Samstag, 5. April 2014, 15:37:07 :: Etoliko, Hotel Alexandra
Es regnet nicht heute Morgen. Das ist mal die gute Nachricht. Der Himmel ist bedeckt, die Sonne nur zu ahnen, die Luft trübe. Ok., nicht kalt. Also kein Fotografierwetter, was angesichts des Blütenreichtums schade ist. Und den zweiten Tempelbereich unterhalb der Straße hatten wir uns eigentlich auch endlich vorgenommen. Aber ohne Sonne und Kontraste? Andererseits: so oft, wie wir hier schon gefahren sind – nächstes mal vielleicht…
Der Blick aus dem Fenster hat uns also nicht gerade überwältig, es gab schon den einen oder anderen deutlich schöneren Morgen. Wir fahren also nach dem Frühstück gleich los, der Tempel muss weiter warten. Irgendwann ist er dran.
Die Ebene von Itea muss ich aber schon mal wieder erwähnen: es ist für uns die größte flächenmässig überschaubare Fläche mit Olivenbäumen. Jetzt im Frühjahr blühen viele Wiesen, auf denen die Bäume stehen. Andere Flächen darunter sind gerodet und sehen so aus, als sollten sie großzügig gewässert werden. Gelb herrscht wieder vor, margaritenartiges in allen Grössen auch, dazwischen kleiner, dunkelroter Klatschmohn. Und der Ginster zeigt seine ersten Blüten, erst an der Küste zeigt er sich in voller Pracht: die Hänge voller gelber Flecken.
Die Umrundung der Bucht von Itea zeigt nicht viel Neues. Hier ist immer alles rot. Aber nicht vom Klatschmohn sondern vom eisenoxidhaltigen Bauxit, der hier gelagert, verladen und teilweise sogar abgebaut wird.
Erste Rast halten wir in Agioi Pantes, ein paar Kilometer weiter vom Ende der Bucht. Ein beschaulicher kleiner Hafen, eine Kneipe, Einheimische, Samstag Mittag. Wir kennen den Winkel, sitzen da bei einem Kaffee draußen und befinden, dass hier mit wenig Gütern und guten Freunden besser gelebt wird als mit allen Gütern und keinen Freunden. Es ist einfach schön hier. Punkt.
Aber wir fahren natürlich weiter
Mittlerweile zeigt sich die Sonne, die Straße gehört fast uns alleine und die Gebirge der Peloponnes scheinen zaghaft durch Wolken und Dunst. In Nafpaktos gibt’s mal wieder keinen Parkplatz. Das beschauliche Verweilen am kleinen Hafen fällt zum wiederholten Male aus. Und so passieren wir bald die nach wie vor gigantisch-imposante Brücke zwischen Rio und Antirio, die hinüber zur Peloponnes führt, passieren Mesolongo mit seiner Zwergenstadtmauer und den Salzbergen. Ich schreibe „Zwergenstadtmauer“, weil sie wirklich mit jeder Küchenleiter überstiegen werden kann, so also nie ein ernsthafter Schutz gewesen sein kann. Vermutlich ist sie in dieser Flussdelta-Landschaft einfach versunken.
Auf dem Weg erinnert uns ein Mahnmal.
Mesolongo, Etoliko, Zitsa, Nafpaktos im heutigen Griechenland, Tepelena in Albanien: alles Städte, die in Zeiten des Beginns der griechischen Revolution im März 1821 in diesem Teil Griechenland eine große Rolle gespielt haben. Der 25. März ist Nationalfeiertag, war also vor 2 Wochen. Ich muss mal alle Berichte dazu zusammensuchen und verlinken. Und den neuen über Tepelena noch schreiben. Ali Pascha kommt darin vor, Lord Byron und so mancher andere Bart- und Säbelträger. Ali Pascha residierte in Tepelena und in Ioaninna, also hier um die Ecke und weiter im Norden. Führt jetzt zu weit, ich merke das schon. Aber wer nicht warten mag: Wikipedia gibt Auskunft.
Weiter unten in diesem gigantischen Flusstal entsteht die ebenso gigantische neue Autobahn Nord-Süd.
Jedenfalls sitzen wir jetzt im Hotel Alexandra in Etoliko und warten auf Flora und Dimitri. Dimitri ist der Herr über ca. 700 Olivenbäume hier im Delta. Er macht harte Zeiten durch: es gab wenig Oliven letzten Jahr, außer in der Region Kalamata. Da er versucht, Veredelungsstufen drauf zu setzen, muss er sehen, an Material zu kommen. Und an neue Abnehmer: Hotels, Großmärkte. Die zwar Umsatz machen aber nicht bezahlen können… Die Krise ist noch nicht zu Ende. Jedenfalls: die neue Création schmeckt hervorragend – Oliven, rote und grüne Paprika, Knoblauch. Hat er eben vorbei gebracht.
Andererseits: die Straße vor dem Hotel ist komplett neu gestaltet, noch nicht ganz fertig aber seit letztem Jahr eine völlige Verwandlung. Das Hotel ist neu verputzt, gestrichen, die Elektroinstallation und das Bett sind neu. Und die Preise? Wie die letzten Jahre…