Sonntag, 6. April 2014 :: Meganisi
Monntag, 7. April 2014, 14:56:41 :: Meganisi
Es war Samstagabend gestern Abend. Entsprechend voll die Lokale. Wir waren untypisch früh dran, deshalb konnten wir uns noch einen Tisch aussuchen. Ein halbe Stunde später wären wir leer ausgegangen. Es ist also nicht so, dass die Griechen zuhause versauern. Allerdings: für zwei Essen und Getränke bezahlten wir dann 13 €. Dafür wäre in Deutschland nicht mal einer satt geworden; bei der Qualität jedenfalls nicht.
Deutsche „Hilfe“ für Griechenland
Ja, die Preise: Dimitri erzählt, dass er für seine erstklassigen Oliven (ebenso für solche aus Kalamata und anderen Regionen) nur drei Euro pro Kilogramm erzielt; trotz der geringen Ernte im vergangen Herbst. Und dann erzählen ihm Bekannte, dass diese Oliven in Berlin für dreißig Euro pro Kilogramm verkauft werden. Das Zehnfache. Da ist jeder Kommentar überflüssig. Dass es unseren Milchbauern auch nicht viel anders geht, ist da kein Trost. Und es erinnert uns an ein Familienfest in Litauen vor vielen Jahren, auf dem uns einer der Onkel erzählte, dass er für den Liter abgelieferte Milch nicht mal eine Flasche Wasser kaufen könne. Das sei früher anders gewesen. Die Segnungen der EU kommen eben nicht bei allen an. Jedenfalls nicht bei denen, denen man es öffentlich verspricht. Von der Ukraine und dem, was ihr bevorsteht, will ich gar nicht erst anfangen. Dazu hoffentlich im August oder September mehr und Positives – wenn wir uns dann dort hin trauen… 🙁
Schlaflos in Etoliko
Dimitri hat Flora entschuldigt. Sie ist im Theater. Es gibt zwei davon, eines davon im Sommer als Freilichtbühne. Wir schlendern nach dem Essen dort hin und stellen uns hinten in den Zuschauerraum. Vorne am Eingang hatte ich flüchtig das Plakat angesehen. Außer Sidney Lumet kommt mir so im Dunkeln nichts bekannt vor. Auf der Bühne nur ein großer Tisch und viele Schauspieler drum herum. Mir kommt langsam ein Verdacht. Ich zähle. Zehn. Nein, elf. Da kommt noch jemand aus der Kulisse hinzu. Es sind zwölf. Die zwölf Geschworenen. Genau. Vor Jahrzehnten im Kino. Ein Klassiker. Hier in einem kleinen griechischen Städtchen auf der Laienbühne!
Bei einem gemeinsamen Ouso wenig später im schummrigen Café nebenan betrieben wir dann für einige Zeit noch deutsche Geografie: ein Ort nahe Frankfurt wird gesucht, „Bad W….“, nicht herauszuhören, wie er denn heißen könnte. Wir suchen eifrig auf dem iPhone in den offline-Karten. Vilbel? Wildungen? Einer der jungen Leute telefoniert, gibt mir das Telefon. Ich verstehe nicht, was auf der anderen Seite gemeint wird. Der junge Mann verschwindet. Nach einer Weile kehrt er zurück und zeigt mir stolz das Adressbuch seines Telefons: Bad Wildungen. Das wars also doch, Reha-Kliniken, klar. Darum ging’s ja: ein Freund von Dimitris Sohn hatte einen schweren Motorradunfall, selbst schuld und einen längeren Aufenthalt allda. Also geklärt. Ungeklärt blieb danach in der Diskussion über Merkel, was wohl passieren wird, wenn sie kommende Woche Athen besucht. Ratschläge? Dicke Taschen voller Euros? Die Griechen nehmen es wohl mittlerweile durchgehend mit Humor. Wie will man das alles auch ertragen als Untertan?
Wir gingen dann endlich schlafen. So dachten wir jedenfalls. Aber es war eben Samstagnacht, oder besser Sonntagmorgen. Da geht man aus. Und so war die Nacht laut und schlaflos. Morgens um sechs kamen die Letzten laut schwatzend, knallten ihre Autotür zu und entschwanden. Dann war kurz Ruhe – bis die Vögel anfingen. Und dann die Kirchenglocken. Jedenfalls so gut wie schlaflos war die Nacht.
Zum Frühstück gesellt sich dann Dimitri, zahlt vorsorglich gleich unsere Cappuccinos, die – schon leer – vor uns auf dem Tisch stehen. Widerstand ist völlig zwecklos bei ihm. Und er bringt ein großes Glas dieses Alleinstellungsmerkmals von Olivensalat mit. Später noch Flora, sie kommt von der Kirche von einem 40-Tage-Gedenkgottesdienst. Dem fern zu bleiben geht garnicht. Aber offensichtlich nur für Frauen.
Gegen 12 Uhr müssen wir los. Die Fähre von Lefkada nach Meganisi geht um 16 Uhr. Danach geht nichts mehr. Wäre garnicht gut gewesen, sie zu verpassen. Wissen wir dann am Nachmittag. Davon dann in Teil 2.