Donnerstag, 18.04.2019, 22:43:17 :: Zitsa
Sonntag, 28.04.2019, 10:54:35 :: Baška Voda
Es wird ein Tag der Überraschungen und Höhepunkte dieser Reise.
Lange vor unserem kleinen Frühstück sieht Lis den Vollmond untergehen, den sie kurz für die aufgehende Sonne an der falschen Stelle hält.
Wie ich später am Tag feststelle, blieb meine Weste hier im Schrank hängen und Lis kleines Kissen irgendwo im Bett liegen; mal sehen, ob uns die Wirtsleute das auf unsere Bitte nachschicken …
Zuerst fahren wir hinunter an den Strand von Lithnos. Der ist noch völlig verlassen, eine reine Sommerbadebucht mit Campingplatz und einem Restaurant, …
… die kleine Straße hinunter ist recht gut, aber sehr steil, besonders für das Senfle auf dem Rückweg eine Herausforderung, die das gute Teil aber meistert.
Es führt auf der anderen Seite des Strandes eine Straße vom Campingeplatz nach oben, aber dazu müssten wir mit dem Auto über den Sandstrand, was mir zu kritisch erscheint.
Es geht nun durch die Berge und einige Dörfer nach Dodona. Auffallend viele Proskinitaria, die kleinen Wegkirchlein Griechenlands, begegnen uns. Hier eine kleine Auswahl:
Grosse Überraschung: Ein Stochenpaar im Epirus, mit unzähligen Spatzen als Untermietern.
Wir müssen unbedingt tanken, aber die erste Tankstelle nimmt keine Karte, griechische Verordnungen gelten auch hier oben nicht. Cash ist das einzig garantierte Zahlungsmittel – auch auf unserem weiteren Wege. An und für sich ein gutes Zeichen für den Widerstand gegen die Abschaffung des Bargeldes. Erst die Tankstelle kurz vor dem letzten steilen Anstieg zur Autobahn, in Paramythia, nimmt die Tankstelle die Kreditkarte. In diesem umtriebigen Ort holt Lis auch Geld am Automaten der Piräusbank während ich, draußen neben dem Senfle wartend, von einem älteren Passanten freudig mit »Guten Morgen!« begrüßt werde; viele Gastarbeiter kamen aus dem Epirus zu uns nach Deutschland und sind als Rentner zurück in die Heimat.
Dann geht es wirklich bergauf. Wir sehe hoch über uns, eigentlich unerreichbar, die Autobahn nach Ioannina. Aber wir erreichen sie tatsächlich …
… und erreichen nach kurzer Fahrt und im Angesicht schneebedeckter Bergriesen
Dodona
Dodona ist mit Delfi das bedeutendste Heiligtum des antiken Griechenlands.
Dodona (auch DÅdÅnÄ“, griechisch Δωδώνη Dodoni) war ein antikes griechisches Heiligtum und Orakel. Es galt als ältestes Orakel Griechenlands und war nach Delphi das bedeutendste überregionale Orakel der griechischen Welt.
Der mit dem Orakel verbundene Zeuskult scheint sich aus einem älteren Kult entwickelt zu haben, von dem sich in späterer Zeit unerklärliche Riten der Priesterschaft erhalten hatten. So wurde aus dem Rauschen einer dem Zeus heiligen Eiche geweissagt. Zusätzlich wurde der Flug von Tauben interpretiert und später mit Hilfe von Losen Anfragen beantwortet.
Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Geschichte der Landschaft Epirus verbunden.
Bei der Ankunft überrascht uns ein riesiger Parkplatz voller Busse und lärmender Schülergruppen, die es zum Restaurant auf einer kleinen Anhöhe zieht, was uns entgegen kommt, das Gelände wird dann wohl schön leer sein.
Ein Glückstag: heute sind alle Museumseintritte kostenlos, „europäischer Tag des Monuments“, wie uns später eine Wärterin in der Zitadelle von Ioannina erklärt. Daher wohl auch die vielen Schulklassen.
Uns erwartet ein imposantes Amphitheater und die restlichen Trümmer von Tempeln aller relevanten antiken Gottheiten, die Stoa und nicht zuletzt die Reste einer frühchristlichen Kirche.
Die Restaurationsarbeiten an allen Ecken und Enden dauern an, die Bauhütte und die ganze Umgebung ist noch voller wohl sortierter und gekennzeichneter Trümmerreste, die wohl irgendwann wieder ihren angestammten Platz finden werden.
Links:
Weiter geht es ein kurzes Stück über die Autobahn und unter den Bergen hindurch nach
Ioannina, …
… das uns zunächst mit einem scheußlichen Regenguss empfängt. Aber es ist ja April und es bessert sich wieder.
Ioannina haben wir verschiedentlich besucht (zum Beispiel hier 2016 und hier 2011 kurz zum ersten mal. Aber so richtig Zeit genommen haben wir uns erst heute. Die Geschichte ist hochinteressant: Erinnerungen an Tepelene tauchen auf, natürlich auch Ismail Kadares Roman Der Schandkasten und nicht zuletzt Lord Byron, der einem in Messolongi, in Aitoliko, in Zitsa, in Tepelene und eben auch hier begegnet; er war Gast des Ali Pascha, dem hier auf der Insel fein säuberlich der Kopf abgenommen und nach Istanbul in den Schandkasten transportiert wurde. Geschichte(n) noch und noch – Europäische Geschichte, der entlang man beginnt, vieles zu verstehen.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde Tepedelenli Ali Pascha Gouverneur von Epirus. Er kümmerte sich wenig um die Direktiven der Hohen Pforte und baute sich einen autonomen Machtbereich auf. Dabei stützte er sich auf albanische Kämpfer seines Stammes und auf griechische Aufständische, die mit der osmanischen Herrschaft unzufrieden waren. Er paktierte gleichfalls mit Frankreich und Großbritannien, die an seinem Hof in Ioannina Konsulate unterhielten. Ab 1807 herrschte er, den man auch Löwe von Janina nannte, von Ioannina aus, faktisch unabhängig über große Teile Albaniens und Griechenlands. Der englische Dichter Lord Byron, der 1809 einige Zeit Gast am Hof Ali Paschas war, hinterließ eine farbenprächtige Schilderung des damaligen Lebens in Ioannina, einer blühenden Stadt mit 35.000 Einwohnern. Im Oktober 1820 entsandte Sultan Mahmud II. Truppen gegen den abtrünnigen Pascha. Ioannina wurde über 15 Monate belagert, bis man Ali Pascha im Februar 1822 mit einer List aus seiner Festung locken konnte und ermorden ließ. Am 20. August 1869 wurde Ioannina von einem Großbrand heimgesucht: 1300 Geschäfte und Lager sowie 300 Häuser wurden im Handelsviertel zerstört.
Aber zuerst im Café an der Mauer. Danach beginnt der Marsch zur Zitadelle mit Moscheen, Museen, einem Schatzhaus und Kirchen, zuletzt finden wir auch den Museuumsshop wegen Literatur.
Später verfinstert sich der Himmel ernsthaft, ein paar Tropfen fallen, es wird windig und frisch. Wir wagen dennoch schnell einen Abstecher zur Moschee an der anderen Ecke der Festung; deren Turm sei im Winter zum Teil heruntergebrachten, erzählen uns die jungen Damen im Museumsshop, die mir auch ausführlich die Vor- und Nachteile bestimmter Bücher und Fotobände erläutern.
Nach diesem Schnelldurchlauf freuen wir uns auf’s Auto, die Wirbelsäulen fordern Entlastung.
Und es wird Zeit, um zum heutigen Endpunkt zu fahren: Weiter hinauf nach
Zitsa …
… wo uns ein herzlicher Empfang durch Anna und Kostas und seine Mutter erwartet (wir gehören zur Familie, meint Kostas!).
Und ein Grafitti neben unserem »angestammten« Parkplatz erinnert uns daran, dass viele Menschen sich hier gegen die Verwüstung des Epirus durch geplante Ölbohrungen zu wehren versuchen. Zu wenigem, wie Kostas später resigniert erläutert.
Wir werden einen Tag länger bleiben, das klärt sich schnell. Anna ist hochschwanger, jeden Tag steht die Fahrt nach Ioannina in die Klinik an – Hebammen gibt es auf den Dörfern nicht.
Für Vassiliki haben wir ein Köfferchen von Playmobil mit einer Küche mitgebracht. Sie ist erkältet, daher waren sie mit den Eltern am frühen Abend in Ioannina beim Arzt. Aber jetzt stürzt sie sich auf die Teile und Teilchen der Küche, selbst der Toast, für den man fast eine Pinzette braucht, ist enorm wichtig – keine Wunder, wo der Vater doch Bäcker ist …