* Rund Europa 2019 (3), 4. Tag: Hiiumaa – Saaremaa

Donnerstag, 25.07.2019, 16:32:13 :: Randvere/Saaremaa Aavikunurga Puhketalu

Wir haben gestern Abend bis in die Nacht hinein versucht, heraus zu bekommen, mit welcher Fähre wir denn am nächsten Tag nach Saaremaa übersetzen könnten; und was wir daher auf Hiiumaa noch würden unternehmen können.

Aber es blieb dabei: Auf allen Fähren am nächsten Tag gab es keine Platz mehr für das Senfle – bis auf die Fähre früh morgens um 8:15 Uhr. Das bedeutete, dass wir in aller Herrgottsfrühe und ohne Frühstück in Kärtla würden los müssen, einmal quer über die Insel zum Hafen von Sõru ganz im Süden.

Das hat dann auch so geklappt heute Morgen. Die Fahrt über nahezu menschenlose und autofreie Strassen, die noch flache stehende Sonne stets grell von links …

Dichte Wälder wechseln mit Wiesen und einzelnen Felden, vor allem aber Brachflächen und Wiesen. Ortschaften gibt es sehr wenige, hier und da ein Gehöft, ein einzelnes Haus – und immer mal wieder eine Windmühle.

Plötzlich ein ausgedehntes Zeltlager. Freizeit? Geflüchtete? Soldaten? Wir sind schon weiter, wissen es also nicht.

Dann plötzlich links der Hafen.

Warten auf die Fähre

Sie liegt schon da, fehlt nur noch die Crew. Tickets gibt’s erst auf dem Schiff, also heisst es: Warten …


Immer wieder überraschend: Nordische Komik.

Vor uns steht ein Kombi aus Hamburg, das Ehepaar macht ebenfalls eine grosse Baltikumstour, allerdings bevorzugen sie Campingplätze, davon zeugt auch die Ausrüstung, die uns aus der Heckklappe entgegenstarrt.

Lis kramt in ihrer unergründlichen Tasche und findet ein Souvenir aus dem Kurhaus von Haapsalu – auch wieder so eine kecke nordische Idee. Hejhej!


Wer weiss …

Die Überfahrt dauert eine knappe Stunde. Am Tresen gibt es endlich einen Cappuccino und ein Croissant, vollgestopft mit Käsecrème und Schinken. Aber der Magen akzeptiert das in seiner Not.


Wir sind mit die Ersten: Der Ansturm kommt noch!

Land in sicht: Triigi auf Saaremaa

Land in Sicht: Triigi auf Saaremaa

Wie feiern ein ständiges Wiedersehen, die Strecke weckt die Eindrücke der Jahre zuvor wieder auf. Aber diesmal schauen wir genauer hin. Überhaupt: Man kann nicht langsam genug reisen. Und nicht oft genug …

Das Windmühlenmuseum

Neben den fünf Windmühlen auf der Wiese rechterhand gibt es nun ein Museum mit Café – das würde aber erst um zehn Uhr aufmachen, also in zehn Minuten, das lässt sich verschmerzen, so lange können wir ja durch das Museum schlendern.

Das dauert dann aber doch etwas länger, denn es wird richtig interessant, so dass der Cappuccino hinterher fast nur noch ein eben vorher schon beschlossener Abschluss wird.

Acht Euro bezahlen wir Eintritt und betreten die alte estnische Inselwelt mit alten Fotografien, Werkzeugen, Einrichtungen, fein gestickten Blusen, immer wieder deutschen Vor- und Nachnamen und nicht zuletzt ein riesigen Sammlung alter Werkzeugmaschinen und Drehbänken. Sogar eine alte Wäschemangel ist dabei.


Immer wieder ist man mit der alten kurländischen Kultur konfrontiert: Deutsche Namen, deutsche literarische Fleissarbeit

Manche Drehbank erinnert daran, dass Elektrizität eine relativ junge Errungenschaft ist: Der Antrieb erfolgte mit einem Wippbrett, wie bei der guten alten Nähmaschine.

Und nicht zuletzt dieses Schmankerl verdient Aufmerksamkeit: Ein »griechischer Fries« aus dem hier anstehenden Dolomit. Zum Mitnehmen ist der aber zu gross; Lis ersteht daher ersatzweise eine kleine Vase aus demselben Material.

Statt Marmor: Dolomit

Die St.-Martins-Kirche

Auch für die ehrwürdige St.Martins-Kirche in Valjala lassen wir uns wieder Zeit. Sie ist die älteste auf estnischem Gebiet errichtete Steinkirche.

Aprospos »Kirche«: Wir zählen in einem Brevier der estnischen Kirchen fast fünfzig, alleine auf Saaremaa. Dazu muss allerdings bemerkt werden, dass Saaremaa beziehungsweise Ösel Sitz des 1228 gegründeten Bistums Ösel-Wiek war, mit nachfolgenden häufigen Besitzwechseln zwischen Deutschem Orden, Bistum Riga, Schweden, Dänen und nicht zuletzt Russland. Davon zeugt daher eben auch die Orthodoxe Kirche der Heiligen Olga von Kiew in Leisi, nächstliegender Ort zum Hafen Triigi.

Ülle klärt mich später auf: Früher hatten jedes Dorf, jede Ansiedlung ihre eigene Kirche. Und ich verstehe: Die Inseln waren nach dem Zweiten Weltkrieg militärisches Sperrgebiet, betreten nur mit Sondergenehmigung. Da waren Kirchen eher Nebensache und sie verfielen…

Links:

Und dann sind wir auch schon am Ziel

Überraschung: Ein herzlicher Empfang – wir hatten uns ja zuletzt im Mai in Durrës in Albanien getroffen – und ein vollkommen neues Gästehaus erwartet uns.

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