Montag, 27.06.2016, 17:59:40 :: Camping Fish & Fun, Pertunmaa
Donnerstag, 21.03.2019, 15:54:33 :: Panoramabild Kerimäki
Den Platz findet wahrscheinlich keiner auf der Karte. Selbst als wir dran vorbei fuhren, hat nur Lis das grosse Plakat gesehen. So haben wir – rechtzeitig vor dem Regen – eine sehr schöne Hütte am See gefunden. Sanitärräume tiptop und direkt gegenüber. Sogar ein sehr zutraulicher Kater scheint auf uns gewartet zu haben; er legt sich sofort vor die offene Türe, vor der wieder unser Moskitonetz hängt.
Aber zurück nach Parikala, wo wir ja an der Grenze zu Russland übernachtet haben.
Gestern Abend um 21:45 Uhr und um Mitternacht und heute Morgen um halb 3:30 Uhr habe ich ein paar Aufnahmen gemacht, dieses Nicht-dunkel-werden fasziniert einfach und das »Abendrot« um Mitternacht sieht um halb vier Uhr morgens fast gleich aus – eben »verrutscht«.
Wir sind heute Morgen stimmungsmässig schon irgendwie auf »Rückfahrt« gebürstet, obwohl wir noch 2 Tage Finnland übrig haben, bis wir in Helsinki auf die Fähre nach Tallinn gehen. Wir haben noch zwei Anlaufstellen heute, dann nur noch Fahren auf immer volleren Strassen zur Metropole Helsinki. Es fällt uns schwer, Finnland zu verlassen, das merken wir den Tag über immer deutlicher, wenn wir wieder durch Städte kommen, die Ampeln haben…
So verlassen wir auch betrübt das Hotel an der russischen Grenze und die letze »Lachstankstelle«. Wir waren die einzigen Übernachtungsgäste, zwei Damen fuhren gestern Nachmittag ab, als wir ankamen. Beim Bezahlen bekommen wir dann wie zum Trost eine grosse Dose voll Lachs mit auf den Weg. Wir reden noch übers Geschäft und es stellt sich heraus, dass die russischen Gäste fast völlig ausbleiben: Krise in Russland. Das bestätigt uns heute Abend auch die Tochter des Managers des Campingplatzes. Dazu am Ende mehr.
Wir machen die letzten Bilder und fahren los.
Kerimäki: Eine kolossale Holzkirche
Der kleine Ort Kerimmäki, ca. 60 km nördlich, ist unser erstes Ziel. Dort soll die grösste Holzkirche der Welt stehen. Und die wollen wir uns wahrlich nicht entgehen lassen.
Kerimäki ist hauptsächlich wegen der Kirche von Kerimäki, der größten Holzkirche der Welt, bekannt. Sie hat 3400 Sitzplätze; 5000 Menschen können sich gleichzeitig in der Kirche aufhalten. Die Innenmaße der Kirche betragen 45 m Länge x 42 m Breite x 27 m Höhe. Die am 25. September 1847 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellte Kirche wurde am 11. Juni 1848 (Pfingsten) feierlich geweiht. Die neoklassizistische Kuppelkirche weist einen kreuzförmigen Grundriss auf und ist innen in zwei Geschosse geteilt. Der freistehende Glockenstapel ruht auf einem Sockel aus massivem Mauerwerk.
– Wikipedia
Als wir unterhalb des Hügels, auf dem sie zusammen mit einem ebenfalls hölzernen Glockenturm steht, auf den Parkplatz rollen, staunen wir nicht schlecht.
Wie ein mächtiges aber schlichtes Zuckerbäckerwerk in Pastell-Gelbbraun und Weiss steht sie da oben. Und wir sind ausnahmsweise nicht die Einzigen, die den Hügel hinauf steigen. Aber lassen wir die Bilder sprechen. Dieses von aussen wie ein Block wirkende Gebäude offenbart innen eine fast filigrane Holzarchitektur.
Im Eingang zum Glockenturm daneben befindet sich ein kleiner Andenkenladen, wo auch Kaffee ausgeschenkt wird, den man draussen in der Sonne sitzend geniessen kann; noch scheint sie ja, aber die ersten Wolken ziehen schon auf und heute soll es noch regnen.
Die Wasserburg in Savonlinna
Nur zwanzig Kilometer weiter südwestlich auf unserem Weg Richtung Helsinki steht mitten im Fluss die imposante Burg Olavinlinna auf einer kleinen Felseninsel.
Sie zu finden ist nur per Sicht zu meistern, Schilder fehlen, ebenso sind keine Parkplätze ausgewiesen. Dafür gibt’s aber eine ganze Reihe Restaurants, Cafés und Boutiquen, Savonlinna ist also auf Touristen eingestellt, die auch in grosser Zahl über die lange Pontonbrücke zur Festung pilgern und diese bevölkern, Familien mit Kindern, für die allerlei bereitgehalten wird, um sie vom Quengeln abzuhalten.
Der Eintritt von 7€ pro Rentner ist wohl in erster Linie dazu gedacht, sich per Führung die gesamte Geschichte der Burg sein dem 15. Jahrhundert bis heute in Englisch anzueignen. Wir verzichten darauf, schauen uns exemplarische Stellen an und holen uns in der Museumsverkaufsstelle die entsprechende Broschüre, die mich soweit fitmacht, dass ich verstehe, weshalb sie so wichtig war.
Sie bildete eine genial gelegene Verteidigungsstelle der Schweden gegenüber Russland, damals noch Nowgorod. Die nowgoroder Fürsten und Handelsleute waren jedoch der Ansicht, dass die Festung auf russischem Territorium stünde und so herrschte bis Mitte des 18. Jahrhundert so lange Krieg, bis die Russen die Burg in Besitz nehmen konnten, ausbauten und das Land drum herum als russisches Land erklärten. Damit war der Zweck der Festung erloschen und wir können sie heute in gut erhaltenem Zustand durchforschen mit ihrer völlig verwinkelten Architektur – auf einem kleinen Felsen mitten im Fluss ist nun mal nicht für jeden Wunsch Platz.
Nach der Pflicht dann die Kür: Lis isst eine Kartoffel-Lachs-Suppe, eine lokale Spezialität während ich mich an einem sehr leckeren Salat erfreue.
Die Reststrecke bis zu unserem Campingplatz ist im Wesentlichen Raserei, der Verkehr ist hektischer und dichter, als wir das die letzten Tage erlebt haben. Meist sind 100 km/h möglich, was für selbst die kleineren Stassen mit drei Ziffern spricht, aber Drängelei macht keinen Spass.
Ja, und dann der Campingplatz. Nachdem wir unsere Hütte bezogen und eingerichtet haben, den Kater gestreichelt und den restlichen Lachs von gestern Abend gegessen haben, machen wir uns auf zur Rezeption, denn nur dort gibt’s Internet.
Mit der jungen Verwalterin kommen wir ins Gespräch, sie ist Russin mit finnischen Wurzeln, daher konnte ihr Vater und sie nach Finnland auswandern und hier sesshaft werden; hierzu verlang Finnland Gentests, die die finnische Abstammung belegen können. Sie interessiert sich für unsere Art zu reisen, weil sie selbst mit ihrem Freund auch die eine oder andere Rundreise absolviert hat. Für Russland hat sie nicht viel übrig, sie hält die Politiker dort schlicht für verrückt.
Sie bringt uns ihren mobilen WLAN-Router vorbei, denn ohne Internet… Und mittlerweile hat es sich eingeregnet.