Dienstag, 03.07.2012, 19:31:15 :: Kärdla (Hiiumaa), Padu Hotell
Lis hatte die Wahl…
…und hat entschieden: Zwischen dem Weg zunächst nach Osten und nach Viinistu und dem nach Westen, über Haapsalu nach Hiiumaa und Saaremaa, wählte sie letzteren. Also gut. Da waren wir schon einmal vor zwei Jahren, aber was sagt das schon? Das es dort schön war. Eben.
Zzunächst aber unser Hotel L’Erimitage in Tallinn am Morgen. Da schauten wir erst jetzt so richtig hin: Tiptop, nur wir, wir können Unordnung. Auch auf die Schnelle, nachts um Eins. Obwohl: Der Hinterhof ist so, wie das früher auch im Mallorcaferienidyllsuperhotel war. Vorne huiii! hinten…
…sprich: Auch Tallinn hat noch einiges aufzuarbeiten – wie könnte es auch anders sein. Und es holt wacker auf, keine Frage. Die Einheimischen grinsen über die, deretwegen man die Fassaden aufpoliert: Die Touristen. Aber sie bringen das Geld, erkennbar schon vor vielen Jahren (Davor, 2005, gab’s noch kein Blog sondern nur das Wiki. Kümmerlich im Vergleich, aber immerhin…).
Couchsurfertreffen in Tallinn
Im letzen Winter hatte ich von einer Couchsurferin aus Tallinn die Mitteilung bekommen, sie sein in Las Palmas und ob man sich nicht treffen könne, sie sitze immer in der Öffentlichen Bibliothek… Nun ist »Las Palmas« nicht »La Palma« sondern die Hauptstadt von Gran Canaria, ein Irrtum, dem viele Touristen aufsitzen. Peinlich, wenn man sich verbucht hat und ganz woanders landet (es gab schon La-Palma-Aspiranten, die auf Mallorca landeten – Hauptstadt Palma de Mallorca…). Nun, nachdem ich den Irrtum mit ihr emailmässig geklärt hatte, hatten wir uns für Juli in Tallinn verabredet. Und das fand dann heute Morgen statt. Sie kam per Bus, mit Rucksack leicht aufgelöst zum Hotel und wir haben uns ein Café gesucht, ein windiges Unterfangen an diesem Morgen, wenn man draussen sitzen wollte, trotz Sonne. Da sassen wir und quatschten. Sie ist Schriftstellerin, unbekannt, wie sie berichtet, aber wenn’s in einem steckt, dann muss es eben raus.
Nach Abhandlung aller wichtigen und weniger wichtigen Themen wussten wir soweit übereinander Bescheid, dass wir ausgemacht haben, uns dann doch auf den Kanaren wieder zu sehen. Mal schauen, ob’s dann klappt.
Haapsalu reloaded
Es gibt mittlerweile nicht mehr viele Wege, die wir zum ersten Mal fahren könnten. Manche wiederholen sich mittlerweile ja zum vierten oder fünften Mal. Aber im Falle Haapsalu und den nächsten Zielen kommt entscheidend und auslösend dazu, dass es dort so schön und interessant und das Verweilen 2010 dort jeweils zu kurz war; das spüren wir irgendwie. Nun also andersrum. Umgekehrte Richtung. Die Erwartungen müssen im Kopf umsortiert werden. Wir erreichen Haapsalu relativ direkt auf der Hauptstrecke, denn wir wollen am Abend schon in Kärdla auf Hiiuma in »unserem« Hotel sein (immer im Hinterkopf, dass wir Freitag Nachmittag in Riga sein müssen).
Di.e. Strassenbauarbeiten sind abgeschlossen, die Kreisverkehr sind mühelos befahrbar. in der Stadt selbst ist wenig verändert, das ehemalige Hotel »St. Petersburg«, eine mit Transparenten raffiniert umhüllte Ruine, ist einer Renovierung nicht näher gekommen. Haapsalu träumt weiter vor sich hin… Unseren Parkplatz finden wir mühelos und flanieren die Haapsalu Promenaad entlang,…
…hin zum Kurhaus, zweifellos dem Glanzstück von Haapsalu. Die Bucht ist heute mit wechselnder Wolkenausstattung garniert und spiegelglatt:
Berauschende Bilder… Gästebuch, der Bildband mit den zierlich-feinen und grazilen Strickkünsten der Frauen von Haapsalu:
Alles wie die Erinnerung es uns hat hoffen lassen – irgendwie ein traumhafter Platz, dieser hohe, lichte Raum in diesem grossartigen Holzgebäude.
Und während wir (moskitofrei!) auf der Terrasse lecker Kuchen futtern und Cappuccino süffeln,…
… rekapituliert Lis, wo der Laden ist, wo es diese zarten Schals und Stolen zu erwerben gibt. Auch den hat sie sich gut gemerkt. Und da eine Privatvorstellung in der Konzertmuschel heute unterbleibt (doch mehr Touristen als vor zwei Jahren…) schlägt Lis kurz darauf zu:
Ein Karton, mit oder ohne Schal wohl gleich schwer… Ein schwebendes Ding von Leichtigkeit im Sichtkarton wechselt den Besitzer und verschwindet im Fundus der Reisetrophäen auf dem Rücksitz.
Bahnhof von Haapsalu
Er bedarf einer besonderen Erwähnung, hat er doch Zaren und anderes aristokratisches und königlich-kaiserliches Blut willkommnen geheissen. Heute bedeutungslos, einsam dahin träumendes Museum mit ein paar nostalgischen Überbleibseln aus Zeiten, wo hier der illustre Schwarm der hochwohlgeborenen und reichen Kurgäste mit ihrem Gefolge ankam; daher dieser ewig lange, jetzt so traurige Bahnsteig…
Nach ein paar Kilometern erreichen wir den Fährhafen – ungebucht, versteht sich, wie immer. Aber die gerade angekommene Fähre nimmt uns locker auf, Ferienansturm ist etwas anderes. Wir sind in der Provinz, nicht in Helsinki. Und so ist auch die…
…Überfahrt nach Hiiuma
Bbeschaulich tuckert die Fähre auf ihrer eng und streng durch rote und grüne Bojen festgelegte Strasse hinüber nach Dorpat; so der deutsche Name von Hiiuma. Schärenlandschaft, Flachwasser und überall die rot-grauen Steinköpfe im Wasser.
Fast alles hat hier auch deutsche Namen, aus Zeiten da vorzugsweise Deutsch gesprochen wurde hier. Auch Kärtla heisst Kertel, das schwierige Saaremaa Ösel, wohin wir morgen kommen werden und Pärnu Pernau… Aber das dauert noch zwei Tage.
Das Padu Hotell ist wirklich eine Perle. Diesmal moskitofrei, immer noch die freundliche, irgendwie aber mürrische und deutsch sprechende Besitzer hinter seiner Theke, dahinter das Dauer-TV. Sport und Wetter, was gäbe es sonst noch Wichtiges? Unser Zimmer ist im Nebengebäude im ersten Stock. Ein BMW-Ehepaar aus Dachau quält sich ewig mit der Frage, ob sie hier ein Zimmer nehmen sollen. Sorgen haben die Leute… Wir fühlen uns wohl, es riecht nach Holz und Frühstück und Abendessen sind im Preis mit drin; dass es Fischfilet gibt – nun gut, das ist eher mein Pech als sein Versagen.
Tagesleistung, Tracks & Links:
- 2012-07-03;160;03:29;01:53;107;46.0;29.8;Tallinn-Kärdla
- Track
Pingback: * Rund Europa 2019 (3), 2. Tag: Bauska (Lettland) – Tuuru (Estland) | Von Mir Nix & Dir Nix
Schöne, aufschlussreiche Berichte.
Tallin war Kulturhauptstadt 2011 … Habt Ihr davon noch etwas gemerkt?
Gruss Helmut