errichten. StÄmeriene, welches damals einem anderen Mitglied der von Wolffs gehörte, bekam nur einen einfachen Bahnhof.
BBestechung des Zaren? Vergleiche zu S21 drängen sich förmlich auf. Und zu diesem Stahmer See kommen wir noch und zur Heimat dieses anderen von Wolff natürlich auch…
Auf unfreiwilligen Umwegen gelangen wir an den Stahmer See.
Und stellen fest: Einen stillen See im ländlichen Raum haben wir uns anders vorgestellt. Alles rennt, quert, fährt, parkt – ein Chaos.
So viele Menschen! Unfassbar. Auf einer umfunktionierten Moorwiese finden wir eine Parkplatz und machen uns zu Fuss auf den Weg. Wohin? Die Kirche auf der anderen Seeseite lockt zunächst.
In Nebenarmen des Sees finden wir lauschige Idylle währen d in der Nachmittagshitze die Menschenmassen hin und her wogen; vorzugsweise hin – hin zum Schloss. Gemischt ist das Publikum jedenfalls…
Was die hier treiben, worauf sie warten und was dann passiert, das folgt in Teil 2.
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