* Rund Europa 2012, 18. Tag: Vaasa – Kiuruvesi

Montag, 18.06.2012, 19:12:00 :: Kiuruvesi, Hotell Sininen Helmi

Wie wir nach Vaasa versetzt wurden, bleibt ein Geheimnis – die Ausserirdischen wollen es so. Jedenfalls starteten wir vom dortigen Campingplatz zu unserem zweiten Anlauf zur Überquerung des Polarkreises.

Dass uns das nicht in einem Rutsch gelingen würde, war klar. Nicht klar – wie ja meistens – auch, wo wir landen würden. Schon gar nicht, an welchem herrlichen Fleckchen auf Finnlands Erde…

Wir verliessen Vaasa…

…auf jeden Fall bei bester Gesundheit, bestem Wetter und besten Erwartungen.

Gleich nach Vaasa, in Ylistaro finden wir eine dieser seltenen aber so hellen und schlichten Holzkirchen.

Sie steht, wie immer sperrangelweit einladend offen. Ein etwas hölzern wirkender Herr empfängt uns…

…und ein Mädel erscheint sofort aus einem Nebenraum und bieten an to be your guide. Ich vertröste sie auf spätere Fragen. Zuerst mal ansehen…

Die Gebets- und Gesangbücher liegen (wie in jeder Kirche hier in Skandinavien, wie es scheint) bereit, wie wir später erleben (in Gammelstad), jedem in die Hand gedrückt zu werden, der herein kommt.

Die junge Dame bestätigt später, dass die Kirche natürlich viel zu gross, selten voll ist, ausser an den hohen Feiertagen. Alles hier herum ist lutherisch, Russland war hier nie vorherrschend, daher auch nirgends orthodoxe Kirchen. Schweden war und ist hier omnipräsent (auch heute ist dieser Landesteil noch zweisprachig), so wie es das auch im Nordosten Estlands war.

Festzustehen scheint, dass auch die missionsstarken skandinavischen Länder trotz fehlendem Papstproblem ein Mitgliederproblem haben: Kirchenbesuch schwach, das Lächeln unserer Führerin versiegt, die Augen werden traurig.

Weiter geht’s durch viel Wiesen und Äcker, weniger Wald,…

…Seen auch, sehr oft zerschnitten von Dämmen. Ohne die wäre der Slalom zwischen den vielen Gewässern enorm.

Supermärkte liegen übrigens nicht nur malerisch am Fluss, sie sehen auch richtig schmuck aus. Aldi & Co. haben sich hieran wohl nicht orientiert…

Wenn man doch immer lesen könnte…

…was da steht, verstehen wäre noch besser. Ausländische Touristen haben es schwer hier, sobald die Bildchen (icons natürlich!) fehlen. Hier sind wir in einer Mineraliensammlung gelandet, wo man hämmern und kaufen kann; das zugehörige Museum ist geschlossen, wir mal wieder die einzigen Gäste. Einen finnischen (will heissen, dünnen…) Kaffee gibt’s aber.

Ganz anders bei der nächste Attraktion:

Reissender Fluss mit Kiosk und Fischräucherei.

Ein knapp 1 kg grosser geräucherter, noch heisser Lachs wechselt den Besitzer (15 €/kg) und wandert in Butterbrotpapier und Plastiktüte, dazu ein ebenfalls noch warmes, wundervoll duftendes Sauerteigbrot, halbe verkauft sie nicht.

Übrig bleibt davon nicht viel – vielleicht reicht es noch zum Abendessen.

Am späten Nachmittag dann…

…steht diese nette Bäuerin am Strassenrand. »Sininen Helmi« kann zwar alles bedeuten, aber wir nehmen ihre Einladung an und biegen ab auf einen Sandweg, der – schlaglochbewehrt – direkt ins Paradies führt. Mal wieder Glück gehabt.

Sininen Helmi ist ein Hotel auf einem riesigen Anwesen, direkt am See, bestehend aus dem Hauptgebäude, einem ehemaligen und wundervoll renovierten Herrenhaus, einem Wohnhaus (wahrscheinlich der Besitzer), einem Gästehaus, einer Sauna unten am Wasser, wo gerade an einer weiteren Sauna gezimmert wird.

Ok., überzeugt

Es gibt keine Argumente gegen ein Verweilen. Lis kommt mit Zimmerschlüssel und einem Eimer zurück. In ihm steht ein Krug Orangensaft, eine grosse Flasche Mineralwasser und zwei Gläser. Die Sauna sei ab 20 Uhr frei für eine Stunde, der See zum Baden… Wie schon bemerkt: Mal wieder Glück gehabt.

Die Maiglöckchen blühen, ein zartrosa Storchschnabel und eine Distel wagt sich mit ihren Blüten schüchtern ans Licht. Paradies eben.

Wir geniessen den Lachs vom Mittag, den Orangensaft, die Sauna samt Abkühlung im dunkelbraunen, flachen See, verhaken uns in den Seerosen und sind dabei soweit eigentlich recht zufrieden mit Sininen Helmi, der Blauen Perle…

Tagesleistung, Tracks & Links:

  • 2012-06-18;369;04:29;02:59;11;82,1;49.3;Vaasa-Kiuruvesi
  • Track

Nachtrag:

2012.06.22, 15:07 :: »vesi« heisst übrigens »Wasser« und »kiuru«

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3 Antworten zu * Rund Europa 2012, 18. Tag: Vaasa – Kiuruvesi

  1. Pingback: * Rund Europa 2012, 27. Tag: Tornio – Kiuruvesi | Von Mir Nix & Dir Nix

  2. Reinard sagt:

    @Helmut: Es mag auch nur an der Sonne liegen, die zuweilen für längere Zeit scheint…

  3. Helmut Hansen sagt:

    Ich habe den Eindruck, als wäret Ihr mit der Überschreitung des Polarkreises auch in einen unberührteren und schöneren Teil Europas vorgedrungen. Reinard’s Kommentare nehmen einen immeren unbeschwerteren Unterton an je weiter ihr nach Norden vordringt.

    Schön, dass wir an Euren Eindrücken und Erlebnissen teilhaben dürfen.

    Mit herzlichen Grüssen
    Anne & Helmut

    P.S. Seit dem 4. Juni 2012 verheiratet.

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