* Rund Europa 2014 Nord, 4. Tag: Berlin – Wongrowitz (Wągrowiec)

Mittwoch, 06.08.2014, 23:24:06 :: Wongrowitz, Hotel Jamajka
Mittwoch, 13.08.2014, 22:55:26 :: Raudondvaris

Wir kamen nur bis Wogrowitz

Ein Kalauer mittlerweile, das verballhornte Zitat. Aber es passiert eben immer wieder, dass man sich ein Ziel vornimmt und es dann sauber verfehlt. In diesem Fall wollten wir eigentlich bis Thorn kommen und uns am Abend die Stadt mal wieder ansehen – dann wenn die Touristenströme wieder entschwunden sind.

Einschub: Und gleichzeitig stelle ich beim Suchen von Eboli fest, dass ich den entsprechenden Beitrag aus 2013 über diesen Ort auch noch nicht geschrieben habe…

Aber zurück nach Berlin. Bei einem reichlichen Frühstück mit Johanna und Tom vergeht viel Zeit mit Kauen und reichlich Gesprächen. Lis lässt sich noch einige Werke zeigen und erwirbt ein Bild, dass verpackt sein will, denn es muss die Reise nach Griechenland via Litauen etc. überstehen.

Ehe wir dann losfahren, machen wir ein Versuch: Wir wollen doch wenigstens noch einen weiteren Besuch unterbringen hier in Berlin-Mitte und klingeln dazu Elke, eine Freundin, die wir letztes Jahr in Naxos kennen gelernt haben, aus dem Bett. Es klappt, wir schauen bei ihr vorbei, quatschen und freuen uns über das Wiedersehen an anderem Ort – ja, und da wird’s eben immer später als geplant.

Hier begegnen wir noch was aus Naxos: Ein »Blutkörperchen« von Ingbert Brunk, Künstler, unschlagbar, wenn es um Naxischen Marmor und Form geht…

Von Elke bekommen wir dann auch diesen Tip für Reszel in Nordostpolen. Und irgendwann reissen wir uns dann doch los, hoffen alle, dass wir uns auf Naxos wieder sehen und stürzen uns dann in den Berliner Mittagsverkehr – es ist mittlerweile halb eins…

Raus aus Berlin Mitte

Wer in diese Stadt hinein fährt muss auch wieder raus. Das geht heute vergleichsweise flüssig, aber eben langwierig. Aber irgendwann werden die Häuserreihen gegen Alleebäume ausgetauscht, es wird zusehends ländlicher und irgendwann haben wir nur noch Alleen, Wälder und Wiesen.

Müncheberg besuchen wir nochmals kurz, weil Lis sich nicht mehr an den dicken Turm erinnern kann.

Grenzstadt Küstrin

Wir überqueren die Oder und damit die Grenze nach Polen in Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), einer Stadt mit einer ehemals beeindruckenden Festung und einer geschichtsträchtiger Vergangenheit: Unter anderem wurde der junge Friedrich Wilhelm, der spätere Grosse Kurfürst, dort vom 7.-14. Lebensjahr »aufbewahrt«:

Geboren 1620 in Cölln, einer der Vorläuferstädte Berlins, musste der junge Friedrich Wilhelm die Zeit zwischen seinem 7. und 14. Lebensjahr inmitten düsterer Wälder hinter den Mauern der Festung Küstrin verbringen, heute eine kleine Grenzstadt im Westen Polens. Nur dort, fern der Eltern, schien er sicher vor dem Chaos der nicht enden wollenden Kriegswirren.

SPIEGEL: Mit Militär und Migranten

Wir erhaschen nur ein paar Blicke auf restliche Gemäuer, unsere Zeit drängt…

Die Grenze passiert man umspektakulär, wiederum fast unbemerkt, 5 Stunden Wartezeit ist längst Vergangenheit…

Strassenprostitution hatte schon auf der deutschen Seite begonnen, sie setzt sich hier fort; am Nachmittag sehr verhalten…

Ansonsten fahren wir gemütlich, ohne viel Verkehr auf besten Strassen. Es ist keine Rennstrecke, die Strasse Richtung Thorn, nördlich der Autobahn Frankfurt/Oder – Warschau… Hier ein paar Eindrücke, viel Natur, wenige Dörfer, deren Renovierung begreiflicherweise nicht so vorankommt wie die der Strasse. Die Seiten mit den typischen Gräben zwischen Strasse und Gartenzäunen sind meist einer Euro-Pflasterung der Gehwege gewichen, die Häuser bleiben häufig im alten, of halb verfallenen Zustand: Für Strassen gibt es – mit Schildern immer wieder ausgewiesen – Zuschüsse, für Privathäuser eben nicht… Und Plattenbauten natürlich auch immer wieder hier – wie überall hier in den »ehemaligen Ostländern«.

In Jamaika

Gegen sieben Uhr abends geben wir dann auf: Ein See, ein Hotel namens »Jamajka«, dazwischen die Strasse – was soll’s, wir bleiben.

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  1. Der Schrank gehörte meinem Großvater, er hatte ihn in seiner Werkstatt stehen. Als ich 1987 meine erste eigene Wohnung bezog, bat ich um das alte inzwischen vergessene Stück. Mein Opa lebte da schon viele Jahre nicht mehr. „Von Holzwürmern zerfressen ist das Ding. Was willst Du damit?“ Hatte mich meine Oma gefragt. Meine Mutter fand ichn auch scheußlich: „Na wenn Du den abbeizt, bleibt nichts übrig.“ Darum bemalte ich ihn. Und zwar mit dem ersten lebensgroßen Akt, den ich je gemalt hatte, ohne Modell nur aus der Phantasie. Meinem Opa wollte ich auf diese Weise eine kleine Ehre erweisen. Foto vom Schrank oben 🙂
    Johanna Martin

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