* Rund Europa 2016 (2), 28. Tag: Pertunmaa – Tallinn

Dienstag, 28.06.2016, 16:37:49 :: Tallinn
Mittwoch, 29.06.2016, 16:38:04 :: Pärnu

In diesem angenehmen Hüttlein hätten wir es schon nochmal einen Tag ausgehalten, Internet auf der Hütte und ausserdem schmerzt uns die heutige Fahrt nach Helsinki. Das wird nach Süden immer weniger Finnland sein. Irgendwann werden die Seen zurückbleiben und die Wälder, die Großstadt wird uns krallen, das, was viele »die Zivilisation« nennen. Ausserdem hätte ich mich gerne noch mit der jungen Russin unterhalten.

Es hilft nichts. Wir haben die Fähre nach Tallinn gestern Abend gebucht. Es hat aufgehört zu regnen, das Auto wird gepackt, was mittlerweile so routiniert passiert, dass immer wieder alles reinpasst.

Anhalter können wir ja leider nicht unterbringen und dabei fällt mir der junge Mann mit seinem Rucksack ein, den wir gestern morgen auf dem Weg von Kerimäki nach Savonlinna an der Strasse stehen lassen mussten – mit bedauernder Geste…

Als wir in Savonlinna die Festung verlassen, da kommt er uns entgegen. Ich spreche ihn in Englisch an, entschuldige mich mit dem Hinweis, dass unser Senfle eben voll gepackt ist. Er sagt lachend, ja das hätte er gesehen. Und als Lis ihn fragt, woher er denn komme mit seinem kanadischen Rucksack, da meint er nein, nein, nicht aus Kanada, aus Deutschland… Und so konnten wir ihm den Besuch der Festung auf Deutsch empfehlen.

Nun, den Campingplatz verlassen wir nicht so leicht. Das schwere Eisentor ist zu. Erst der Anruf beim Chef, der seiner Tochter Bescheid gibt, veranlasst sie, das Tor per Funk zu öffnen.

Und so fahren wir Richtung Zivilisation. Den letzten See verabschieden wir in Järvenpää, wo wir auch endlich, ich gestehe es, einen Cappuccino bekommen. Er ist einfach verträglicher, als der Gebrühte, den es überall zu Nachschenken gibt. Und nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Jean Sibelius hier lang gelebt hat und auch gestorben ist.

Aalles Weitere nimmt dann seinen Lauf: Der Verkehr wird dichter, unerträglich dicht, die Baustellen reihen sich wie Perlen auf einer Kette, die Hektik der Fahrer um uns herum nimmt das üblich Unmass an und dann stehen wir vor dem neuen Checkin-Terminal, inmitten einer Riesenbaustelle, einem Chaos, das durch per Fahrrad sich durch die Weiten bewegenden jungen Männern in Warnwesten perfekt beherrscht und gesteuert wird – und warten…

Die Gelbbejackten winken mal eine Unmasse an LKWs in den Bauch der Fähre; auch mehrere Transporter ohne Beschriftung und solche mit schwedischen Panzern sind darunter – ich enthalte mich weiterer Kommentare.

Jedenfalls: Es wird eine gemütliche Überfahrt, mit Life-Musik in allen Sälen und auf Deck.

In Tallinn wartet eine CS-Freundin auf uns, bei der wir übernachten. Was uns auffällt: Estnische Autofahrer fahren aggressiver als die in Helsinki, diese wieder sind nicht zu vergleichen mit denen an den Tagen zuvor: Die ziehen ruhig ihre Bahn, kein Hupen, kein Drängeln, selten, dass mal einer überholt.

Und Tallinn ist nicht wieder zu erkennen, eine Riesenbaustelle, in der wir uns nicht mehr bewegen möchten als nötig. Neben der immer noch bestehenden Armut und Erbärmlichkeit vieler Häuser und Wohnungen entstehen die gigantischen Protzbauten – wie überall. Und damit wird auch diese Hauptstadt ein Überall, touristisch genutzt.

Wir mögen einfach keine grossen Städte…

Nachtrag:

2016.07.19, 13:41 :: Raudondvaris

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