Sonntag, 24.07.2016, 22:56:01 :: Raudondvaris
Nachdem das Wetter doch noch signalisiert, dass Sommer ist, haben wir den obligaten Ausflug nach Liubavas absolviert. Von diesem immer noch geheimnisvollen Ort habe ich ja schon mehrfach berichtet:
- * Rund Europa 2012, 56. Tag: Liubavas – Karosas‘ zweites Projekt
- * Rund Europa 2014 Nord, 15. Tag: Vergangenheit und Gegenwart im Zentrum Europas
Daher muss man, will man alles verstehen (besonders natürlich das, was ich hier nicht wiederhole…) dort eher vor- als nachlesen.
Uns hat natürlich vor allem interessiert, ob und gegebenenfalls was sich in den letzten zwei Jahren dort getan hat, denn die meisten Gebäude ausser der Wassermühle sind ja in einem erbärmlichen Zustand – was einerseits ja Ursache der Verwunschenheit des Anwesens ausmacht, anderseits man aber den Gebäuderesten schon die Wiederauferstehung wünscht, nach allem, was an alten Bildern existiert.
Es ist ja schon aussergewöhnlich, dass dieser Gutshof über so viele Jahrhunderte genutzt wurde – von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – zuletzt armselig als russisches Gefängnis und Unterkunft Deportierter.
Wir wählen diesmal nicht die Haupt- sondern die Strasse durch die Wiesen und Wälder, wohl wissend, dass uns da unwegsame Sand- und Schottenpiste droht und wir, von Schlaglöchern erzwungen, umkehren müssen. Aber es klappt soweit ganz gut.
Und dann die Überraschung!
Ich stelle die Bilder vom August 2014 und von heute einfach mal so hintereinander.
Gesindehaus & Apotheke
Die Orangerie
Sie wirken wiederum wie ein Wunder, aber nun ganz anderer Art, diese beiden barocken Gebäude, die nur noch innen und hinsichtlich der Verbindungswege den letzten Schliff bekommen müssen, hier draussen in der Einöde, zwischen immer noch sehr fragilen Wohnhäuschen, Schuppen und Ställen und dem Museum in der Wassermühle, die nur über eine gewagte Brückenkonstruktion überhaupt erreichbar ist.
Wir stapfen also zu den Gebäuden über die Wiese und bestaunen im Einzelnen, was da in den zwei Jahren praktisch neu entstanden ist. Ich kann es immer noch nicht glauben, man muss wirklich die Bilder im Abstand von zwei Jahren immer wieder betrachten; was natürlich erst zuhause möglich ist, aber ich hab’s ja noch im Kopf, das Alte…
Riesenpilze
Zusätzlich finden wir um einen Zwillingsbaum ein Pilzring, ca. 10 Meter Durchmesser mit prächtigen Exemplaren; wenn man die essen könnte…
Touristen? Wie immer eigentlich keine, immerhin ist Sonntagnachmittag. Wir begegnen nur einem Ehepaar mit Tochter, die ganz versessen darauf ist, uns mit meiner Kamera abzulichten. Sei’s drum, hier das Ergebnis.
Und trotzdem sitzt die junge Dame geduldig und freundlich im Museumsshop und wartet auf Besucher und den Feierabend.
Das wirklich sehr gelungene Buch Liubavas von Gintaras Karosas, dem Initiator und Motor des Projektes und des Europos parkas gibt es jetzt reduziert für 14 statt bisher 35 € und ein Exemplar wechselt damit endlich den Besitzer; war mir zuvor zu kostspielig.
Vielleicht ist es ja auch ein Anzeichen für eine erweiterte Neuauflage, denn Rekonstruktion und spätere Verwendung der Orangerie und des Gesindehauses sind ja derzeit nur ansatzweise dokumentiert.
Und das Besucherbuch bekommt wieder einen neuen Eintrag. Ok., und Lis ersteht eine Satz dezent grauer Leinenservietten. Irgendwas muss immer mit, versteht sich.
Wie wohnt »man« hier eigentlich?
Das ist eine Frage, die sich viele stellen. Ich will sie gerne beantworten und illustrieren. Im nächsten Beitrag. Denn wir bleiben hier noch mindestens bis Mitte August.