* Rund Europa 2016 (2), 23. Tag: Äthäri – Kiuruvesi

Donnerstag, 23.06.2016, 20:12:36 :: Kiuruvesi, Hotel Sininen Helmi

Heute BREXIT?

Heute stimmen die Briten oder das Vereinte Königreich darüber ab, ob die Insel ein Teil der EU bleibt oder sich von der Europäischen Gemeinschaft trennt; was immer dann passiert, es wäre tragisch und keine Stütze für das weitere Zusammenwachsen der Europäischen Staaten.

Wir starten derweil nach Nord-Savo

Die Ostsee haben wir gestern für ein paar Tage verlassen. Unsere kleine Hütte in Mittelfinnland an einem der vielen Seen bei Ähtäri verlassen wir am frühen Morgen nach einem Morgenspaziergang zur Dusche, wo die Putzkolonne noch am Arbeiten ist und mich so dem vollen Zugriff der Mücken beim Warten überlässt, einem nicht einmal spartanisch zu nennenden Frühstück in der Hütte…

…und nach dem morgendlichen Aufräumen der »Infrastruktur«, noch immer bestens gegen Mücken geschützt bei offener Türe; unser Moskitonetz diente uns seit gestern aber als Vorhang in der Türe, die so auch über Nacht offen bleiben konnte.

War das nicht ein toller Satz?

Unsere Ziele in Nord-Savo liegen heute genau nordöstlich in der alten Landschaft Savonien (lohnt sich zu lesen!), dem großen finnischen Seengebiet. Jeder denkt da sofort an Mücken, Jucken an den unmöglichsten Körperstellen, aber bisher ging es ganz gut, nur einmal hatten wir einen hektischen Einsatz von NOBITE Hautspray; übrigens trotz gleichem Wirkstoff wie dem in Autan unbedingt das Mittel der Wahl.

Wir denken weniger an Mücken, wir denken darüber nach, dass hier das Gebiet ist, in dem sich »westliche« und russische Welt begegneten, nicht zuletzt die orthodoxen Ikonen in unserem Hotel am Abend erinnern daran.

Bald werden wir auch savonische Kirchen und Klöster (2012) erleben; allerdings nicht dieses.

Es ist eine stille Welt, so um die 120 – 140 m hoch, wellig, zuweilen hügelig, grosse Wiesen, die jetzt gemäht sind und deren Heu als »Wickelkühe« überall auf den grossen Flächen stehen.

Und Wälder. Wälder! Fichten, Birken zumeist, Weiden und Erlen an den zahlreichen Ufern.

Eine Fülle von Lupinen an den Strassenrändern, regelrechte Alleen, Kilometer um Kilometer. Ebenso massenhaft hohe Wilde Möhre, Hahnenfuss, Storchschnabel identifizieren wir. Gräser, natürlich…

Holzwirtschaft

Finnland lebt zu einem Grossteil von der Holzwirtschaft. Deshalb fährt man auch an geschundener Natur vorbei, an blindwütig wirkenden Kahlschlägen, Bergen von Wurzelballen, leer gefegten Flächen, aufgerissenem Boden, nur einzelne vertrocknete Kiefernstämme stehen zuweilen völlig verloren in solcher Einöde. Und dann die Stangenholzlager und die entgegen kommenden Lastwagen mit ihren Fuhren.

Wie gesagt, Finnland lebt davon.

Und natürlich immer wieder diese Seen, oft versteckt hinter den Bäumen, nur vielleicht fünfzig oder hundert Meter entfernt, oft aber dicht nebenan. Das verlockt dann zum Abbiegen, Stehenbleiben Aussteigen, zum am Ufer stehen, der spiegelglatten Oberfläche zuzusehen, wie sie den erst zarten Schilfbewuchs, die fernen Waldränder und die rostroten Häuser am Ufer gegenüber widerspiegeln. Immer gleich, immer anders, immer wieder neu und immer wieder faszinieren. Wasser eben.

Und da sind wir dann doch wieder bei den Mücken. Solange wir fahren passiert ja nichts. Nur wenn wir dann doch wegen eines Ufers oder einer Kirche auch nur anhalten oder gar aussteigen – dann sind sie da, innerhalb von Sekunden sitzen sie am Handgelenk, an den Fesseln – und nach kurzer Zeit juckt’s überall.

Finnlands Strassen hingegen sind sehr gut und nicht übermässig, ja meist sogar schwach befahren. Aus dem Material des ersten und bisher einzigen Steinbruchs werden sie wohl gemacht.

Die Finnen fahren etwas »zügiger« als Dänen und Schweden, aber gegenüber Deutschland ist das Fahrverhalten dennoch langmütig-gemütlich. Ich weiss nicht, ob finnische Autos überhaupt eine Hupe haben…

Und immer wieder: Kirchen

Die meisten Kirchen, die wir finden, sind aus dem 13. Jahrhundert stammende Stein- oder aus dem 19. Jahrhundert stammende Holzkirchen. Hier die Holzkirche mit der Jahreszahl 1861 in Karstula.

Lachs, geräuchert und gesotten

In Karstula treffen wir vor einem Supermarkt, wo wir uns u.a. mit griechischen (!) Kirschen verpflegen, auf den ersten Stand mit Räucherlachs. Aber wir halten an uns. Denn wir haben anderes vor.

Gemeinhin haben wir ja keine konkreten Tagesziele. Heute schon. Unser erstes Ziel ist der Kiosk an der Sininen tie (Strasse 77) bei Huopanankoski. Dort haben wir uns 2012 zum ersten Mal im Leben den Bauch mit Lachs vollgeschlagen, so richtig, übermässig.

Und das soll heute wieder so sein. Der Kiosk liegt direkt am schnell fliessenden Übergang zwischen zwei Seen, einige Angler stehen bis zu den Hüften im Fluss und halten eine lange Stange schräg in die Luft ;-).

Sie räuchern und garen die selbst gefangenen Lachse auch vor Ort; dass sie gut sind merkt man schon vor dem Essen am Publikum.

Der Fisch, der da relativ zügig in unseren Mägen verschwindet schlägt gerade mal mit 13 € zu Buche. Den ersten hatten wir 2012 nicht mal ganz geschafft sondern den Rest erst am Abend als weitere Mahlzeit verspeist.

Nun, den heute habe wir auf einmal geschafft. Nennt uns gefrässig. Jedenfalls war er köstlich.

Von hier sind es dann nur noch ca. 140 km bis zu unserem endgültigen Tagesziel: Nach Sininen Helmi, der Blauen Perle am »Lerchensee« (das bedeutet der Name Kiuruvesi).

Tagesziel: Die Blaue Perle

Der zweite Ort heute, auf den wir uns seit unsere grossen RundEuropa-Tour 2012 gefreut, ja nach dem wir uns gesehnt haben: Sininen Helmi, wo wir uns schon zweimal, zuletzt am
28. Juni 2012 so wohl gefühlt haben, dass wir dort unbedingt wieder verweilen möchten. Es »einkehren« oder »übernachten« zu nennen, wäre zu trivial,ja fast niederträchtig.

Besucher in der alten Heimat

Das Hotel teilen wir uns mit sechs Amerikanerinnen aus drei Generationen: Mit vier Jahren verschlug es die Mutter in die USA, nun kehrte sie mit Töchtern und Enkelinnen zum ersten Mal in ihrem Leben zurück in ihre ursprüngliche Heimat.

Ausserdem schwimmen wir im flachen, tiefbraunen aber klaren Lerchensee und saunieren nach den Amerikanerinnen ausgiebig – wir haben die Wahl zwischen zwei Saunatypen und wechseln nach dem kalten Schwall des Lerchensees – auch wieder in der kleinen finnischen Sauna, die wir 2012 eingeweiht haben. Welch erhabenes Gefühl, die ersten Saunagäste gewesen zu sein!

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