Samstag, 18.06.2016, 15:33:53 :: Böle, Gästgård Christiansund
Flucht vor dem Regen
Die letzte Nacht haben wir in einem Wanderheim verbracht: Doppelzimmer (was eher privilegiert ist in diesem Haus), Bad und Toilette auf dem Stockwerk, immerhin. Einfach, praktisch gut. Soweit. Bis auf das Internet, das funktionierte einfach nich nicht. Das Ganze für 68€, was ein Schnäppchen ist, weil: Die skandinavischen Ferien haben gestern begonnen, alles ist auf der Flucht in die Ferien. Und – ok., nicht alle – jeder will offenbar auf die Ålandinseln. Das hatten wir 2005 schon einmal erlebt, als wir keinen Platz auf der Fähre bekamen.
Die entsprechende Berichte standen im Wiki, das Hacker in einem Reisesommer vernichtet haben.
Deshalb hatten wir auf der Reise 2008 von Grisslehamn nach Vårdö und eben diesmal wieder im Internet vorgebucht – für sagenhafte 24€, Auto und zwei Menschen. Das war ein last-minute-schnäppchen, echt. Kostet normal so um die 140€.
Nun, es regnete bereits gestern bei der Überfahrt. Trotzdem gab’s ein tolles Naturschauspiel: Einen Regenbogen bei/nach Sonnenuntergang – wie soll man das nennen, wenn die Sonne nachts um halb elf immer noch weit oberhalb des Horizonts hängt?
Aber heute morgen…
…regnet es dafür erst recht, wie angekündigt. Wir entschliessen uns, einen Tag abzuwarten, denn für Sonntag ist – dem Wochentag entsprechend – wieder Sonne angekündigt. Das Wanderheim, hat unseren Raum schon anderweitig vermietet, so bleibt uns nach dem Frühstück nur die Suche nach einer neuen Unterkunft. Lis gelingt das schnell: Sie findet Gästgård Christiansund, oben in Eckerö, der westlichen Nchbarinsel.
Mariehamn im Schnelldurchgang
Wir packen und ziehen los, parken mit Scheibe in der Innenstadt und wagen uns trotz Regen raus in die Fussgängerzone. Was soll ich sagen? Selbst wenn man den Regen komplett ausrechnet: Enttäuschen, karg, ungemütlich. Hier scheint es überall nur Pizza- oder Tai-Küchen zu geben. Ich hätte aber gerne irgendwas mit Heringen oder wenigstens endlich wieder einen Cappuccino, ein gemütliches Café – gibt’s hier alles nicht. Niente. Nada. Oder ingenting, wie der Schwede sagt. Nebenbei: Auf den finnischen, aber autonomen Åland-Inseln wird Schwedisch gesprochen. Überhaupt sind ist diese Schärenlandschaft es absolut wert, besucht zu werden. Gemocht sowieso. Nur eben nicht bei Regen und nicht, wenn man griechische Verhältnisse gewohnt ist. Die nordischen Länder glänzen, wenn es um Natur geht: Wälder, Seen, die Granitfelsen, die bemoosten Geröllfelder, wo die Trolle wohnen, die Lupinen-Alleen. Aber die Städte? Sie haben Eigenarten, gewiss. Aber das reicht nicht, um sie interessant zu finden oder gar zu mögen.
Das betrifft eigentlich alle grösseren Städte in Europa, jedes Jahr mehr und überall: Der kaufrauschgetriebene Kapitalismus oder der kapitalismusgetriebene Kaufrausch, sie ebnen alles ein.
Jebenfalls, im Gästgård Christiansund finden wir eine sehr gemütliche Bleibe, alles da was man braucht, auch ein funktionierendes – und jetzt alle: I-n-t-e-r-n-e-t. Genau.