7.April 2014, 15:27:53 :: Meganisi
Die Fahrt bis Lefkada führt durch Flussdeltas, reich an Landwirtschaft; selbst militärisch gestylte Kiwi- und Weinfelder findet man da, auch Solarfelder und Windräder auf den Bergkämmen.
Das nur zur Beschwichtigung, Griechenland holt auf. Weiter findet sich auf dieser Strecke, die wir ja nun wirklich schon x mal gefahren sind, eine der schönsten Uferstrecken, die wir kennen und die uns immer wieder begeistert: fast immer direkt am Meer entlang, das an jeder Ecke mit einer Badebucht überrascht, oder hoch über dem Meer an steiler Felsenwand. Wenn die Sonne scheint ist alles zutiefst blau, weiße Schaumwolken darüber und am Horizont schwimmen die Ionischen Inseln. Zuweilen liegt in einer der Buchten eine Fischfarm, ohne die es wohl auf keinem Tisch am Mittelmeer noch bezahlbaren Fisch geben würde…
Auf der letzten Strecke kann man endlich wieder von der Hauptstraße abbiegen und auf einem schmalen, kurvigen uns zuweilen rumpeligen Strässlein durch’s Bergland schleichen. Man durchquert u.a. ein völlig verlassenes Dorf, von dem nur noch die Kirche steht und wohl auch noch genutzt wird. Manche Ruine wird auch noch von Hirten genutzt, wie wir nun wissen, besondern eben jetzt im Frühjahr. Alles ist grün und saftig, eine reiche Weide für Schafe und Ziegen.
Und dann dieser Ausblick ins nächste Tal, wenn man den kaum erkennbaren Pass überquert hat. Wir waren gespannt, denn wir kennen dieses Tal nur im Sommer oder frühen Herbst: Gelb, braun und nur mit den grünen Tupfern der Bäume. Nun also im Frühling, alles flächendeckend saftig grün auch da unten. Und in der Ferne wieder das Meer und Lefkada. Später die Festung über der schmalen Landzunge, die durch die Lagune hinüber nach Lefkada führt. Vorbei an der Wasserfestung in der Lagune und hinein ins Lekafa des brausenden Tourismus – der derzeit aber noch nicht so richtig will. Was nicht überrascht. Wie in Naxos wird auch hier gezimmert und gestrichen. Wo nicht, hängen trostlos Palmenblätter und Planen und man erkennt: wieder hat ein Kleinunternehmen der Krise nicht trotzen können.
In Nidri, wo die wohlvertäute Fähre in einer Stunde starten wird, dasselbe Bild. Aber! Unser Café schräg gegenüber der Fähre hat geöffnet, als einzige der Tavernen, chinesischer, indischer und vor alle, italienischer Restaurant und Cafés, die hier dicht aufgereiht der Saison entgegen dösen. Ein Bus mit griechischen Touristen aus Trikala fährt gerade wieder ab. Was die hier wohl wollten? Und derzeit hier die Fähre zu verpassen bringt Elend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass schon ein Hotel offen hätte…
Die Fähre hinüber nach Meganisi braucht eine gute halbe Stunde, vorbei an der Onassis-Insel Skorpios, die nun doch an einen Russischen Oligarchen verkloppt wurde, d.h. für 99 Jahre verpachtet. Denn darauf hatte der alte Herr geachtet, bevor er verschied: er ist dort begraben und die Insel darf von seinen Kindern nicht verkauft werden. Steht so im Testament. Sagt man. Und so residiert dort nun ein steinreicher Russe und lässt Ausschau halten nach lohnenden Immobilien hier und in Athen. Was gar nicht so einfach zu sein scheint wegen der Steuern, die auf Grundstücke und Immobilien erhoben werden. Groß stöhnen muss er da sicher nicht, im Gegensatz zu den normalen Einwohnern hier. Aber Griechenlands Steuergebaren ist dann wieder eine ganz andere Geschichte.
Wir verlassen die Fähre, fahren über den Berg und sind im Paradies, IL PARADISO, zum dritten mal, diesmal so früh, dass das Restaurant noch geschlossen hat, erst lange nach Ostern werden hier wohl Segler und andere Touristen wieder einen reich gedeckten Tisch vorfinden und liebevoll von Lydia und ihren Helferinnen bekocht und bedient werden.
Wir sind hier außer Konkurrenz. Aber das ist dann schon der nächste Tag…