* Rund Europa 2016, 12. Tag: Baška Voda – Gospić (Teil 2)

Freitag, 08.04.2016, 22:48:12 :: Gospić, Hotel Ana
Sonntag, 17.04.2016, 21:35:27 :: Hochdorf

Festung Knin

Ja, wer würde sich davon beeindrucken lassen, wenn er rund 2.000 km Reise durch mindestens 5 Länder in 2-3 Wochen plant?

Die Hauptattraktion Knins ist eine große Festungsruine auf dem Berg Spas. Die Festung ist jährlich am 5. August einer der Schauplätze der Festlichkeiten zum Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit.

Am Rande von Knin befindet sich die Quelle des Flusses Krka. Bei ausreichend Schmelzwasser aus den Bergen kommt es zu einem Wasserfall am Quellort.

Sehenswürdigkeiten bei Wikipedia

Als wir Knin erreichen und zum Hügel mit der Festung hinauf blicken, da ahnen wir nicht, was uns erwartet, als wir gönnerisch entscheiden dass wir uns die ansehen…

Wir fahren zunächst durch das Tor eines Pförtnerhäuschens und betreten danach die Festung durch ein relativ kleines Tor, über dem unübersehbar der venezianische Löwe Wache hält.

Was wir Stück für Stück zu sehen bekommen, als wir den Eintritt bezahlt und dann langsam durch die Anlage hochsteigen, ist eine nicht enden wollende Festung, die zweitgrösste in Europa nach Ulm/Neu-Ulm, so lese ich später. Verwinkelt, Treppen ohne Ende, lange Mauern mit Schiessscharten, verwinkelte Kasematten. Einige Festungsteile – es sind fünf oder sechs, jeweils mit eigenem Namen – sind wesentlich älter, als der Löwe vermuten lässt. Baubeginn im 9. Jahrhundert, wurde sie offensichtlich von allen, die hier herrschen immer weiter ausgebaut, zuletzt diente sie nur noch als Gefängnis, die Länge der Mauer beträgt mehr als zwei Kilometer…

Eine gute Stunde steige ich hoch bis ans andere Ende – Lis gibt zwischendrin auf – lasse mich kurz vom Regen durchnässen, die Kamera erreicht er aber, meinem Hemd sei’s gedankt, nicht.

Aus- und Rundblick sind trotz Dunst fantastisch, die Landschaft mit den Windungen der Krka hinreissend, sattsehen ist das eine, alles festhalten wollen das andere. Der Kompromiss »kostet« mich über eine Stunde.

Hoch oben, auf einem weiten grossen Platz steht neben der Kroatischen Flagge ein Standbild von Franjo Tuđman, des ersten gewählten kroatischen Staatspräsidenten (1990–1999) nach Auflösung der jugoslawischen Konstruktion Titos – ein mehr als überhebliches Porträt, wie ich finde.

Die Politik Tuđmans während seiner Präsidentschaft wurde als autokratisch und nationalistisch charakterisiert.

Wikipedia

An anderer Stelle ist eine als Museum getarnte Heldenhalle offen für das Publikum. Aber diese beiden Ausrutscher stören das Gesamtwerk nur sehr unwesentlich. Die Festung ist gigantisch und lässt einen spüren, was es bedeutete, hier Untertan oder Herrscher gewesen zu sein. Andererseits muss man wohl bedenken, welch schweren Weg die ex-jugoslawischen Länder gehen mussten in den Jahren ab 1990/91. Das erklärt vieles.

Das Gefängnis wirkt etwas eng, hat aber einen ausreichend massiven Deckel…

Gospić

Der Weg nach Gospić, unserem heutigen Ziel, ist nicht mehr allzu weit, führt uns aber nochmals durch prächtige, ja grandiose und erhabene Landschaften – trotz immer wieder auftauchendes und vorbeiziehender Ruinen mit ihren dunklen Fensterhöhlen und dem grünenden Bewuchs, der ihnen aus dem Kopf spriesst, ist es schön hier. Aber den insgesamt bedrückenden Eindruck wiegen auch die zuweilen verloren dastehenden neuen Kirchlein kaum auf. Wir fangen an zu schätzen: Wie viel Prozent der Häuser sind zerstört, unbewohnt? Wir kommen auf 30 bis 40 Prozent…

Die im Übermass blühenden Weissdornbüsche trösten uns ein wenig. Sonne würde wohl auch helfen…

Als wir Golspie erreichen werden wir unsicher: Werden wir hier eine Unterkunft finden?

Wir sehen 2 Hotelschilder, irren durch die Strassen und finden schliesslich das hier. Es ist Schulabschlussfeier, ca. 300 Junge Menschen werden hier heute Nacht feiern.

Wir werden deshalb schon gleich in die Dépendance verfrachtet. Das Restaurant ist belegt, die Türklinke des Zimmers herausgerissen, jemand wollte da ganz offensichtlich gewaltsam rein und die Düsen der Wohlfühlbadewanne sind ohne Funktion. Das ganze zum stolzen Preis von 60€ und mit musikalischer Unterhaltung und lautem Geschnatter bis in den frühen Morgen. Ich muss mich zügeln: Es regnete die halbe Nacht, deshalb war der Aufenthalt der Raucher im Freien begrenzt. Es hätte also schlimmer sein können.

Ach ja: Und gegenüber gab es dieses »Bifi«, eine Minikneipe, in der uns die Wirtin wunderbare Ćevapčići mit allem Zubehör zum Cola machte. Was brauchten wir mehr an diesem Abend. Ok., das Internet hätte besser sein können für den Preis. Und ich wäre dann auch mit meinen Berichten voran gekommen.

Links:

Dieser Beitrag wurde unter HR, Kroation, Reisen, RundEuropa2016 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar