Sonntag, 22.10.2017, 19:29:21 :: Mykene, Hotel »La Petite Planète«
Mittwoch, 14.03.2018, 22:00:00 :: Galanado
Nach morgendlichem Bad und gemütlichem Frühstück in unserem Apartment sitzen wir noch eine Weile bei einem Becher Kaffee mit unseren neu gewonnen Freunden zusammen. Doch irgendwann müssen wir los.
Wir haben traumhaftes Wetter, Regen ist ab frühestens Montag Mittag vorhergesagt. Also geniessen wir den Tag auf einer gemütlichen Fahrt die arkadische Ostküste hinauf, besuchen nochmals das Kloster Loukoús und endlich auch die Ausgrabung der Villa des Herodes Atticus auf der anderen Strassenseite.
Gewissermassen zum Abschluss der herbstlichen Sightseeing tour lassen wir dann noch das Senfle den Larissahügel mit der Festung Argos besteigen.
Und zuletzt landen wir wieder im lieb gewonnenen Hotel in Mykene und stürzen uns zunächst in den Pool.
So. Das war die Kurzform, nun also der Reihe nach. Mit Text und Bild.
Wir passieren Tyros und werfen einen fast wehmütigen Blick hinab zum Meer – es war schön dort unten im Mai.
In einem etwas kargen Hochtal treffen wir auf einen Opuntien-Felder. Die Opuntie, vulgo Feigenkaktus, steht ja in den Mittelländern normalerweise wild in der Gegend herum, oft als Hecken. Hier also versucht jemand, sie landwirtschaftlich anzubauen. Kein Wunder kann man sie als Obst kaufen, von den widerlichen Stacheln befreit.
Die Felder sind offensichtlich schon länger in Gebrauch, den Mauern nach zu urteilen, die um das Kirchlein verteilt sind.
Kurz vor Astros landen wir hinter einem Geflügelhändler, eine leider verbreitete Art und Weise, Geflügel aller Art und Grösse in den Dörfern zu verkaufen. insbesondere besondere im Sommer eine Tortur für die Tiere; viele überleben die langen Fahrten nicht.
In Astros biegen wir dann nach Westen ab, in die Berge zum Kloster Loukoús.
Kloster Loukoús und Villa des Herodes Atticus
Wir waren im Mai dort im Kloster und hatten uns gewundert, wo die antiken Teile, die zum Teil in den Mauern der Klosterkirche aber auch als Präsentationsstücke überall im Gelände zu sehen waren. Was wir übersehen hatten: Auf der anderen Strassenseite befindet sich die ausgedehnte Ausgrabung der Villa des Herodes Atticus. Dort hat man sich während des Baus des Klosters reichlich bedient…
Als wir nun die Ausgrabungsstätte heute aufsuchen, stehen wir am Zaun und vor einem verschlossenen Tor.
Bei den andauernden Ausgrabungen und den sichtbar umfangreichen Restaurierungsarbeiten kann ich das nachvollziehen, da will man keine weißsockigen Sandalenträger zwischen Betonmischer und antiken Mauerstücken sehen.
So trollen wir uns schnell wieder nach verschieden Blicken durch den Zaun und richten unseren Blick auf das Kloster auf der anderen Strassenseite – ein andermal dann hoffentlich hier mehr; wir merken immer mehr, dass wir nicht zum letzten Mal auf der Peloponnes waren.
Es ist tatsächlich so, dass an vielen antiken Stätten erst jetzt so richtig gegraben und hergerichtet wird, so dass man erstaunt ist, wenn man – selbst nach kurzer Zeit wie in Messene Tage zuvor – größere Veränderungen vorfindet. Besonders stark fiel uns das in Nemea und in im Palast des Nestor auf, wo vor wenigen Jahren gar nichts zu sehen war und heute stattliche Präsentationen und angeschlossene Museen stehen.
Und komme jetzt bitte keiner mit »dafür haben sie Geld, die Griechen«!
Ein paar Worte doch noch zu Herodes Atticus, der ja nicht nur eine seiner Villen hier oben stehen hatte. Er stammte aus Athen, war Römer und stiftete u.a. das dort heute noch genutzte Amphitheater, das Odeon des Herodes Atticus. Herodes wirkte u.a. als Lehrer der Rhetorik in Athen.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich auch die alten Olivenbäume, an denen wir vorbei trotten.
Besonders dieser Baum hat es Lis angetan …
Im Kloster sucht Lis nach der jungen Frau, die im Mai gerade in den Nonnenstand eingetreten war. Lis will sie jetzt nochmals sehen und sie fragen, wie es ihr geht. Die junge Nonne erinnert sich und berichtet erfreut, dass sie glücklich mit ihrer Wahl ist.
Währenddessen gehe ich durch den Klosterhof und »sammle« die Stücke, die offensichtlich aus der römischen Villa von gegenüber stammen.
Argos: Die Festung Larissa
Als wir uns dem Nordufer der Argolischen Bucht nähern trinken wir erstmal einen Griechischen Kaffee. Das ist nicht so einfach, wie man denkt in einer eher touristischen Gegend und um diese Jahreszeit – die meisten Lokale haben schon geschlossen. Aber wir finden eine Taverne, in der griechische Paare ud Familien üppig speisen; es ist Sonntag Nachmittag. Wir aber wollen nur einen Eliniko. Aber auch das geht, zusammen mit einer 1,5-Liter-Flasche Wasser für 5€.
Wie ich so über die Wand hinweg schaue, die uns gegen die Strasse abschirmt, sehe ich die Burg Larissa und ich beschliesse, dass wir die nun endlich besichtigen müssen.
Sie wird angeblich seit 2011 restauriert, also müsste ordentlich was zu sehen sein von dieser beherrschenden Burg hoch über Argos. Seit mykenischer Zeit bis 1821 wurde sie militärisch genutzt – von Mykenern, Römern, Westgoten, Byzantinern, Kreuzrittern, Venezianern, Osmanen. 1821 schliesslich wurde sie von den griechischen Freiheitskämpfern eingenommen. Seither existiert sie nur noch als Ruine.
Die Strasse, die in vielen Serpentinen hinauf führt, lässt ahnen, dass der Strom der Besucher eher nur dünn sein wird, die hier ihren Wissensdurst befriedigen wollen; Busse kommen hier nicht hoch.
Und so sind wir dann tatsächlich auch ganz alleine hier oben, erleben eine fantastische Aussicht über Stadtgebiet und Umland von Argos bis hinab zum Meer, über dem ein schwerer Dunst hängt.
Den Mauern sieht man an, dass sie aus ganz verschiedenen Zeiten stammen müssen, was auf den vielen aufgestellten Schautafeln auch ausführlich erklärt wird. Der Besuch lohnt also in jedem Fall, auch wenn hier oben noch viel zu tun ist. Und da ist sie wieder: Die Frage nach dem Geld für »altes Gemäuer«.
Aber es ist schon so: In der Gesamtschau ist es ein Wahnsinn, es ist einmalig, was sich hier auf der Peloponnes – wie im Übrigen in ganz Griechenland – als historisches Sediment findet. Fast kein Kilometer Landstrasse ohne braune Schilder, die auf »Altes« hinweisen. Ich jedenfalls staune immer mehr, je länger wir durch das Land reisen.
Und wieder Mykene
Vom verlassen wirkenden Argos ist es nur noch ein kurzes Stück bis Mykene, wo wir mit Hallo und Erstaunen empfangen werden, waren wir doch erst vor zehn Tagen hier weggefahren.
Das Schwimmbad ist offen und wir nutzen es ausgiebig um hernach ein ebenso ausgiebiges Sonnenbad zu geniessen – wohlgemerkt, am 22. Oktober. Und unter strengen Aufsicht einer deer zahlreichen Hauskatzen.
Den restlichen Abend verbringe ich mit dem Kater des Hauses am Computer, versorge die Bilder und schreibe. Und der Kater kippt mir das Colaglas quer über den Tisch. Aber ich habe Glück: Fast alles klebt, nur die Gerätschaften nicht.