Sonntag, 02.09.2012, 18:48:13 :: Gotse Delchev (auch hier) :: Hotelkomplex Baroto
Tag der offenen Tür…
…war heute wahrlich nicht. Eher wurden uns welche zugeschlagen. Obwohl, beklagen können wir uns wahrlich nicht. Morgens vor dem Frühstück schwimmen, abends nach der Fahrt schwimmen – aber der Reihe nach.
Mit dem Hotel in Wraza haben wir einen Glückstreffer gelandet: Einfach, schön renoviert, mit grosser Terrasse, auf der wir gut zu Abend gegessen haben und die sich zu einem Riesenschwimmbecken hin öffnet. Das haben wir gleich morgens getestet und können es mehr als guten Herzens empfehlen. Gleichfalls das Frühstück – klar, auf der Terrasse. Und das bei einem Zimmerpreis von ca. 36 €, zzgl. Frühstück zu (für uns) lachhaftem Preis. Bulgarien hat günstige Preise bei sehr guter Leistung; überhaupt: Ein sympathisches Land. Je weiter wir heute nach Süden kamen, umso stärker merkt man den Einfluss es ehemaligen Osmanischen Reiches, der türkischen (und griechischen!) Mentalität, die wir eben mögen… Die ersten Minarette ragen aus der Gegend, die Häuser werden »türkischer«, hie und da Wiedergeburtshäuser, die Autofahrer werden ruhiger, gemütlich fast. Ganz im Gegensatz zu den ruppigen, dauernd knapp und riskant überholenden Rumänen. Und vor allem: Die Weinlauben in den Dörfern vor fast jedem Haus quellen über von Weintrauben, weisse, rosé und dunkel, fast schwarz. Die ersten Maulbeerbäume, Oliven fehlen noch, aber sie werden kommen…
Deise Fahrt vom Baltikum nach Griechenland (wohin sonst?) in der letzten Woche ist wirklich ein Parforceritt durch die Kulturen des östlichen Europas, die Veränderungen jeden Tat sind gewaltig, schon 2008 hatten wir das festgestellt. Teile der Strecke waren identisch mit denen von vor 4 Jahren. Es gibt oft keine oder keine sinnvolle Alternative; schon die Donauüberquerung z.B. lässt nichts anderes zu. Déjà-vu-Erlebnisse lassen einen mitunter ja nur müde gähnen, wir versichern uns zuweilen gegenseitig, dass wir hier und da ja schon mal gefahren sind, teils mehrfach. Trotzdem scheint vieles, zuweilen alles, neu. Das Gehirn hat schon so seine Grenzen. Aber dennoch aktivieren bestimmte Ausblicke, Felsen, Flussbiegungen, Gebäude die Erinnerung, so, als sei es erst gestern gewesen.
Fortschritte sieht man hier und dort, die den Menschen wirklich helfen: Wenn z.B. aus einer staubigen (und bei Regen zum Sumpf geratenden!) Staub- und Steintrasse mit EU-Finanzierung eine Dorfstrasse wird.
Darauf warten auch in Rumänien Dörfer und Städte.
Andere Begebenheiten will man wiederholen: Das Zusammentreffen mit Menschen, das Verweilen an bestimmten Orten. Und zu denen gehört ganz sicher auch Gote Deltschew (oder Gotse Delchev, die Transkription vom Kyrillischen ist eine Plage), wo wir heute wieder gelandet sind. Wir wollten da mal wieder hin, haben immer wieder davon geschwärmt, wussten aber vor einer Woche noch nicht, dass das dieses Jahr sein würde.
Viele Eindrücke kann man hier nachlesen. Die neuen Strecken, die wir fahren wollten, waren teilweise natürlich wieder Fallen: Sei’s, dass ein freudestrahlender Bauarbeiter eine plötzliche Totalsperrung mit einem Handkantenschnitt durch die Luft unterstreicht (hier ist wirklich Schluss!) und uns mit 2, 3 Ortsnamen 20 km zurück schickte, seien es Umleitungen der einfachen Art, unsägliche Schlaglochstrecken: Jedenfalls, Horrorerlebnisse wie 2008 waren nicht dabei, aber wir brauchten für lächerliche 180 km Luftlinie 349 km und über sechs Stunden Fahrtzeit. Gut, man passiert mehrere Gebirgsketten, zuletzt die Rhodopen, Passhöhen bis zu 1.400 Metern, malerische Hügellandschaften und Flusstäler, enge Schluchten, Tunnels, Dörfer – ganz anders, wie oben schon angedeutet, als die Tags zuvor. Das entschädigt dann schon für das eine oder andere Schlagloch, das den Karren durchschüttelt dass man meint jetzt müsste er die Grätsche machen. Macht er aber nicht, nach bisher über 14.600 km…
Nun also »unser Hotel« mit Schwimmbad, auf das wir uns schon freuen, morgen früh… – Die Widersprüche zu dem während des Tages Gesehenen könnten nicht grösser sein. Die Preise sind geblieben, man staunt. Und wir sind wohl wieder die einzigen Gäste. Wo wir hinkommen, fliehen die Touristen, will mir scheinen.
Für mehr Bilder ist es zu spät, in ein paar Tagen kehrt wieder Ruhe ein, dann schau’n wir mal…
Tagesleistung, Tracks & Links:
- 2012-09-02;349;05:57;01:26;115;58.6;47.1;Wraza-Gotse Delchev
- Track
- Rund Europa 2008, 9. Tag: Blagoevgrad – Gotse Delchev (2008-09-02)
Technorati Tags: Bulgarien, Europa2012, Griechenland