Freitag, 08.04.2016, 22:48:12 :: Gospić, Hotel Ana
Samstag, 16.04.2016, 19:17:30 :: Hochdorf
Üder das hervorragende Frühstück hatte ich mich ja schon ausgelassen. Diese moralische Stütze brauchen wir heute auch. Denn über das Wetter müssen wir reden. Die Vorhersage lautet nämlich »zwei Tage Regen«. Mindestens. Es wären die ersten Regentage auf dieser Reise.
Es ist sehr diesig an diesem Morgen. Zunächst denken wir, es sei eben Dunst, Wasserdampf, Nebel. Aber als wir beim Verstauen des Gepäcks das Senfle näher betrachten, da wird uns schnell klar, dass das nicht der Fall ist. Er hat uns eingeholt. Es ist roter Sahara-Staub. Jeder kleine Regentropfen hinterlässt auf der Scheibe sofort einen Roten Staubbelag. Später erfahren wir, dass er bis Deutschland kam. Was die wenigsten Menschen wissen: Die Sahara düngt sogar das Amazonasbecken.
Nach einem kurzen Schauer fahren wir los, unter dauerndem Scheibenwischen, der roten Staubflecken wegen…
Wir wollen heute ins Landesinnere, die Küstenstrasse und die (noch leeren) Touristengebiete verlassen und relativ dicht an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina nach Nordosten fahren. Vielleicht ist es hinter dem Küstengebirge anders? Wie weit wir kommen werden, wissen wir auch nicht. Vor allem der angesagte Regen macht uns Sorgen, insbesondere weil ich weiss, dass bei zu starkem Dauerguss mit hoher Wahrscheinlichkeit der Scheibenwischer aussetzen wird. Natürlich macht Reisen dann auch keinen Spass, Besichtigungen gehen dann gar nicht.
Wir wollen sehen, ob und welche Spuren bald 25 Jahre nach Ende des Kroatienkriegs (1991-95) noch zu sehen sind. Die Route entlang der Küste kennen wir mittlerweile so gut, dass wir uns neu orientieren möchten.
Wenige Kilometer weiter, hinter Bela, wo die Küstenstrasse sich zur Umrundung der Bucht eh‘ auf über 200 Meter hochzieht, zweigt auch die Strasse ins Landesinnere ab.
Bei Trilj überqueren wir die Cetina,…
…die vor Omiš einen wilden Canyon bildet um dann in der Stadt in die Adria zu münden. In Omiš waren wir ja schon einige Male. Aber nur, weil damals, 1995, die Serben die Staumauer des Peruća-Stausee nicht »richtig« sprengen konnten:
Während der Militäroperation Sturm versuchten 1995 serbische Soldaten, den randvoll gefüllten Staudamm des PeruÄko Jezero zu sprengen. Der Damm wurde dabei erheblich beschädigt, jedoch kam es nicht zu einem völligen Dammbruch, sonst wäre wahrscheinlich der gesamte Unterlauf der Cetina mitsamt den Städten Sinj und OmiÅ¡ zerstört worden.
Es ist ein geschichtsträchtiges Gebiet. Jetzt im Frühling quillt die Landschaft förmlich über vor weiss blühende Obstbäumen, meist Pflaumen und Zwetschgen, vermute ich, und Weissdornhecken. Eine arme aber schöne Landschaft.
Wären da nicht diese Häuser, diese Ruinen: Ausgebrannt, eingestürzt, mit Einschüssen übersät, mittlerweile teils schon fast von der Natur eingenommen und zugedeckt – noch nie haben wir auf einer Fahrt durch die Länder des ehemaligen Jugoslawiens derart viele Kriegsruinen gesehen, teils auch verlassene Versuche, neu anzufangen.
Es mag sein, dass nicht alle Ruinen diesem Krieg geschuldet sind; dennoch, ein trauriges Bild, das durch das düstere Wetter keine Aufhellung erfährt.
Und dann diese »Warnkreuze«, wie ich sie nenne: Grosse Stein- und Holzkreuze, wie man sie auch in der Republik Srpska in Bosnien-Herzegowina und in Serbien selbst sieht, an Wegen, auf Hügeln auf Bergen: Als Drohung gegen die muslimischen Bosnier.
Nichts Vergleichbares auf bosnischer Seite… Der Islam ist eine sanfte Religion im Vergleich; so jedenfalls unsere Erfahrung, immer wenn wir Moscheen besuchen.
Noch immer: Kriegsfolgen
Der Kroatienkrieg 1991-95 hat seine Spuren tief eingegraben, da helfen auch die vielen properen Neubauten nichts.
Sinj
Bald nach Trinj kommen wir dann nach Sinj (nicht zu verwechseln mit Senj an der Küste, da wollen wir dann morgen sein), den ersten grossen Ort auf dieser Strecke. Irgendwie verpassen wir die Einfahrt zur Altstadt und lassen uns von der Umgehungsstrasse vom wichtigsten Teil der Stadt abdrängen. Gut, dann eben ein ander Mal…
Der PeruÄko Jezero
Wir passieren diesen w.o. genannten Stausee, immer die Obstbäume in den Gärten und auf den Wiesen vor Augen, aber eben auch diese Ruinen. Mit dem Blick hinab zum See geniessen wir unser zweites Frühstück.
Knin
Die Stadt Knin ist wieder so ein Fall, in dem Wikipedia mich getäuscht hat – wegen fehlender Informationen.
Die Krka entspringt hier und die Krkawasserfälle sind vielen sicher bekannt. Sie sind aber nicht unser Ziel.
Knin ist Verkehrsknotenpunkt mit einem enormen Gleisgeflecht vor und neben dem Bahnhof. Das sehen wir aber erst, als wir das Highlight (für mich, mit Überraschungseffekt) der Stadt mit Senfles Hilfe im ersten Schritt »bestiegen« haben: Es ist die Festungsanlage von Knin. Die in Europa zweitgrößte. Die grösste soll die in Ulm / Neu-Ulm sein. Nirgends so beschrieben, dass man darauf gestossen oder hellhörig würde.
Ader darüber dann mehr in Teil 2.
Links: