Sonntag, 22.12.2013 :: Galanado
Montag, 13.01.2014, 22:12:07 :: Galanado
Wir wohnen in einem kleinen Dorf, es gibt ein Kafenion, in dem man auch das Allernötigste kaufen kann, Brot gibt’s erst um die Mittagszeit, wenn der Bäcker im Nachbardorf Glinado geruht mit seinen Laiben herüber zu fahren. Aber das heisst nicht, dass wir uns hier langweilen.
Zwei Tage vor Heiligabend, am Sonntagmorgen hörten wir irgendwann griechische Klänge aus dem Lautsprecher durch’s Dorf hallen. Nun, das haben wir fast jeden Morgen, laut, durchdringend, fast immer die gleiche Melodie – das ist dann der Fischmann, der mit seiner riechenden Last durchs Dorf fährt und zur Musik seine ebenso melodiösen Ansagen macht und uns so unweigerlich aus dem Schlaf reisst.
Aber es ist Sonntag. Kein Fisch. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf, mal nachzusehen, was das zu bedeuten hat. Und wie wir um die Ecke biegen ist klar: Da wird gefeiert. Das Kafenion voller ältere Herrschaften, drinnen wie draussen, auf der anderen Strassenseite Tisch und die Kapelle – Geiger/Sänger, Bouzoukispieler und ein etwas gelangweilt wirkender Trommler.
Und das nun vorneweg: Sie spielen bis nach Sonnenuntergang
Und zwar ohne eine Unterbrechung die länger als zwanzig, dreissig Sekunden dauert. So gut wie ohne Essen und vor allem Trinken, grandios!
Ja, was soll ich sagen? Ach ja, das Dorf tanzt, ebenfalls ununterbrochen und ebenfalls bis nach Sonnenuntergang. Alt und Jung, Dick und Dünn. Dazu gibt es kostenlos τσίπουÏο TsÃpouro, der in Trinkbechern gereicht wird, ständig patátes tiganités
(also auf keinen Fall verwechseln mit pommes frites! ;-)) und Gebratenes, Nüsse, Süssigkeiten und was weiss ich noch. Gespendet von der Gemeinschaft für alle, die hier hängen bleiben. Wir sind herzlich willkommen, lernen viele Menschen kennen, Griechen, die in Deutschland waren, deutsche Frauen, die hier hängen geblieben sind und geheiratet haben…
Der Strassenverkehr wird durch die Tanzenden gelenkt, man lässt die Autos durch oder eben nicht. Mancher Autofahrer steigt aus, anderen wird ein Tsipouro durchs Wagenfenster gereicht.
Grossartig!
So ging das bis zum Abend, wie gesagt. Irgendwann ist es ganz dunkel, die Musikergruppe baut tatsächlich ab. Vor in im Kafenion ist es leer geworden, die Stühle und Tische sind rein geräumt. Und mir tun die Knochen weh, einen ganzen Tag stehen, gehen, fotografieren und filmen, das strengt doch an.
Und das nächste Mal gehen wir dann der Reihe nach zur Nikolausprozession, zu Weihnachtsfeiern an zwei Dorfschulen und zur Epiphaniasprozession. Da gehen dann auch welche baden…