La Laguna ist ein kleiner Ort, 10 Minuten weg von Todoque. Für mich hatte er bisher die Bedeutung als der Ort mit der Ampelkreuzung: Vom Flughafen kommend dort nach links ging’s nach Todoque zu unserer Casita. Ausserdem ist dort die nächste Tankstelle und das Depot für die Flüssiggasflaschen. Also ein wichtiger Ort auf La Palma, für uns jedenfalls und in diesem Sinne.
Dann bauten sie eine Ortsumgehung; La Laguna wird seither nur noch durchfahren, wenn man nach Los Llanos zum Einkaufen muss. La Laguna wurde vom Orientierungspunkt zum Hemmschuh – die einzige Ampel auf der Strecke. Mittlerweile aber haben wir uns abends mehrere Male in die dortige Kneipe gewagt. Wie es das Schicksal so mit einem treibt: Man glaubt sich im Schwabenland; schwäbisch scheint die Hauptzunge hier, Spanisch geniesst Minderheitenschutz. Auch der Autovermieter ist Stuttgarter, und der und der…
Nun aber…
…haben wir in La Laguna unsere erste kanarische – und damit auch palmerische – Fiesta besucht. Dorffest nennt sich das, was auch in deutschen Landen mittlerweile flächendecken stattfindet: Hauptstrasse sperren, Bierbänke, Vereinsstände – man kennt das. Meint man auf den ersten Blick. Der wesentlich Unterschied scheint mir zunächst einmal der Anlass. Die kanarische Fiesta hat meist kirchliche Anlässe: Ein Heilger, eine Madonnengestalt. Sie werden in der Regel durchs Dorf getragen. Oder wurden. Sankt Isidor im Falle von La Laguna wurde jedoch gefahren – die Zeiten ändern sich. Hoch auf dem Pick-up zwischen Palmblättern und anderem Grünzeug stand er leicht schwankend auf seinen Speer (oder war’s ein Schwert, eine Schreibfeder – s.u.?) gestützt und schaute weit voraus hinab zum Dorfkern, wo er sich dann wohl bald wieder für den Rest des Jahres in der Kirche in seine ruhige Ecke zurückziehen durfte. Nebenbei: Isidor von Sevilla ist der Schutzpatron der Bauern; und – seit 2001 – der Patron des Internet. Wir befinden uns also mit diesem Weblog unter kompetentem, traditionsreichem Schutz. Isidor lebte bis 636 und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des Mittelalters. Was nun aber mit der Qualität dieses Weblogs nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.
Jedenfalls: Gefolgt wurde St. Isidor von einem weiteren geschmückten Pick-up, von dem Wein ausgeschenkt wurde, und von freudig singenden und musizierenden Palmeros in bunter Landestracht.
So zogen sie vom Fussballfeld hinab zum Dorf.
Wohin wir nach einiger Zeit folgten. Die Strasse nach Tazacorte gesperrt, eine riesige Bühne vor der Kirche. Auf ihr gab’s schon am Abend zuvor Folklore; man ist versucht zu sagen: »Wie im Fernsehen« – nur echter.
Die Speisung der Fünftausend…
…dürfte das dann schon gewesen sein, was dann folgte: Eine lange Schlange von Menschen, wartend, plaudernd, wegrennend, wiederkommend, bewegte sich gemächlich durch einen aus grossen Palmblättern gebildendten Stand. Auf der anderen Seite kamen sie alle wieder heraus: Jeder einen Teller voll Paella, geschöpft aus einer Riesenpfanne, einem Stück Brot und einem Beutelchen in Gofio gewendeten Grieben (Chicherones). An einem weiteren Stand gab’s Wein.
Und das Ganze kostenlos! Ohne Nachweis, ohne Stempel auf dem Handrücken, ohne Eintrag in den Reisepass. Einfach so. Und lecker war’s!
Ansonsten…
…die üblichen Belustigungen, rosa Zuckerwatte, krakelende Kinder, kichernde Girlies, südamerikanisch-rythmisierter Discostampf. Man merkt: La Palma ist nicht »Europa«, nicht gestriegelt und geleckt, der Kommerz hält sich sehr in Grenzen, es fühlt sich alles sehr familiär an.
Was aber besonders auffiel: Sehr viele ältere und alte Menschen, ungezwungen, tanzend, schwitzend und lachend. Hier findet – jedenfalls sichtbar – keine Abtrennung der Alten statt. Das zeigt sich im übrigen auch jeden Tag auf den Plazas und auf den Strassen: Überall alte Herrschaften, plaudernd auf den Stock gestützt, zuweilen wackelig; so gut es geht eben sind sie draussen und nie alleine.
Und zum Schluss…
…sei darauf hingewiesen, dass man Mühe damit hätte, allen Fiestas auf der Insel beizuwohnen. Sie folgen so aufeinander, dass man aus dem Amusement gar nicht mehr herauskommt. Demnächst in San Antonio der kanarenweit grösste Viehmarkt. Klar, der Heilige Antonius ist noch älter, die Fiesta damit noch grösser – er lebte bis 356, heimgesucht und gepeinigt von so mancher Versuchung. Na, wir werden sehen…
Und für unsere Katzenfreunde…
…(Katzenfotos sind mit das Meistveröffentliche im Internet!) ein paar Bilder von Lilith, einer Handvoll Katze. Gefunden und aufgenommen behauptet sie sich bisher gegen die »Ureinwohner« – mit etwas Nachhilfe jedenfalls.
Süüüüüüüüüüüüsssssssssss !!!!!!!!!!!!!!!!!
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