Freitag, 03.08.2018, 22:18:33 :: Postojna (Adelsberg), privates Zimmer unterm Dach :: Apartment Grmek, Pod Jelovico 7, 6230 Postojna, Slovenija
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Vier-Länder an einem Tag
Der bundesdeutsche Tourist, der den Süden erreichen will, fährt Autobahn und/oder nutzt einen der grossen Alpenpässe. Ich schleiche mich hingegen auf Nebenstrassen durch
- Deutschland,
- Österreich,
- Italien,
- und Slowenien.
über drei Pässe, wobei der Felberntauernpass samt -tunnel das Schlimmste für das Senfle war. Aber er hat’s gepackt.
Der 1967 fertiggestellte Felbertauerntunnel wird als Einröhrentunnel im Gegenverkehr betrieben und befindet sich in einer Seehöhe von 1607 bis 1650 m. Er ist 5282 m lang und somit der elftlängste Tunnel Österreichs.
Laut ADAC die schlimmsten Reisetage des Jahres …
…sollen heute und morgen sein. Ich nehme das gelassen, denn die ersten 100 Kilometer am frühen Morgen sind stimmungsvoll, ländlich und stressfrei, selbst auf der Autobahn bis Rosenheim und am Irschenberg herrscht Ruhe und Eintracht.
Im Touristengebiet Walchensee sind wohl noch keine Touristen unterwegs.
Solche Sträßchen fährt ja auch kein normaler Urlaubsreisender.
Erste in Kitzbühel dann der erste gewaltige Stau, obwohl derzeit ja alles schneefrei ist. Ab da ist dann auch der Felbertauernpass angeschrieben.
Danach von Touristenverkehr fast nichts – ausser mir. Dann aber wird es zusehends heiss, es ist aber gerade mal 11 Uhr.
Also Pause auf der Gailberghöhe vor Kötschach-Mauthen in Kärnten, dort wo auch die Motorradfahrer haltmachen. Aber nur ein geledertes Paar hat gerade seine Jause beendet. Wo also sind die angedrohten Urlauber?
Bis hoch zur Grenze auf dem Plöckenpass bietet sich noch einmal ein Apfelsafthalt im Plöckenhaus.
Es ist sowas von heiss, dass ich eigentlich den Fahrtwind nicht entbehren kann – aber der Körper fordert anderes und mehr und das energisch.
Von Kärnten nach Friaul (Julisch Venetien)
Und dann bin ich in Italien, im historischen Karnien. Es ist mittlerweile nach 15 Uhr, ich muss mich sputen. Trotz aller Sehenswürdigkeiten um- und durchfahre ich Tolmezzo, Gemona und Udine ohne Halt, überquere das fast leere, weiss im Sonnenlicht strahlende Flussbett des Fiume Tagliamento, der dann bei Bibione ins Meer mündet. Aber ich weiss, dass es sich hier überall lohnt, genauer hinzuschauen: Schlösser, Burgen, Museen…
Und alles ohne Autobahn. Der Preis: Ich verfahre mich mehrfach, weil für Menschen wie mich keine Schilder vorgesehen sind.
Und bei solchen Äckern kann man die Plage der Bauern erahnen …
Gorizia (Görz)
Gorizia (deutsch Görz, slowenisch Gorica, furlanisch Gurize) ist eine Stadt am Isonzo im Nordosten Italiens direkt an der Grenze zu Slowenien. Gorizia hat 34.742 Einwohner (Stand 31. Dezember 2016) und ist Hauptstadt der Provinz Gorizia, die zur Region Friaul-Julisch Venetien gehört. Daneben ist sie Sitz des Erzbistums Görz.
Wieder so eine Stadt mit bewegter und sehr abwechslungsreichen Geschichte, die so viele Namen hat, dass man nicht weiss, wie man sie nun nennen soll. Nennen wir sie Görz, das ist am kürzesten. Durch sie fahre ich um am unbemenschten Grenzübergang nach Slowenien zu gelangen, die Grenze geht direkt durch die Stadt.
Ob diese Schranken irgend wann doch wieder zur echten Grenze werden? Und ob es Zufall ist, dass sie so ähnlich heisst wie Görlitz?
Und so fahre ich in die beginnende Abenddämmerung. Mein Ziel ist nun endgültig Rakitnik, habe ich mittlerweile entschieden. Das kenne ich seit 2016 und die schöne Unterkunft bei Familie Gril dort auch. Und das herrliche Frühstück, im Freien …
470 Kilometer sind es dann am Abend, als ich in Rakitnik parke und nach einem Zimmer fragen gehe.
Nun bekomme ich zum ersten Mal den tatsächlich herrschenden Tourismus zu spüren, hier draussen auf dem flachen Land in Slowenien.
Das Schild hat seine Richtigkeit bestätigt mir der Hausherr, nachdem ich trotz alledem geklingelt habe. Nebenan sei eine ganz neu eröffnete Pension, vielleicht da …
Eine Superblondine ohne allzu viel unnötige Bekleidung öffnet freundlich und verneint: Alles voll. Aber in Postojna, im Hotel Soundso, dort gäbe es ganz sich freie Zimmer – und nicht teuer. Gross und Blau, gleich bei der ersten Ampel. Ein Zug an ihrer Zigarette, ein einseitig zahnloses Lächeln und die Tür ist zu.
Also zurück nach Adelsberg.
Bis 1918 war die Stadt Teil des Herzogtums Krain in Österreich-Ungarn. Sie lag an der Verbindung Wien-Marburg-Laibach-Triest, die den einzigen Zugang der Donaumonarchie zum Meer darstellte.
Die Weltoffenheit und auch der Wohlstand des Vielvölkerstaats wirkten sich in besonderem Maße auf Postojna aus. Die nahe Tropfsteinhöhle, die schon lange bekannt war, wurde ab 1820 durch die Entdeckung neuer Teile schnell ein Anziehungspunkt für Touristen. Mit dem Bau der Eisenbahn von Wien nach Triest erhielt Postojna einen Bahnhof, der die Besucherzahlen vervielfachte. So ist die Stadt bereits seit fast 200 Jahren auf den Tourismus ausgerichtet.
Mittlerweile ist wirklich Dämmerung. Nachdem ich dort in Postojna bei der Ampel auf dem Parkplatz des verlassen wirkenden Krankenhauses anstatt vor einem Hotel gestrandet bin, beginnt nun die richtige Suche. Dem ersten Hinweisschild »Sobe Rooms« folge ich in den Aussenbezirk – und habe Glück. Naja, meint das ältere Ehepaar vom Balkon herunter zu mir, der ich schon fast im Dunkeln stehe. Eigentlich sei alles belegt, aber ganz oben unterm Dach, das Zimmer, das sie eigentlich nur an Wen-auch-immer-und-wer-da-schon-ist vermieten … Also wenn, die beiden jungen Französinnen nichts dagegen hätten – sie fragt mal.
Sie haben nichts dagegen, räumen das Bad und die Küche etwas auf und die Dame des Hauses bezieht das Bett, das, von Vorgängern zerwühlt, doch ganz sicher auf mich gewartet hat.
Es ist heiss, aber ein Bett; Wasser und was zu Essen von meiner Mittagssause habe ich auch noch, ich werde den nächsten Morgen also ganz sicher erleben.