* Rund Europa 2016 (3), 3. Tag: Biała Podlaska – Horodło

Mittwoch, 24.08.2016, 17:10:47 :: Horodło, Hotel Sława
Montag, 10.10.2016, 17:54:01 :: Galanado

GoogleEarth Track Log

Horodło liegt gewissermassen am Ende der »europäischen« Welt – der Bug ist Teil der EU-Aussengrenze. Nur wenige Kilometer sind es, dann ist man in der Ukraine. Aber das ist eben auch ein Vorteil – wenn man dort hin möchte. Ansonsten herrscht in diesem Flecken erhebliche Ruhe. Was ich hervorheben kann ist, dass ein Bediensteter bei Sonnenuntergang die kleine Holzkirche vollständig verschliesst und morgens wieder teilweise öffnet. Ich denke, sie ist auch das einzige Schmuckstück im Ort.

Wir haben unterwegs überlegt, wo wir fahren. Unvorhergesehenes hat unsere Fahrzeit erheblich verkürzt, aber dazu später. Eigentlich wollten wir ja am Nachmittag mal wieder in Zamość sein um am nächsten Tag in Lwiw in der Ukraine Zeit für eine weitere Stadtbesichtigung zu haben. Zamość besitzt u.a. eine sehr schöne italienische Altstadt (seit 1992 Weltkulturerbe der UNESCO), umgeben von einer wuchtigen Festungungsanlage sowie einen eher traurigen Rest einer Synagoge und ist Geburtsstadt von Rosa Luxemburg. Selbstverständlich fehlt auch eine erwähnenswerte Kirche nicht. Zamość ist also unbedingt besuchenswert. Keine Frage. Dasselbe gilt natürlich und in erhöhtem Masse für Lwiw.

All das sind unsere Überlegungen während wir so über Land fahren. Aber wir trösten uns später damit, dass wir eigentlich derart touristische Orte, zumal zwei direkt hintereinander, eigentlich gar nicht wollen. Und so landen wir eben am frühen Abend in diesem verlassenen Ort an der ostpolnischen Grenze zur Ukraine. Grenzfluss ist natürlich immer noch der Bug, der südöstlich in der Nähe von Lwiw entspringt.

Hinsichtlich Horodło kann ich auf den Beitrag vom 22.8.2012 verweisen. Da waren wir auch hier zu Gast. Der ausführliche Bericht enthält auch den Hinweis darauf, weshalb wir uns heute so in der Zeit verirrt haben. Es hat sich einiges geändert hier und nicht zum Guten: Das Abendessen ist abgeschafft, es gibt nur Pizza aus der »Bar« im Keller. Da steht eine sichtlich frustrierte Frau im Halbdunkel und wartet auf Kundschaft, ausser zwei Biertrinkern oben und einem Mädel mit Brüderchen bei einer Pizza ist nichts los; und wir natürlich. Wir essen eben auch Pizza, Lis mit einem Bier, ich einem Cappy-Erdbeer-Getränk, das scheusslich schmeckt. Und hinterher zwei Kügelchen Eis, 50 Cent.

Internet ist nicht, also bald schlafen gehen. Was aber gar nicht so einfach ist: Bleibt das Fenster geschlossen, erstickt man alsbald, öffnet man es, dann beschallt uns die Klimaanlage vom Supermarkt direkt gegenüber in langen Intervallen mit nur kurzen, zu vernachlässigenden Pausen. Auch den Lebensmitteln dort ist es zu warm…

So. Falls jetzt noch jemand Interesse am bisher vergangenen Tag hat: Das alles folgt jetzt.

Wir versuchen ja immer, so nah wie möglich an der Grenze, erst der gegenüber Belarus, später der gegenüber der Ukraine zu fahren. Das gelingt nicht immer. Es interessiert uns einfach, wie es sich lebt diesseits eines Flusses, der der Grenze bildet und gar nicht einmal so sehr breit ist; ein Boot genügt, selbst schwimmen wäre denkbar.

Die Dörfer sind wie überall hier, von Litauen bis weit hinab am Bug beziehungsweise der Grenze. Das es da dennoch Überraschungen geben kann, hatten wir ja am Tag zuvor erlebt. Heute sehen wir zunächst nichts Weltbewegendes: Weite Ebenen, Felder mit Tabak, Wälder. Kirchen natürlich ebenso.

Und zuweilen auch den Bug.

Tote Bugschleifen…

…gibt es einige. An einer liegt Orchówek mit seiner von aussen sehr unscheinbaren Barockkirche:

Mariensanktuarium mit dem Wundergemälde der Muttergottes vom Trost.

Eine wichtigste sakrale Sehenswürdigkeit im Ort Orchówek ist die St.-Almosenier-Kirche im Spätbarockstil, die mit 2-türmiger Fassade in den Jahren 1770–1789, wahrscheinlich nach dem Entwurf von Paweł Fontana, erbaut wurde. Die Kirche ist auch Mariensanktuarium mit dem Wundergemälde der Muttergottes vom Trost. Im Dorf Orchówek blieben auch die Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert erhalten.

Quelle

Knapp zehn Kilometer weiter südlich kommt dann diese Abzweigung, an der wir uns nun doch kein zweites mal vorbeimogeln können:

Sobibór

Das Vernichtungslager Sobibór liegt wenig mehr als 70 km östlich von Majdanek, wo wir 2010auf dem Weg in die Ukraine waren.

Diesmal fahren wir diesen Waldholperweg, knapp 5 km sagt der Wegweiser, hinterher dasselbe zurück – noch schlimmer. Die Gedenkstätte ist erschütternd, unerwartet viele Touristen, auch Deutsche. Einige sind per Fahrrad unterwegs.

Hier folgt der ausgelagerte Beitrag über

Sobibór

Nach Sobibór wird es eben mit Zamość knapp, siehe oben.

An einem weitern Bugarm treffen wir auf eine wunderschöne Badelandschaft. Wir sind versucht, lassen es aber. So dicht an der Buggrenze sind wir mittlerweile, dass die polnischen Grenzpfähle uns mahnen, jetzt nichts Falsches zu tun.

In Dubienka, ca. zwanzig Kilometer von unserem abendlichen Schlafplatz treffen wir nochmals auf eine stattliche zweitürmige Barockkirche. Die jüdische Bevölkerung des Dorfes (knapp 3.000) wurde ausnahmslos am Ort von Deutschen erschossen beziehungsweise in Sobibór ermordet.

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