* Rund Europa 2016 (3), 5. Tag: Ternopil (Ruhetag)

Freitag, 26.08.2016, 10:14:26 :: Ternopil, Ukraine :: Hotel Ternopil

Wir haben bereits zum zweiten mal den Reiseplan geändert und gestern Abend bei Apfelsaft und sanftem Cappuccino beschlossen, einen weiteren Tag in Ternopil zu bleiben.

Es ist mittlerweile heiss, das Internet ist recht ordentlich und die Preise im Keller – natürlich nur für unsere Verhältnisse.

Die Stadt Ternopil hat viele Namen, man ist verwirrt: Aus »Terno«, »Tarno«, »pil« und »pol« kann man sich basteln, wozu man Lust hat, es passt (fast) alles – nur »Tarnopil« geht nicht. Das Gewurschtel wird verständlich, wenn man die Geschichte Ternopils betrachtet: Galizien war schon immer ein Gebiet ständig wechselnder Herrschaft.

Ternopil (ukrainisch Тернопіль; polnisch und deutsch Tarnopol, russisch Тернополь/Ternopol) ist eine Stadt im Westen der Ukraine und Hauptstadt der Oblast Ternopil, früher in der gleichnamigen polnischen Woiwodschaft, die bis zum 17. September 1939 existierte.

Ternopil ist eine der drei wichtigsten Städte Ostgaliziens, liegt 132 km östlich von Lemberg und hat rund 250.000 Einwohner. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts lebten sehr viele Juden, Polen und Deutsche in der Stadt. Ternopil ist ein Wallfahrtsort.

Quelle: Wikipedia, Ternopil

Was uns schon mal gefällt: Stadt und Hotel liegen am Ternopiler See, der sich durch Aufstau des Seret bildet; selbst das Ternopiler Schloss befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Zwischen Hotel und Schloss geht eine stattliche aber stark renovierungsbedürftige Freitreppe hinab zum See und zu einer langen und breiten Promenade, auf der sich die Bevölkerung tummelt: Mütter mit Kindern, Jugendliche und ältere (alte) Herrschaften. Gut, an die Freitreppe von Odessa – das war fast auf den Tag vor sechs Jahren – kommt sie nicht heran, aber trotzdem.

Ternopil, 2016-08-25 nach Sonnenuntergang

2016-08-26 Ternopil bei Sonnenuntergang

Die berühmte Freitreppe in Odessa

Odessa, 2010-08-27

Am 24. August war Nationalfeiertag, daher gibt es überall und eben auch auf der Promenade, vielerlei Aktivitäten. Wobei »vielerlei« eben ukrainisch interpretiert werden muss – mit einem durchkommerzialisierte deutschen Weinfest können die Aktivitäten hier nicht konkurrieren. Müssen sie auch nicht, denn der Jugend reicht eine gemeinsame Pizza und eine Decke, um sich auf dem völlig vertrocknenden Resten eines ehemaligen Rasens zu vergnügen.

Jedenfalls ist Ternopil noch gerade überschaubar genug, um nicht zu fliehen. Lis hat sich zu einem Morgenspaziergang hinaus gewagt in die mittägliche Hitze, während ich hier sitze und schreibe.

Ich denke dabei wieder an die unentwegte Ballerei auf dem Schießstand in den Wälder westlich Raudondvaris – wesentlich mehr als alle Jahre zuvor – und an die vielen Lastwagen ohne Kennzeichen und Aufschriften unterwegs in Skandinavien und den Baltischen Ländern, an die Panzer auf der Fähre von Helsinki nach Tallinn – Kriegsvorbereitungen an allen Ecken in Europa.

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Und wer in diesen Tagen durch die Westukraine fährt, dem bleibt auch die dickbackige Demonstration der Nationalisten in der Ukraine nicht verborgen.

Eben, kurz vor 12 Uhr fuhr ein langer Autokorso mit Fahnen und Hupen am Hotel vorbei, eskortiert durch Polizeifahrzeuge…

Wenn wir doch eine aufgeklärte Öffentlichkeit hätten. »Putin böse, Amerika gut« höre ich noch Freunde in Litauen sagen. Ich könnte den Satz umkehren und er wäre dann genauso falsch.

Apple in Ternopil

Lis kommt gut durchgewärmt von ihrem Stadtbummel zurück, den wir dann am Abend wiederholen. Sie hat zwei »Apple Shops« entdeckt, in denen es iPad-Hüllen gibt, die in Deutschland niemand mehr anbietet; zum halben Preis gibt es sie hier. Mehr über die Stadt irgendwann.

Seret und Dnister

Quelle: Wikipedia, Dnister

Der Dnister wird uns noch eine ganze Weile begegnen, bis wir uns unten in der Ukraine bei Bilhorod-Dnistrowskyj von ihm verabschieden werden. Da werden wir Moldawien bereits wieder verlassen haben.

Dabei stelle ich fest, dass die Beiträge von 2010 über Bilhorod-Dnistrowskyj noch gar nicht fertig sind, über die Riesenfestung, die wir übersehen hatten. Lediglich die Fahrt von Moldawien nach Odessa kann man nachvollziehen. An diesem Tag standen wir an deren Mauern und haben es nicht gemerkt… Stoff für noch viele Beiträge.

Morgen früh geht es dann weiter nach Chmelnyzkyj zu unseren Freunden. Wir sind gespannt, was sie uns zu berichten haben.

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