* Rund Europa 2015 (1), 1. Tag: Naxos – Piräus

Mittwoch, 25.03.2015 :: Piräus
Samstag, 28.03.2015, 18:31:57 :: Galanado

Eine Überfahrt wie jede andere

Oder – eigentlich doch nicht. Normalerweise toben da junge Leute, Touristen durch die Gänge, übers Deck. Aber es war leer, diesig und leer. Nur de Raucher, die sassen im Heck auf Deck. Nach Paros holte ein Matrose (nennt man de Mannschaftsmitglieder noch so?) sogar die schöne neue Griechenflagge ein und knuddelt sie in die Blechschatulle nen dem Mast.

Das war’s dann auch

Reinard kam nur bis Piräus, Ecke Psarron – Papastratou. 10 Minuten, war ich vom Schiff runter, da krachte es, das Senfle stand, zog ein grässliche Schnute, und ein wütender, kaum zu bremsender kräftiger Grieche tobte um das Auto herum und hämmerte an die Scheiben.

Ich wage nicht auszusteigen, fühlte mich bedroht. Wer Griechen nicht kennt, wäre vor Angst gestorben. Trotz Schock rief ich Maria, unsere Freundin in Naxos an, reichte ihm nach kurzer Schilderung das Telefon und sie hat ihn dann wieder flach gebürstet. Alles verlief danach in geordneten Bahnen und in griechischer Harmonie. Er brachte mir ein Flasche Wasser und besorgte mir irgendwo einen Prepaidbon – das Handy war mittlerweile leer.

Ich hatte ihm formal die Vorfahrt genommen, sah ihn aber nicht kommen, statt eines Stoppschildes stand auf der rechten Strassenseite ein weisses Schild, dass zwar die achteckige Form aber nichts drauf hatte, links drüben, ausserhalb des normalen Gesichtsfeldes, stand ein…

Nun ja, seine Frau hätte nach rechts ausweichen können – es war genügend Platz – und was der Konjunktive mehr einem so kommen, hinterher: Ich hätte nicht auf die Kreuzung fahren dürfen. Fertig.

Mal wieder in Piräus

  • Was uns 2008 kurz vor der Fähre passierte
  • passierte heute kurz nach der Fähre.
  • Fuhr uns damals an der Ampel stehend einer hinten drauf
  • fuhr ich diesmal einem in die Seite.
  • Wo wir damals länger als zwei Stunden – in der Gluthitze den Verkehr regelnd – auf die Polizei warteten
  • waren sie diesmal schon nach einer gefühlten Stunde da und er fing an zu regnen.
  • Und wo ich aus unerfindlichen Gründen und trotz völliger Unschuld trotzdem den Schaden nicht von der gegnerischen Versicherung erstattet bekam
  • kann ich auf so was nun gar nicht hoffen: Formal war ich Schuld. Vorfahrt nicht beachtet, weiss der Teufel, warum, wieso und überhaupt.

Ein Lob auf den ADAC

Das muss gesagt werde, deren Umsicht und Schnelligkeit, Abschleppdienst und am nächsten Tag Werkstatt zu organisieren, das hat mich beeindruckt, ja gefreut. Endlich mal was, was klappte; sie hätten mir sogar ein Hotel besorgt, bis 85€ und auf deren Kosten, wenn ich das in dem Durcheinander richtig verstanden habe. Dass ich da innerhalb einer Stunde oder so 25€ vertelefoniert hatte, ist eine andere Geschichte.

Lletztlich landete ich als Beifahrer, das Senile hinten auf der Ladefläche, wieder am Hafen und im HHotel Delfini, 30€ und wer sich nicht fürchtet, ist dort gut untergebracht; aber Fernseher oder Telefon funktioniert weiss ich nicht.

Totalschaden oder Reparatur?

Diese Frage war schnell geklärt, nachdem der ADAC mir die Adresse der Renault-Werstatt in der Nähe zuge-SIM-st hatte und ich, da Regen, dort für 8 € mit dem Taxi ankam und kurz darauf der Abschleppwagen das Senfle auf die Kreuzung rollen liess. Die Mechaniker machten sich mit Fäusel, Brechstange und rohen Muskelkräften an Werk, nach ein paar weiteren Griffen sprang der Motor an und Senfle wurde in ein sicheres Verliess gebracht – der ganze Reisekram ist da ja drin. Doch, klar, das kriegen sie hin, nur Blech, Glas und Plastik, ganz ruhig bleiben, zwinkerte der Chef.

Ich ging erst mal »frühstücken«, in einer ursprünglich wohl als Strasse vorgesehenen Grossbaustelle mit allem was Lärm macht, zum Beispiel dieser Grossmeisel, der alles erzittern lässt; und alles bei Nieselregen. In einem Eckcafé tauche ich dann ein in die arme piräische Welt der Rentner, der Hoffnungslosen, die hier vor Wasser oder einem Kaffeechen sitzend auf die Glitterwelt auf dem Fernseher starren. Manche unterhalten sich lähmend langsam in Bewegung und Ausdruck. Nichts von lärmenden Griechen mit grossen Bewegungen. Es passt nicht zur deutschen Zeitungswirklichkeit – ich weiss das, aber mittendrin ist nochmal anders.

Später reicht es dann im Art Café (hiess es so?) zu einem Sesamkringel, ehe ich zurück gehe zur Werkstatt. Dort hat man die Aufstellung von Neuteilen und Arbeitszeit fertig und erklärt mir alles haarklein. Ich schalte wieder Maria ein. Sir beruhigt mich: Alles in Ordnung. Auch die ca. 1.800 € findet sie nach dem griechisch-typischen, ausführlichen Gespräch nicht mehr zu hoch.

Ich gehe nochmal auf zwei Cappuccino ins Art Café. Und unterschreibe dann. Und zahle an, denn Liquidität ist auch hier nicht, wo neben dem Chef noch fünf, sechs emsige Mechaniker arbeiten… Mittlerweile ist es 16 Uhr, einer der Mitarbeiter bringt mich zum Schiff, denn das möchte ich erreichen, um wieder nach Naxos zu kommen.

Was wäre gewesen…

…wenn wenigstens das geklappt hätte heute? Denn mein Nervenkostüm war durchaus zerfledert und brauchte nicht noch einen Stoss. Doch als mich der Herr am Ticketschalter fragt, für wann ich das Ticket wünsche ist es passiert: Der nächste Tiefschlag – kein Schiff heute Abend, weil Sturm da draussen. Zwölf Beaufort, höre ich am nächsten Abend, seien es in Naxos gewesen. Und unsere Stühle, selbst dierschwerden Marmorkiesel darauf seinen durch die Gegend geflogen. Ja, also dann für den nächsten Morgen, vielleicht. Ich soll meine Mobilnummer hinterlassen, ich bekomme eine SMS, falls das Schiff doch nicht loslegt, am nächsten Morgen, 7.20 Uhr…

Also, »Sto Limani«, Cappuccino. Und dann eben wieder Delfini, Wecker auf 6 Uhr und versuchen zu schlafen. Was wieder nichts wird, denn die Kommunikation mit Lis läuft zusehends aus dem Ruder. Ich sollte heute Abend in Zitsa sein, Lis wurde heute früh an der Hüfte operiert und sie hätte weder am Vortag noch heute diese zusätzliche Aufregung gebraucht. Diese parallel laufende Lügengeschichte findet ihr Ende dann darin, dass eine gute Freundin es ihr dann am Abend doch noch beibringt, denn in Zitsa war ich eben nicht, wie behauptet…

Fertig machen zum Entern!

Keine SMS am Morgen, dafür iPad und iPhone, die mich um 6 Uhr aus so einem kaputten Dösen reissen. Blick zum Hafen, es regnet nicht, die Srrassen sinmd fast schon wieder trocken. Dusche, Abmarsch. Ich sehe die »Delos«, dass Menschen einsteigen, die Lkw rückwärts einrücken. Na endlich.

Um 7:30 dann die Nachricht, warum das Schiff noch nicht abgelegt hat: Noch immer Sturm, vielleicht nachmittags dann, 15 Uhr… Das hat dann auch geklappt, nach 14 Stunden auf der Fähre bin ich dann in Naxos, Maria fährt mich zum Einkaufen und nach Galanado. Alle, auch Popi, finden, alles sei gut, weil mir nichts passiert ist.

Na, dann…

Reiseberichte diesen Inhalts sollten nicht zur Gewohnheit werden. Vielleicht gelingt ein neuer Anlauf, wenn das Senfle noch vor Ostern fertig wird. Griechische Ostern sind dann eine Woche später.

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