* Rund Europa 2016 (2), 24. Tag: Sininen Helmi (Ruhetag)

Freitag, 24.06.2016, 22:25:36 :: Sininen Helmi
Sonntag, 26.06.2016, 18:52:10 :: Parikkala

Heute ist der Freitag nach Mittsommer. Warum das wichtig ist? Ganz einfach: Fällt Mittsommer nicht auf einen Freitag oder Samstag, dann finden die Mittsommerfeuer und -feiern in Skandinavien am darauf folgenden Freitag oder Samstag statt. Das liegt einfach daran, dass mit einer erheblichen Zahl der Feiernden am Folgetag und eventuell auch einem weiteren Tag danach nichts anzufangen ist. Ursache hierfür wiederum ist der Alkohol.

Ansonsten ist diese Mittsommerzeit – natürlich meine ich besonders die Abende und Nächte – eine irre Erfahrung, die auch am x-ten Abend nichts von ihrer Faszination einbüsst. Es ist nach Mitternacht und draussen vor der Türe kann man immer noch Zeitung ohne zusätzliche Beleuchtung lesen. Oder besser »könnte«, denn man muss sich dazu zwingen, im Hellen ins Bett zu gehen um den folgende Tag wieder fit zu sein.

Neben dem Mittsommernacht-Feuer gehören natürlich auch die Blumenkränze der ums Feuer tanzenden Mädchen zum Ritual; in vielen Gegenden ist das wohl auch noch so, wie uns versichert wird. Und deshalb hält Lis auch dieses Mal diese schöne Tradition hoch und pflückt und windet sich wieder einen Kranz. Leider hängen die Blüten sehr schnell das Köpfchen…

Ich sitze derweil am Beitrag vom Vortag und kämpfe selbst hier ein wenig mit dem Internet, besonders beim Hochladen der Bilder. Und von den Mücken reden wir nicht mehr, ok.?

So vergeht der Tag schnell aber ruhig. Das ist nötig, wenn man drei Wochen lang fast jeden Tag das Bett wo anders aufgeschlagen hat. Es geht nichts Neues mehr in den Kopf hinein…

Sininen Helmi ist dafür ein Platz wie kaum ein anderer. Alles ist harmonisch, es gibt keine Verkehrsgeräusche, keine Rasenmäher, nur Vogelgezwitscher, eine Kuckuck und die sehr zurückhaltend kreischenden Möwen. Und die Wirtsleute haben in allem hier ein Händchen, dass man nur staunen kann.

Da wir uns entschlossen haben, in Sininen Helmi ein Tag Pause zu machen, hätten wir uns in der Umgebung an einem »Feuerabend« beteiligen können. Nach den Erfahrungen 2012 in Muonio sind wir darauf aber nicht wirklich erpicht. Dass uns die Wirtsleute hingegen am Abend zum Essen einladen, empfinden wir nicht nur als Ehre sondern auch als die weitaus bessere Alternative. Wir sind die einzigen Gäste im Hotel, weitere kommen erst nach zehn Uhr abends. Da sind wir längst mit Essen und Sauna fertig.

Der Chef kocht und brät im Freien in einem gasbeheizten Wok nach Bratkartoffeln, Schweinesteak und savonischen Roten Würsten als Dessert auch noch locker-leckere Pfannkuchen, die mit Erdbeer-Sauce nochmals verfeinert werden, und wir unterhalten uns übers Reisen, über Politik und über die Frage, ob man sich als Finne vor Russland fürchten muss (was sie verneinen).

Nach einer angemessenen Pause darf ein ausgiebiger Saunagang und die Plantscherei im See nicht fehlen. Es ist ein wirklich entspannender Genuss, die beiden Saunen direkt am See nutzen zu können. Der Chef feuert in beiden Häuser jeden Nachmittag an, so dass man dann am Abend – normalerweise nach erfolgter Koordination zwischen den Gästen – genüsslich schwitzen und schwimmen kann. Da wir die Einzigen sind, können wir auf Absprachen verzichten.

Beim Gang zur Finnischen Sauna stolpere ich fast über einen riesigen toten Fisch, halb angefressen und von Fliegen umschwirrt, der auf dem Weg im Gras liegt. Erst später erfahren wir, dass ein Adler, der schon den ganzen Tag über den See strich, sich dort den Tisch gedeckt hatte – und wir ihn beim Mahl gestört haben. Nachdem wir gegangen sind ist er wohl zurückgekehrt an seinen Tisch im Gras, hier an diesem See der Lerchen, unter immer noch blauem Himmel…

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