Samstag, 04.08.2018, 21:12:56 :: Murvica, Hotel Fortuna
Nach durchgeschwitzter Nacht und einer durch keine jungen Französinnen gestörte kalte Dusche, fahre ich kurz nach 7 Uhr los – ohne Frühstück. Erst viel später, in einer Schnellbäckerei in Matulji – aber eben: Viel später …
Ach ja, und so sieht das Haus aus, in dem ich unterm Dach war, eins von den kleine Fensterchen …
Es hat abgekühlt und die Stimmung ist so, als wäre das ein geruhsamer Morgen. Wo ich heute Abend landen werde, darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Doch, Zadar, das müsste hinkommen. Das Hotel, wenige Minuten vor der Grossstadt …
So früh fährt ja auch noch kein Schwein. Denke ich und eine ganze Zeit stimmt das auch, auf den kleinen Nebenstrassen Richtung Grenze nach Kroatien. Dann die ersten Probleme. Meist sind es die Camper mit Anhänger („Eifelblick“, „Schwalbe“ …) und ein paar Übervorsichtige. Sie wissen in den engen Strassen nicht, ob sie durchpassen.
Grenze
Und dann kommt es knüppeldick, nachdem der Verkehr nach und nach immer zäher wurde: Ein ganzer Strauss von Autoschlangen bildet sich an der Grenzstation nach Kroatien. Sie prüfen jeden Pass! Sicher, Kroatien ist nicht Teil des Schengenraums (vielleicht Ende 2018!), aber die Jahre zuvor verfuhren sie doch deutlich lässiger.
In MuÄići, hoffe ich, nachdem ich da endlich durch bin, wird es was Ordentliches zum Frühstück geben. Es gibt aber kein Frühstück, das Mädel ist schon mit der Frage nach einem Cappuccino völlig überfordert. So fahre ich eben weiter. Das war einmal die Gaststätte mit bester Verpflegung und problemlosem Service. Ich vermute, dass mit der fertig gestellten Autobahn die ganzen Restaurants und Wechelkiosks hier auf der Landstrasse ihr Geschäft im Wesentlichen einstellen können.
In Matulji schliesslich, kurz vor der Gabelung Opatja-Rijeka, sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bäckerei und fahre hinters Haus auf den Parkplatz des Einkaufszentrums nebenan. Ich erstehe zwei mit Käse überbackene Röllchen aus Blätterteig, sie sehen verlockend aus. Da ist aber eine Art Saitenwürste im Teig, wie ich beim ersten Abbeissen erschreckt feststelle. Das ist zu viel auf leeren Magen – ich fische die wurstartigen Gebilde heraus und entsorge sie im nächstbesten Mülleimer. Wasser habe ich noch, also würge ich die Teighülle hinunter, damit ich wenigstens meine Pillen nehmen kann.
Und dann das Meer!
Es ist immer ein erhebender und begeisternder Augenblick, wenn die Landschaft verschwindet und das Meer plötzlich den Rest bis zum Himmel einnimmt. So war das beim ersten mal, im Mai 2005,
als wir zum ersten mal diese Strecke fuhren und diesen Augenblick in Opatjia erlebten: Wir sind da, wir sind angekommen. Die Adria! Und so auch dieses mal wieder.
Rijeka und Bakar
Ich meide ja die Autobahn, die um Rijeka herum führt, so gut es eben geht. Also muss ich durch. So denken wieder nicht viele, die Ansammlung von der Grenze hat sich auf die Autobahn verkrümelten, in der Stadt nur der übliche, vielfach durch Baustellen behinderte Verkehr.
Bakar, zwar schon oft besucht, will ich mir trotzdem nicht entgehen lassen. vielleicht gibt’s ein Plätzchen am Hafen, für einen Drink im Schatten. Gibt es, viele, aber nicht für mich. Kein Platz in irgendeinem Café. Also weiter, um die Bucht herum, Richtung Senj.
Novi Vinodolski und Senj
Jer grössere Ort bedeutet Stillstand, Hitzestau, endloses Warten, trillerpfeifende Polizisten, die bei dieser Hitze in voller Montur an den Kreuzungen mit den Armen rudern. Mörderisch.
So auch in Novi Vinodoskli
Die Tourismusbranche beherrscht die Wirtschaft. Hotels, Zeltlager, Bungalows, Appartements, Zimmer in Privathäuser und Nebenwohnungen können 10000 Touristen unterbringen. Die Stadt bietet Freizeiteinrichtungen und Sportanlagen an. Das Vinodol Tal ist berühmt für Weinherstellung. Die im Gebiet hergestellte Weine ähneln denen von der benachbarten Insel Krk, Žlahtina ist die Hauptsorte.
Und das merkt man …
In meinem geliebten Senj ist erst recht der Teufel los, ich bewundere beim Vorüberrfahren Stadtmauer, Türme und das Stadttor. Es passiert also doch viel, so über die Jahre. Aber zu dieser Zeit aussteigen? Nein. Nein.
vielleicht doch noch der Hinweis: Die Rote Zora, die sollte man gelesen haben.
Es war das Buch, das den Übergang markierte: sein erstes Kinderbuch. Kurt Kläber, deutscher Revolutionsschriftsteller und linker Kulturfunktionär, schrieb es im Schweizer Exil, obwohl er keine Arbeitserlaubnis hatte. Es war ein Versuch. Würde ihm ein Jugendbuch gefallen? Gelingen?
Hauptproblem die Hitze
Das iPhone fällt wieder aus, wie gestern, es wird zu heiss, man kann es kaum anfassen, dann bootet es plötzlich, geht aber nicht an.
Das Trinkwasser tagsüber hat die Temperatur von frisch aufgebrühtem Tee.
Vor allem die Camper stören, diese fahrbaren Zweifamilienhäuser und natürlich die mit Anhänger Marke „Eifelblick“. Und die kroatischen Wochenmendfahrer.
Irgendwo unterwegs ein kleiner, ganz coolen Supermarkt, ich hole Joghurt und Wasser, will aber eigentlich gar nicht mehr raus aus dem Laden. Das aber würde auffallen, fürchte ich.
Also rette ich mich ins Eiscafé gegenüber, nehme drei Kugeln Eis und stelle mich damit vor den Wassernebel spendenden Ventilator! Rettung! Was für eine Erfindung! Das es so was gibt …
Selbst malerische Buchten animieren mich nicht zum Baden – ich muss ja wieder zurück in den heissen Senf, salzig!
Nirgends ein Plätzchen in den Stassencafés, wo wir sonst immer in Ruhe sitzen, vergangene Stunden nochmals an uns vorüber ziehen lassen, spekulieren, ab wann wir eine Unterkunft suchen sollen …
Murvica (Zadar)
Ich lande im Hotel Fortuna wie vor drei Jahren, sie haben freie Zimmer. Vier Cola, mehr oder weniger am Stück getrunken, stellen mich zunächst wieder her, so dass ich zum Abendessen ein exceleenetes Beef vom Grill geniessen kann.
Heute Abend geht das iPhone weder an noch lädt es. Es ist heute wohl den Hitzetot gestorben.
Der Durst hört nicht auf! Ich trinke, trinke, trinke.