Die Übernahme des schlachtreifen Staates…

…durch die Privatwirtschaft ist zwar immer wieder ein Thema hier und da, aber aufregen tut es die Öffentlichkeit so wenig wie der absehbare Klima-GAU: Es ist alles nicht Alltag, dieser kompliziert genug und daher wird alles ausgeblendet, was nur geht.

Nur ein paar Stichworte,

was mir ohne langes Nachdenken dazu einfällt:

  • Die Übernahme des Welternährung, insbesondere durch Kopplung von genverändertem und damit patentiertem Saatgut und der zugehörigen Insekti- und Herbizide; Monsanto ist da ganz weit vorne dran (z.B. YouTube). Die Milchmisere der Bauern weltweit gehört zum selben Problemkreis. Und sicher weitere. Apropos »Milch«: Wer trinkt eigentlich das Kunstprodukt aus den Kühlregalen (meist sind die ja nicht mal mehr nötig!) von Aldi & Co.? Dieselben, die die künstliche Fäden-zieh-Pampe auf der Pizza als Mozzarella goutieren? Ich frage mich jedes mal, wenn ich im SPAR stehe: Wer kauft und isst! all die Scheisse, die da rum steht? Merkt denn keiner, was hier los ist?
  • Die Privatisierung gesellschaftlichen Eigentums und gesellschaftsrelevanter Infrastruktur: Bahn, Post, Telekommunikation, Energieerzeugung und -verteilung, Wasserver- und -entsorgung, vor allem auch des Gesundheitswesens
  • Das Ausbildungswesen, seine Inhalte, Dauer und Ziele werden zunehmend den Wünschen bzw. Vorgaben der Wirtschaft unterworfen. Das fängt mit der Grundschule an und hört mit der inhaltlichen Ausdünnung in den Oberstufen der Gymnasien und der Verkürzung auf acht Jahre nicht auf; Abiturienten, die orthografisch/stilistisch ihre Seminararbeiten nicht mehr gebacken kriegen, sind ja wohl mittlerweile der Normalzustand. Die Einfühung des Studiengeldes und die Verkürzung der akademischen Ausbildung samt wirtschaftskompatibler Studienabschlüsse (»Akademische Lehrlingsausbildung« auf Staatskosten) und die Ausbeutung von »Praktikanten«, sprich fertig diplomierten Studienabgängern über Jahre hinweg – all das ist noch nicht das Ende
  • Nicht zuletzt die Finanzkrise und der staatliche Umgang mit ihr zeigt, dass die Wirtschaft, ob Schatten- oder Real-, unverfroren abkassiert, unterstützt durch unsere politische Klasse, die so einmal mehr zeigt, wem sie in Wahrheit verpflichtet ist: Nicht denen, die sie wählen. Oder eben nicht wählen, die EU-Wahl am Sonntag wird’s zeigen. Die Obermacher aber werden es mit Freude oder Langeweile zur Kenntnis nehmen: Freie Hand für alle, die noch eine frei haben.

Wie gesagt: Die Liste ist unvollständig; ein Berg wäre hier abzutragen.

Ein äusserst bedenklicher Fall…

…jedenfalls, und so kam ich drauf, ist ein in seiner Art bisher wohl einmaliger Kooperationsvertrag zwischen der Universität Köln mit der Bayer AG, über den Telepolis berichtet: Hier drücken sich die Partner sogar davor, der Öffentlich gegenüber offen zu legen, um was es da geht: Ausbildung und Forschung für BAYER mit Steuergeldern, Patientenversuche mit Forschungspräparaten, damit BAYER sich bei Misserfolgen (Contergan, noch im Kopf?) nicht die Finger verbrennt? Alles offen. Im Zweifelsfall bleibt den Angehörigen dann nur die Frage: »Starb sie für die reine Wissenschaft oder den reinen Profit, unsere Oma?«

Zynisch…

…könnte man abschliessend konstatieren: Wer über 50 ist und keine Kinder in diese Welt gesetzt hat, der kann so weitermachen, der braucht sich keine Sorgen machen. Irgend ein Krebs wird ihn beseitigen und gut ist’s. Aber die anderen, die sollten darüber nachdenken.

Aber Zynismus ist wohl mittlerweile die Lebensphilosophie der Allgemeinheit, sonst könnte das alles nicht so laufen.

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6 Antworten zu Die Übernahme des schlachtreifen Staates…

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  2. Reinard sagt:

    Zum Thema »Weltuntergangsstimmung«: Why we are lost

  3. Reinard sagt:

    @Brigitte B. (wir haben hier zwei Brigitten): Die Hoffnung stirbt zuletzt – auch wenn’s mittlerweile ein Kalauer ist, aber ein Überlebenstrick steckt da drin…

  4. Brigitte sagt:

    ja Reinard, ich stimme dir absolut zu …

    zurückblickend auf die Geschichte der vergangenen Jahrtausende, muss man aber auch feststellen, nach jedem Ende kam auch wieder ein Anfang.

    hoffen wir mal … ich bin schliesslich um die 50 und nicht kinderlos … das dieses Ende (und ich denke durchaus, dass wir momentan ziemlich am Ende angelangt sind) noch nicht das letzte Ende sein wird …

    Liebe Grüsse von der Ostseite
    Brigitte

  5. Reinard sagt:

    @bagelcat: Die Antwort werde ich in meinem Leben hoffentlich nicht mehr erhalten, aber ich denke: Ziemlich am Ende…

  6. bagelcat sagt:

    Von einer ganz anderen Seite aus betrachtet: Ich fand Geschichte immer spannend. Wenn mal sich einen groben Überblick über den Werdegang von Hochkulturen wie Griechen, Römer, Azteken, Babylonier oder Agypter verschafft, so kann man unschwer eine gewisse Linie erkennen. Nach einer kreativen und expansiven Phase, in der man die „neu“ erschaffenen Ideale der Kultur verbreitet, folgt eine Phase des Wohlstands, die in eine Phase der Korruption übergeht. Die Ideale der Gesellschaft gehen verloren. Die Hochkultur stirbt. Manchmal schneller, manchmal langsamer.
    Wo stehen wir eigentlich gerade?

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