* Rund Europa 2012, 24. Tag: Skibotn – Tromsø – Bardufoss (1)

Sonntag, 24.06.2012, 22:06:11 :: Bardufoss

Erste Nacht im neuen Zelt

Als wir gestern Nachmittag auf Schlafplatzsuche waren, entschieden wir uns mangels Alternativen für einen Zeltplatz; Hütten waren alle belegt und da das Wetter stabil schien, entschlossen wir uns, endlich unser neues Zelt einzuweihen. Einmal geübt vor zwei Jahren, wir waren gespannt. Aber es stand ruckzuck wie ein Zelt stehen muss.

Doch warum eigentlich Skibotn?

Das hat den einfachen Grund,…

…dass ich im Internet das Troll Café gefunden hatte, das von einem umtriebigen und aktiven deutschen Paar betrieb wird. Deren Zimmer wollten wir eigentlich mieten, ab da hatten wir Pech – war schon belegt. Aber es gab da diesen Eisbecher… Und den Tip, dass es erstens keine Hotels (schon gar nicht zu nachvollziehbaren Preisen) gibt und dass der Campingplatz, den wir bereits ausgeguckt hatten, der beste sei.

Bevor wir dort ins Zelt schlüpften, sassen wir schreibend und internettend mit einer verwirrenden aber funktionierenden Infrastruktur im Senfle.

Danach machten wir bei schönstem Sonnenschein einen Mitternachts-Spaziergang über den weiträumigen Campingplatz, auf dem die Kinder noch weit nach Mitternacht am Spielen und Radeln waren. Nur saukalt wurde es. Lis schlüpfte in den Schlafsack, ich erst, nachdem ich mich in der Sauna soweit aufgewärmt hatte – wer mich kennt, weiss, was das bedeutet…

Und wie weiter?

Am Morgen (man kann wirklich nicht vom »Nächten Morgen« sprechen bei durchgängig Sonnenschein) gab’s Sonntags-Frühstücks-Tee mit Wasser per Tauchsieder, wie derzeit häufiger, und die Reste luftgetrockneter Rentiersalami; vom Brot aus der letzten Lachsräucherei zehren wir auch immer noch.

Astronomisches…

…gleich am Morgen gibt es auch zu vermelden. Bekanntlich dreht sich ja die Erde in 24 Stunden um 360°. Das sind also 90° in sechs Stunden. Soweit, so gut. Aber wer hat das je auch gesehen, erlebt? Als wir also morgens aus dem Zelt krochen und die ersten Schritte taten in Richtung Dusche, da wunderten wir uns, dass die Sonnen »nur« dieses kleine Stück am Himmel weiter gerückt war – eben 90°, wie wir abschätzend feststellten. Learning by experience… Und das geht nur nördlich des Polarkreises. Ok., wen’s eher auf die südliche Halbkugel zieht, kein Problem, dort funktioniert es auch, südlich des dortigen Polarkreises – in der Antarktis…

Ja,…

…und irgendwann ginge dann eben los: Zelt abschlagen, alles wieder verstauen, nichts vergessen. Es ist herrlicher Sonnenschein, kalt – ja, kühl ist es schon. Aber es ist ja Sommer, kann also so schlimm nicht. sein. Es geht weiter nach Norden, Ziel zunächst einmal Tromsø, angeblich das »Venedig des Nordens«, weil auf einer Insel mitten im Fjord untergebracht.

Dazu fahren wir den Verlauf diverser Fjorde aus, nehmen zwei Fähren und erleben dabei wir wieder eine fantastische Natur. Kulisse? Nein, das wäre gemein. Seeblick, neben uns rauscht alle paar hundert Meter ein Wasserfall oder mindestens ein wild gischtender Bach herab, am Ufer stehen wie auf’s Fotografieren wartend aufgereiht die Fischerhütten, samt aufgehängtem Fisch zum Trocknen.

Wo also anfangen und wann vor allem aufhören mit schauen, aussteigen, Foto machen, ab- und anschnallen…? Irgendwie müssen wir ja auch weiter kommen. Irgendwann kommen dann auch noch zwei Tunnel, einer über fast 4 km.

Es gibt alles: Berge, spiegelglattes Wasser, Hütten, Wiesen, Blüten, Tang, ein toter Vogel, Kormoran wohl, im Kies

…und Wasserfälle von den höchsten Spitzen. Und…

Die erste Fähre

Sie bringt uns von Olderdalen nach Lyngseidet, also Tromsø entscheidend näher.

Aber vorher wieder etwas…

…Geschichte, leider wieder deutsche und nicht die beste. Ein Couchsurfer aus Oslo hatte mir ja eine Route hoch durch Norwegen vorgeschlagen, die ja am Preisfels zerschallte. Hier oben meinte er, sollten wir bei Olderdalen weiter fahren zur Nordkante bis Spåkenes.

Andere angeln dort, wohl nichtsahnend, ich habe mich gefragt: Warum schickt er mich da hin, mein norwegischer Reiseplaner?

Man fährt am Fjord entlang, durch eine verträumte Landschaft,…

…Stille überall und nur wenn wenn gut aufpasst dann stösst man auf dieses Schild:

Und auf eine kilometerlange hohen Erdwall quer durchs Gelänge – senkrecht zu einer direkten Schusslinie hinaus auf den Fjordeingang?

Eine Adolfkanone stand hier im 2. Weltkrieg (hier waren »wir« also auch, Erzsicherung, Kiruna, Narvik…). Erbitterte Kämpfe gab es hier um das Erz aus Kiruna. Die Franzosen setzen u.a. mit Alkohol vollgetankte deutsche Fremdenlegionäre ein und, und, und – aber verklärten Weltkriegstourismus scheint es hier nicht zu geben, nur ein Ziel für Geocacher mit ein paar Bildern. Und ich belasse es dabei. Wir sind da nicht hoch…

Aher schön ist es hier, das stimmt schon… Und nebenbei: Hier waren (Luftlinie) nur noch 250 km vom Nordkap entfernt.

Zurück zur Fähre…

Die bringt uns also rüber nach Lyngseidet. Und währenddessen kann man leckere Waffeln mit Preiselbeeren und Schlagsahne verdrücken…

…sich mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut machen…

…bis der Fährmann einen von Bord fahren lässt.

…und zur nächsten.

Dann frisst uns der zweite Kahn.

Und dazwischen? Landschaft eben.

Einfach so.

Während der Überfahrt könnte man nun wieder Waffeln mit… – oder man schaut mal raus, ungewohnte Ansichten ergeben sich dann fast von selbst.

Dann werden wir wieder ausgespuckt…

…und was sehen wir? Richtig, wieder Landschaft.

Und über Strassen und Brücken landet man dann endlich in Tromsø

Darüber dann im nächsten Beitrag.

Picasa

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