Dienstag, 03.09.2019, 22:24:05 :: Ovidiu, Hotel Herberth’s
Montag, 30.09.2019, 15:11:14 :: Galanado, Ergänzungen
Unsere »Pensiunea Cristian« hier in Murighiol ist wohl ein ehemaliger Bauernhof, umgebaut zur Unterkunft und als Familienunternehmen betrieben, familiär, freundlich und einfach.
Und so ist auch das Frühstück: reichlich und deftig. Wir haben es eilig, die Sonne wird uns wieder zusetzen. Wir fahren also los.
Halmyris
Dass die Schwarzmeerküste, die Dobrudscha und weiter bis über die Krim hinaus schon früh von griechischen Kolonisten besiedelt wurde, ist eher wenig bekannt, dass die Römer nachzogen schon eher. Erstaunt bin ich allerdings über das Ausmass.
Halmyris zum Beispiel liegt hier vor der Haustüre, dicht bei unserem derzeitigen »Wohnort« Murighiol. Deshalb wollen wir in aller Frühe dort vorbei schauen, wenn es noch nicht so heiss ist. Denn das wird es werden – ein heisser Tag. Das Donaudelta hat sich ja über die Jahrhunderte sehr verändert, Halmyris lag zum Zeitpunkt seiner Gründung durch die Römer direkt am Wasser und war ein wichtiges Zentrum, im Gegensatz zu späterer Zeit, als die Donau ihren Weg wegen Erdbeben veränderte. Hierdurch wurde diese so wichtige Festung und Siedlung zusehends unwichtiger und wurde verlassen.
Dass Halmyris auf dieser Touristenkarte nicht ausgewiesen ist, ist bedauerlich, aber andererseits auch nachvollziehbar, denn …
… Was wir vorfinden, ist eine einsame, kaum erkennbare Ausgrabungsstätte, über die wir bisher wenig lesen konnten. Es wird hier noch viel Jahre gebuddelt werden, wie aus der sehr interessanten und aktuellen Webseite und der auf Facebook hervorgeht. Man erhält dort auch unmittelbare Eindruck über die Studenten und ihre Erfahrungen beim Graben. Nur: Als wir ankommen, ist niemand da.
Die ältesten Heiligen Rumäniens
Aus byzantinischer Zeit hat man in der Krypta der freigelegten byzantinischen Kirche die Knochen zweier Märtyrer, Epiktet und Astion, gefunden.
Man weiss, dass die Heiligen Epiktet und Astion im Jahr 290 n. Chr. während der von Diokletian angeordneten Verfolgungen in Halmyris das Martyrium erlitten haben. Und von den beiden stammen die Skelette wohl. Sie sind damit die ältesten Heiligen Rumäniens.
Das Kloster …
… das ein paar hundert Meter weiter östlich stehen soll, entpuppt sich als Baustelle. Auch hier wird wohl zur Erreichung des Ziels noch gehörig Zeit vergehen.
Und das alles läuft unter der Überschrift »Operationelles Programm für die Fischerei«. Offensichtlich seit 2016 …
Links:
- Facebookseite Halmyris
- St. Martyrs Epictetus und Astion – 8. Juli (rumänisch)
- Heilige große Märtyrer und Ärzte: Epiktet, der Priester, und Astion, der Mönch von Halmyris (rumänisch, viele Bilder)
Wir umrunden das Nordufer des Razim-Sees und weitere kleinere Seen, die alle aufgrund der weiten flachen Landschaft meist nicht zu sehen sind, die Windparks auf den ein wenig entfernteren Hügelketten aber dagegen schon.
Und einmal landen wir dann doch am Ufer.
Kirchen sind karg gesät, verfallene Häuser dagegen nicht. Auch Storchennester finden wir überreichlich; kein Wunder, denn es ist feucht hier, leicht zu erkennen, wenn man durch hohe Schilfalleen fährt. Die Felder sind abgeerntet, gelb, nur in den Obstplantagen stehen die Bäumchen saftig grün.
Aber in den Dörfern verkommt das Obst am Boden.
Was wackere Radtouristen hierher verschlägt, das müsste man sie fragen; aber wir fahren immer wieder nur dran vorbei.
Babadag
Babadak ist die nächste grössere Ortschaft auf dem Weg nach Süden. Sie soll eine Moschee und ein Mausoleum des Derwischs Baba Sari Saltuk beherbergen, auf beides bin ich gespannt. Doch wir finden zwar die Moschee mit einem kleinen Nebengebäude aber keine erklärenden Informationen.
Ob es sich hierbei um das Mausoleum handelt, bezweifle ich, da es 1488 eingeweiht worden sein soll, an der Moschee aber die Jahreszahl 1610 zu finden ist.
Nachdem das nur wenige hundert Meter entfernte Museum sich im Umbau befindet und deshalb geschlossen ist, ziehen wir enttäuscht weiter.
Histria
Und so landen wir an diesem heißen Tag genau zur Mittagszeit in Histria, das einst als Kolonie der ionischen Stadt Milet gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. gegründet wurde. Ihren Namen erhielt sie von der Donau, deren Unterlauf die Griechen Istros nannten und die bei Histria ins Schwarze Meer mündete.
Hier stiegen wir 2006 aus dem Süden kommend und auf dem Weg nach Tulcea schon einmal aus – und standen vor verschlossenen Toren.
Diesmal gibt es hier ein schönes offenes Museum, eine Kasse und sinniger- und glücklicherweise auch ein griechisches Lokal. Dort setzen wir uns nach einem Rundgang durch das Museum zum Ausruhen und zu einem Mittag-Snack.
Ich wage dann einen kurzer Rundgang bei prallem Sonnenschein durch die Ruinen und finde nichts Weltbewegendes. Von den griechischen Befestigungsanlagen gibt es nur einen lächerlichen Mauerrest, alles andere stammt aus der Zeit der späteren römischen Besiedlung.
Verloren im Bauboom
Nördlich von Constanța haben wir zuvor dicht am Wasser, was wir ja lieben, einige Hotels ausgemacht, die wir nun ansteuern. Anzusteuern versuchen. Es wird zur extrem holprigen Irrfahrt durch die Riesenbaustelle am Strand auf der Halbinsel, nichts ist fertig außer der Strandpromenade und wohl ein paar Apartments.
Das ganze in Chaos, Staub, Lärm und Baugelände. Selbst die beiden Hotels, die Gäste aufzunehmen scheinen, entsprechen nicht ganz der Lage, die wir uns wünschen. Entnervt geben wir auf.
Weiter geht’s ein paar Kilometer weiter nach Süden, nach Ovidiu. Dort finden wir wie beschrieben das Hotel Herbert‘s, das wir zuvor im Internet ausgemacht haben, tatsächlich am vorgesehenen Platz und ziehen dort ein. Es liegt mitten im Zwickel von stark befahrenen Strassen.
Aber wir haben genug und freuen uns auf eine ausgiebige Dusche. Wir sind geschafft. Die Betten sind gut, die Klimaanlage tut …
Das noch zum Abschluss: Ovidiu heisst natürlich nicht zufällig so:
Der Ort wurde 1650 unter dem Namen Siliște erstmals urkundlich erwähnt. Im Zuge der Kolonisierung durch Türken erhielt er die türkischstämmige Bezeichnung Canara. 1930 – in der Ära Großrumäniens – erfolgte die Umbenennung in Ovidiu nach dem römischen Dichter Ovid, der auf einer Insel der nahegelegenen Lagune begraben sein soll.
Das wäre das richtige Plätzchen für unser Hotel gewesen, am Wasser und nahe dem Dichter der Metamorphosen …