* Rund Europa 2015 (1), 3. Tag: Saranda – Lezha

Ostersonntag, 05.04.2015, 20:03:23 :: Hotel Eldorado, noch vor Lezha

Ich weiss gar nicht, wie ich am Besten schimpfen soll. Denn es ist Ostersonntag, es regnet in Strömen, ein Gewitter jagt ununterbrochen das vorige seit heute Morgen, ich fahre durch Regen, Nebel, Wolken und schon zu Anfang fällt der Frontscheibenwischer aus, ein Gruss vom Murmeltier. Da weiter zu fahren, war eigentlich ein total unvernünftiger Teufelsritt, ja, unvernünftig – und langsamer als geplant, bis nach Montenegro hat es nicht gereicht, nicht einmal bis Shkodra. Jedenfalls habe ich im jetzigen Ausfall einen begründeten Verdacht: Wenn’s zu doll und andauernd regnet, dringt wohl Wasser an der Gummimanschette ein, durch die die Motorwelle nach aussen ragt. Dann stoppt der Motor. Relativ kurze Zeit nach einem starken Regen tut er wieder, also gewissermaßen immer dann, wenn man ihn eigentlich nicht mehr braucht. Aber wen interessiert das?

Saranda habe ich also sehr früh verlassen, nach spartanischem aber inklusivem Frühstück mit viel Saft und kaltem Spiegelei. Der Regen drückt allen auf’s Gemüt, nicht nur mir. Ein paar Männer, wortkarger als gewöhnlich, stapfen mit Regenschirm umher. Die traumhaften Täler unterwegs nehme ich nur wahr, weil ich weiss, was ich eigentlich erwarte.

In einem Dorf steht ein Herr mit Regenschirm und möchte mitgenommen werden. Ich räume frei und habe meine gute Tat für heute erledigt. Er möchte nach Himara, das trifft sich gut, denn auch dazu gibt es schöne Erinnerungen – allerdings bei Sonne. Wir wechseln nur wenige Worte. Von ihm kommt am Anfang »Merkel«, als ich ihm antworte, ich sei aus Deutschland. Und zum Abschied »thank you«. Das geht immer und überall.

Ja, und kurz darauf setzt der Scheibenwischer aus. Ich überlege natürlich, welche Alternative es zur Weiterfahrt gibt. Da das Stichwort kurz zuvor ja schon gefallen war, halte ich es mit der Troika: »Weiter so!« Ich gebe zu, es gab ein paar kritische Situationen.

Der Weg durch die Berge, immerhin über 1000 Meter und sonst ein grandioses Naturerlebnis ersäuft in den Wolken noch verfeinert durch eine regentriefende Windschutzscheibe. Mensch, wo hast du deine Vernunft verstaut!

Kurz vor Shkodra bei Lezha siegt dann diese Vernunft zwar spät aber doch, als ich ein kleines Hotel am Strassenrand sehe. »El Dorado« als Name ist sicher den Amerikanern geschuldet, denn Durrës ist nicht weit… Ich wende und miete mich da ein, esse zu Abend und sitze nun tippend unterm Fernseher, dem Familie und Bedienstete wenig Beachtung schenken; aber so ist das heutzutage – nicht nur in Albanien. Sich zu unterhalten ist doch wichtiger.

Lezha stand auf meinem ursprünglichen Plan, Burg und Mausoleum von Skanderbeg. Sie müssen wieder warten; vielleicht endlich dann auf der Rückfahrt?

Morgen wird es weiter regnen, ich weiss noch nicht, was ich tun werde, eine Werkstatt wäre kein schlechter Gedanke.

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