Samstag, 30.06.2012, 19:31:48 :: Parikkala, Hotel Laatokan Portti
Stadtrundgang
Unser Hotel ist der Beweis dafür, dass guter Leistung zu vernünftigen Preisen möglich ist. Das Hilton macht sicher manches besser, aber hier hat wieder mal alles gepasst.
Wir machen uns auf, das Wenige, das wir uns erlesen haben, zu erkunden. Und waren erstaunt.
Joensuu haben wir uns heute Morgen nach dem Frühstück angesehen. Eine wirklich angenehme, propere und schöne Stadt; könnte man drin wohnen. Viele junge Leute unterwegs. Sie liegt am breiten Pielisjoki (joki heisst Fluss), Verbindung zwischen Seen, hat eine lange Uferpromenade…
…und ein Café in altem Holzgewand, mit Blick auf’s Wasser, was heute morgen besonders angenehm war: Der erste warme Tag, wir sitzen bei Kaffee und Kringel (was sonst) in der Sonne, frieren nicht und seit langem mal wieder besucht uns ein mutiger Sperling und klaut vom Kringel, was er nur kriegen kann, zwei Handbreit entfernt.
Di.e. Stadt kann zwei orthodoxe Kirchen vorweisen: Die alte in Holz und eine neue, übergrosse in schlichtem Verputzdesign.
Ausserdem natürlich ein evangelisch-lutherisches Gegenstück.
Und sie hat an der Uferpromenade noch ein paar wunderschöne alte Holzbauten zu bieten, die nicht abgerissen wurden, Birkenalléen – naja, eine Stadt zum Wohnen halt.
Ansonsten wie gehabt
Tut mir leid: Immer diese Wälder… Und Wiesen… und… Wasser eben. Viel Wasser.
Wir sind mal auf der »Blauen Route«, mal wieder auf der »Via Karelia«, es hat schon seine Gründe, dass diese Reisewege so schöne Namen tragen.
So dicht an der Grenze zu Russland…
…waren wir zwar schon einmal (dabei stelle ich fest, dass auch dieser Beitrag noch fehlt…), aber wir wollten ja eigentlich dieses Jahr rüber und fragten wenig hoffnungsfroh, ob wir denn ein Transitvisum bekommen könnten. Njet. Ok., soweit kamen wir nicht; schon der finnische Passbeamte sagte lächelnd »no«, sein Gesichtsausdruck dabei zeigte, dass er die Frage eher als Witzchen auffasste. So zogen wir weiter, Richtung Südkarelien, auf finnischer Seite versteht sich, und immer so nah wie möglich an der Grenze entlang.
Karelischer Samstag
Auf diesen Strässchen ist man fast immer alleine. Strassen mit fünfzifferiger Benamsung haben wir bisher nicht gefunden.
Dörfer im engeren Sinn gibt es nicht, nur alle 20 bis 30 km und dennoch kommen irgendwo immer Menschen her und hin und zusammen. Plötzlich eine Ansammlung parkender Autos an beiden Strassenrändern und weiter weg ein Platz voller Menschen und Zelte: Samstagsmarkt und irgendein Fest. Wir landen, einem Hinweisschild folgend…
…bei einem Trödelmarkt mit angeschlossenem Café (oder umgekehrt) in einem Haus, das ohne weiteres auch für eine Theatervorführung geeignet und wohl auch vorgesehen ist. Alles da, was die einen nicht und die anderen vielleicht haben wollen könnten. Im Caféteil steht ein alter Plattenspieler, nein er arbeitet, dreht sich geduldig und die Schnulzen ergiessen sich ins Publikum: Lauter Menschen, die sich kennen, die hier was gefunden haben und sich nun bei Selbstgebackenem vom Shoppingstresserholen. Und wir. Es gibt Kringel. Und Kaffee. Eine Idylle. Paul-Anka-Plattenhülle an der Wand, James Brown und alles was uns Alten lieb und evtl. auch teuer ist.
Und selbst Lis hat was gefunden und wir ziehen um ein paar Mitbringsel reicher weiter. Wie gut nur, dass im Twingo so unermesslich viel Stauraum ist.
Und dann war da noch das Rentier,…
…das in Brot gepackte von gestern. Das hatten wir gestern Abend vor lauter Frust wegen der fehlenden Lammfrikadellen dann auch nicht mehr angefasst. Heute war es fällig. Picknick am See…
Und da war’s schon wieder Nachmittag,…
…Zeit, eine Bleibe zu suchen. Ursprünglich dachten wir an die Schären östlich von Helsinki, aber das war mal wieder viel zu optimistisch. Reisen ist eben nicht fahren. Und so landeten wir in
Parikkala
Perikkala liegt nicht in Griechenland, wie man beim Namen (phonetisch) meine könnte (ΠαÏικαλα). Es liegt im Grenzgebiet zu Russland und hat demzufolge eine bewegte Grenzziehungsgeschichte hinter sich. Unser Hotel liegt am Seeufer, gerade mal 800 Meter von der Grenze im See entfernt.
Und nur wenig mehr als 30 km vom Ladogasee, dem grössten See Europas und unserem ursprünglich ersten Ziel in Russland. Aber wie gesagt: Se han uns net roigelossa…
Tagesleistung, Tracks & Links:
- 2012-06-30;221;03:23;02:59;102;65.2;34.7;Joesuu-Parikkala
- Track
Hallo, liebe Lis und lieber Reinard !
habe ich den vergangen 2 Wochen des öfteren die Berichte über Eure Skandinavien-Tour gelesen. Sehr interessant ! Vielen Dank !
Mit Reise nach Russland ist das nicht so einfach. Individualtourismus dort ist ohnehin schwierig. Am besten Ihr kommt mal mit einer Reisegruppe von Rasa nach St. Petersburg und fahrt von dort aus rauf an den Ladoga-See und in das russische Karelien, das wahrscheinlich noch stiller und einsamer ist als das finnische.
Rasa ist zur Zeit in Kaunas und wird am 12.07. nach Deutschland kommen.
Ich wünsche Euch noch eine schöne und interessante Reise.
Herzliche Grüße
Euer Ulrich