* Rund Europa 2012, 11. Tag: Seljord – Filipstad

Montag, 11.06.2012, 21:22:51 :: Hotell Hertig Karl, Filipstad/Schweden

The show must go on

Muss sie? Ich habe starke Zweifel. Natürlich habe ich monatelang geplant. Erfahrungen der vergangenen Jahre flossen natürlich ein. Unser Entschluss gestern erfolgte nicht aus heiterem Himmel. Es war ein Versuch gegen die Realität, ein Wissen-Wollen, ob Europa – auch Mittel und Nordeuropa – bereisbar bleibt auf der Basis kleiner Hotels, B&B-Unterkünfte, der einen oder anderen Couchsurfing-Gelegenheit, auch mal im Zelt, das wir dabei haben oder gar im Twingo – was geht! Allerdings darf es nicht regnen, denn das Gepäck muss unters Auto, damit man die Hintersitze nach hinten runterklappen kann. Deshalb Twingo/altes Modell.

Bereisbar abseits aller Massentummeleien, ohne exakten Zeitplan, ohne Besuche von Touristensammelplätzen. Ausserhalb der Hauptreisezeiten. Nicht mit dem Ziel als Ziel und Aufgabe sondern mit dem Anspruch, die Reifen und Füsse so zu lenken, wie es der Augenblick ergibt, erzwungen oder durch glückliche Fügung sich ergebend. Oder eben zuweilen auch, weil so geplant. Entscheidend: Wir wissen morgens selten, wo wir abends landen werden. Das wollen wir so. Die Freiheit muss sein. Das schliesst freilich auch aus, abends an einem vorbestimmten oder -bestellen Ort sein zu müssen. Oder den Ort aufgrund einer bestimmten Unterkunftsmöglichkeit zu wählen.

Unsere Skandinavientouren 2005 und 2008 waren problemlos (diejenigen in Süd- und Osteuropa sowieso), trotz zeitweisem Regen: Unterkünfte waren bezahlbar. Und dass ist eigentlich der entscheidende Punkt, alles andere ergibt sich, Wurst, Käse, Wasser, Obst – das findet man immer. Gewiss, zuweilen war auch eine Hütte auf einem Campingplatz oder das Zelt die Lösung, Zähneknirschend erworbener Standplatz zwischen Geranienkasten-ummauerten Dauercampern, krakelenden Biertrinkern und Mitmenschen mit Meinungen, die ich nur still anhören aber des lieben Friedens Willen nicht kommentieren konnte. Schreiben wollte ich. In Ruhe und mit Internet. Letzteres auch als Test: Was geht wo in Europa? Was ändert sich von Jahr zu Jahr? Technische Ausrüstung, aber vor allem Einstellung zu diesem Medium.

Gut. Wir sind nun in Schweden

Aber offenbar nicht aus dem Schneider. Die norwegischen Hotelpreise verfolgen uns bis in die mittelschwedische Provinz. Was schwerer wirkt: Diese Preise verbreiten sich in den letzten zwei Jahren bis auf den Balkan: Stichwort Shkodra, Skopje – letzten Herbst. Selbst dort explodieren die Preise.

Das Ganze hat mit Andrang nichts zu tun: Wir sind häufig die einzigen Gäste um diese Zeit, evtl. noch zwei weitere Paare oder Einzelgänger. Aber wir sind offensichtlich die einzigen, die nicht auf dem Nachhauseweg sind. Und die nicht nach einem Stützpunktaufenthalt am Ziel ihrer Wünsche sind. Ich habe auch den Verdacht, dass die Geschäftsreisenden und garantieren Pauschal-Reisenden ausreichen, die Hoteliers satt zu machen – und das garantiert bei geringeren Übernachtungspreisen, als sie einem durchreisenden Touristenpaar abknöpfen. Das gilt ganz besonders in Städten.

Es ist nun 23.40 Uhr. Draussen hört man, dass die Strassen noch/wieder nass sind, wenn ein Auto vorbei fährt. Es ist noch hell, so hell, dass ich mir zutraue, bei diesem Licht noch lesen zu können. In zwölf Tagen ist Sommersonnwende, wo wir durchfuhren gestern und heute sind häufig schon die Haufen geschichtet für die Sonnwendfeuer.

Ob und wo wir eines erleben werden – es wird sich in den den beiden nächsten Tagen entscheiden. Heute war das Wetter vorwiegend mit teil-blauem Himmel garniert, Sonne gar zuweilen.

Indes, es bleiben die Kosten. Und was heute das Erschreckendste war: Auch in Schweden, egal ob auf dem Land, in Karlstad, egal ob Nobelschuppen oder Kaschemme: Die Preise eint die Hoteliers – so hat es den Anschein.

Tagesleistung, Tracks & Links:

  • 2012-06-11;482;07:23;02:41;119;65.3;47:8;Seljord-Filipstad
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