Dienstag, 17. August 2010: Bielsk Podlaski – Lublin / Majdanek – Zamość
Begonnen am Freitag, 20.08.2010, 11:03:23 :: Khmelnitskyi, Hotel Eneida
Samstag, 28.08.2010, 08:54:46 :: Odessa, fertig
Dienstag, 28.01.2020, 21:03:52 :: Naxos; fehlen Bilder, GoogleFotos
Das Hotel Unibus war, wie schon erwähnt, fast hervorragend; nur das Internet tat nicht so ganz, wie es sollte. Dafür kostet es immer noch nichts (das wird dann im Nachbarland Ukraine anders), es ist einfach da, fast wie in Estland – ein enormer Fortschritt. Schon erstaunlich, wie die Entwicklung der postsowjetischen Satelliten so unterschiedlich verläuft. Der Umfang an staatlicher Korruption hat hier prägenden Einfluss. Wir verliessen Bielsk Podilski bei Regen. Der hielt allerdings nicht lange an. Abkühlung war nicht. Und unserem Tagesprogramm kam das auch gelegen. Besichtigung bei Regen geht gar nicht, bei Hitze muss es eben so sein, wie es ist…
Das hübsche Rathaus (es gibt diesen Typ, mehr oder weniger umfangreicher in Grösse und Zierrat mehrfach in dieser Gegend, z.B. in Tomaszów Lubelski und vor allem in Zamosc) will ich niemandem vorenthalten. Die orthodoxe Kirche am Ort ebenso wenig, auch wenn sie sich geschickt hinter Bäumen versteckt.
Die Weiterfahrt führt immer wieder durch Strassendörfer, mittlerweile mit Bänken neben dem Hoftor, auf dem z.B. Oma und die Enkel sitzen oder alte Herren – es wird sichtbar südlicher.
Aber auch durch die typisch brutalen Schilderwälder kämpft man sich, die polnische Seele hat offenbar kein Empfinden für ein Mindestmass an ästhetischem Ausgleich zwischen Natur und Dorfidylle…
Ein besonders gelungener Wurf ist das hier:
Und auch hier weiden die Störche…
…und irgendwann kreuzt man wieder einen Fluss und befindet sich dann in einer neuen Woiwodschaft, hier gleich den Bug zwischen Podlachien und Masowien.
Wo Kirchen sind,…
…da liegt meist nicht weit auch einer der ausladend weiten Friedhöfe an der Strasse, immer reichlich mit Kreuzen und Blumen geschmückt.
Unser erstes Ziel ist…
…Lublin mit einer imponierenden wenngleich noch nicht so richtig renovierten Altstadt und – dem KZ Majdanek, eine der vielen unmenschlichen Leidensstätten, die das sog. Dritte Reich hier in Polen eingerichtet und »betrieben« hat. Es gibt hier wie im benachbarten Galizien (westl. Teil der Ukraine) wohl keinen Ort, der nicht eine leidvolle Geschichte der Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung vorzuweisen hätte; übrigens nicht nur der Juden als Opfer und nicht nur Deutsche als Täter. Man darf, ohne den Verdacht auf Verharmlosung der deutschen Schuld zu erregen, darauf hinweisen, dass das Gekeile zwischen Ukrainern, Polen, Russen und wem auch immer stets Sündenböcke brauchte: Minderheiten und Juden, die häufig den Hauptteil der Bevölkerung stellten. Und die auch immer noch erbärmlich ausgegrenzt werden, auch in der EU (z.B. Sinti und Roma in Ungarn, Rumänie etc.). Wer die Lager in diesen Ländern gesehen hat, schnell hingemauert im tiefen Matsch oder in einsamen Karpatentälern unter Plastikplanen, weiss, wovon ich rede. Fotografieren verbiete ich mir da selbst. Wie auch in Konzentrationslagern oder anderen grausigen Stätten.
Ich höre immer wieder, man müsse sich »das nicht antun«, könne die Verantwortung umgehen oder gar ablegen, indem man sie negiert, einfach nicht wahr nimmt. Ich bin da anderer Ansicht: Um zu begreifen, muss man zumindest hinsehen. So auch in Majdanek. Und even generell in Osteuropa, es sei hier nochmals wiederholt. Es gibt kaum einen Ort, an dem Deutschland nicht Schuld auf sich geladen hätte. Nicht allein, nein, Pogromstimmung gegen Juden, die oft ja Mehrheiten bildeten in vielen Dörfern und Städten in Polen, der Ukraine, den baltischen Staaten (Vilnius z.B.) und Minderheiten wie Sinti, Roma u.a. sie war in den Köpfen auch vieler Polen, Ukrainer, Rumänen etc. und sie haben z.T. ohne »deutsche Anleitung« den deutschen Mördern in nichts nachgestanden. Aber das mindert unsere Schuld in keiner Weise. Die Last müssen wir tragen (über Deutsche und »Deutschsein« in Rumänien später).
Lublins Altstadt
So. Jetzt aber zur Lubliner Altstadt. Sie hat viel Ähnlichkeit mit Warschau und Krakau und ist sicher eine Perle. Ein wenig Politur, sprich Restaurierung aber weniger platte Touristenabzocke und lieblose Fressmeile würden ihr gut tun. Aber mit der lückenlosen Abdeckung der Häuserfronten mit Biersonnenschirmen ist sie mit anderen an sich schönen Orten in bester Gesellschaft. Und mit engen, ekeligen Minitoiletten auch. Touristen müssen nun mal, wenn sie das Angebotene trinken…
Lassen wir also die Architektur, die alten, renovierten Mauern und die, die auf ihre Wiederauferstehung noch warten, sprechen.
Ja, und dann eben Majdanek
Direkt an der Ausfallstrasse nach Südosten liegt das ehemalige Lager mit einigen der Baracken und Wachtürme, geklammert von zwei monumentalen Beton-Mahnmalen, eines direkt an der Strasse, das andere am Ende des Lagerfeldes, dicht beim Krematorium, das zu betreten immer noch schaudern macht, auch nach all den Lagern, die ich schon gesehen habe. Fotos zeige ich hiervon nie.
Zamość…
…fanden wir wie die Jahre zuvor, aufgeräumter, aber immer noch viel zu restaurieren auf dem Marktplatz. Unser »Stammhotel« ist belegt, erst ausserhalb der Stadt finden wir Unterkunft.
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