Dienstag, 28.08.2012, 22:09:21 :: Rădăuți, Pension FAST ***
Mittwoch, 29.08.2012, 23:08:03 :: Schlafenszeit…
Sackgasse…
…oder nice try. Es war den Versuch wert, mal wieder nicht da zu fahren, wo alle fahren. Und wie schon häufiger, endete das zwar mit Erlebnissen, aber nicht dem geplanten Ergebnis.
Also, was ist passiert?
Nachdem es gestern ja fast nur geregnet hatte, blieben wir im Hotel, ich an meinen Berichten. Deshalb wollten wir heute Morgen doch noch ein wenig Czernowitz ansehen und fuhren los zum Zentrum. Chaos pur. Relativ schnell war klar, das wird nichts. Ein paar Strassen rauf und runter, Eindruck bekommen, Bahnhof besichtigen und dann ab in und durch die Bukowina hinüber nach Rumänien. Die Hauptstrecke kennen wir, rauf wie runter. Deshalb wählen wir »Route 2«, die Google vorschlägt, in der Karte eine gelbe Strasse, also schlecht genug, damit keine LKWs dort runter donnern, noch gut genug für unser Senfle.
Wir landen kurz vor der Grenze auf einer Sandpiste und werden nach einigen Kilometern nicht wie z.B. 2006 in Deutsch Mokra von der Natur an der Weiterfahrt gehindert sondern von einer weiss-grünen Schranke mit grossem Stoppschild und einen jungen, verlegen lächelten Soldaten davor. Verständigung nicht möglich, das aber verstehen wir: Keine Weiterfahrt möglich, gesperrt, irgendwas mit »sekuri…«. Also Umkehr, marsch! Holperpiste zurück.
Gewissermassen als Belohnung hatten wir so eine schöne, ruhige aber holprige und interessante Fahrt.
Essen im Grenzgebiet
Im Städtchen Storozynetz (Storchennest?) schauen wir uns um nach einem Restaurant. Fehlanzeige. Aber einen Laden gibt es und einen Mann, der Parkgebühr für den Strassenrand kassiert. Brot, Eistee, ein süsses Stückchen zum Testen erstehen wir, Wurst haben wir noch aus Litauen. Und damit sitzen wir dann im Auto, bestaunt von den Passanten. Die richtige Ausfahrt aus der Stadt zur Grenze kennt keine Karte; oder anders herum: Die Ausfallstrasse in den Karten ist gesperrt, Blumentröge. Aber wir finden eine und landen endlich auf der Hauptachse Czernowitz-Grenze, wo wir heute um die Mittagszeit schon hätten sein können (mittlerweile ist es nach 15 Uhr). Aber eben ohne Erlebnisse.
Tanken unter Gaunern
In der Ukraine sind die Tankstellenpächter ausserhalb grosser Städte vorsichtig: Benzin gibt’s nur gegen Vorauszahlung. Muss man akzeptieren, das war vor 10, 15 Jahren in Litauen nicht anders. Nur: Woher wissen, was rein geht? Benzin kostet nur knapp über einen Euro pro Liter, der Tank muss voll werden, der Restwährung und des günstigen Preises wegen. Also tanken wir in mehreren Stufen, zuletzt mit 50-Hrywnja-Scheinen (ca. 5 €). Der Kassierer und Zapfhahnfreischalter hinter seinem (kugelsicheren?) Mini-Durchreiche-Fenster wundert sich spätestens bei der Übergabe der dritten Tranche. Irgendwann meinte der Tank dann, er sei jetzt voll, obwohl die Tankanzeige das Gegenteil behauptet. So fahren wir etwas verwirrt weiter. Da zeigt Bubi, unser GPS-Tracker, eine falsche Fahrtrichtung an. Spinnen jetzt alle Anzeigen?
Der Schreck war kurz, wir sind tatsächlich von der Tankstelle in die falsche Richtung geflohen… Und wären so relativ schnell wieder in Czernowitz gelandet. Also wieder Kehrtwende, die zweite heute.
Hochzeitsrestaurant
Noch vor der Grenze einen Cappuccino, Restgeld loswerden? Wir haben Glück: Die Bar eines Traumrestaurants hat offen, Hochzeitsvorbereitung sind in vollem Gange, eine Fotobrücke für das Paar ist aufgestellt. Lis posiert schon mal Probe. Danach rennt sie mit der Kamera durch die Räume und ist hin und weg. Ukrainischer Pomp ist eben kaum – eigentlich gar nicht – zu topen.
Wir kaufen mehrere Grossgebinde Eistee und zwei Cappucci – immer noch Geld übrig, die Einliterflasche Eistee kostet nur einen Bruchteil dessen, was sie in Deutschland kostet. Ganz im Gegenteil zu IKEA-Möbeln übrigens. Die kosten in der Ukraine doppelt so viel wie in Deutschland. Der Kapitalismus ist schon was Schräges. Es ist und bleibt einfach ein Sch…Gefühl, sein ganzes Leben lang nur verschaukelt zu werden.
Grenzgänger
Ü
ber eine Stunde brauchen wir, um den irren ukrainischen und den weniger irren rumänischen Zoll zu passieren. Uns wird wieder richtig bewusst, was EU und Schengen so praktisch bedeuten.
Der Rest des Weges ist einfach, Wegweiser, Karte… Aber wir staunen wieder, wie sehr sich nach der Grenze alles schlagartig verändert: Ok., nicht die Strassen, die sind weiterhin miserabel. Aber die Dörfer, die Kirchen, es wirkt alles aufgeräumt, mach preussisch umwölktes Herz mag da höher schlagen. Dabei war ja die Bukowina nördlich und südlich der heutigen Grenze ein Landesteil im Habsburgischen Grenzland. Was wir als eher deutschen/habsburgischen Einfluss erkennen – hüben wie drüben – ist gering, die Bauweise vieler noch alter Holzhäuser, die Gärten. All das fanden wir in Siebenbürgen, in Deutsch Mokka in der Ukraine und auch hier in der rumänischen Bukowina. Aber alles andere? Die Bauweise der Häuser, der Hoftore, der Kirchen – und der Klöster natürlich. Das findet sich nur hier in der Bukowina und in Maramuresch.
Und bei allem Fotografieren, dem Versuch, einigermassen ein Gesamtbild aufzubauen: Es gelingt nicht. Durchfahren hilft aber. Hier wie überall. Europas Facetten sind nur erfahrbar, im wirklichen und übertragenen Sinne.
In Radautz waren wir am 24.8.2010, also fast auf den Tag vor zwei Jahren, ebenfalls auf dem Weg nach Oberwischau/Viseu de Sus. Die Beiträge damals hatte ich begonnen aber nie fertig geschrieben… Die Pension finden wir auf Anhieb wieder, wenigstens das klappte heute auf Anhieb und zur Zufriedenheit.
Bilder folgen. Überarbeitung/Vervollständigung wird versprochen 😉
Tagesleistung, Tracks & Links:
- 2012-08-28;152;03:42;03:43;105;41.4;20.5;Czernowitz-Radauti
- Track
- Geschichte des jüdischen Radaus
Technorati Tags: Europa2012, Kultur & Gesellschaft