Weissrusslands schöne Seiten

Über meinen Horrortrip durch Belarus habe ich bereits berichtet. Es darf dadurch nicht der Eindruck entstehen, dass alles apokalyptische Züge hatte. Denn die Reise begann nach den Zollformalitäten bei schönem Wetter in einer harmonischen Landschaft, mit guten Strassen, hübschen und »ordentlichen« Dörfern mit bunt bemalten Holzhäusern und blumenreichen Vorgärten,

Haus

aussagekräftigen Richtungsschildern – kurz: Es war eine Freude, durch Belarus zu fahren.

Dorf

Das Land hat natürlich – vor allem im Norden – viel Ähnlichkeit mit seinem Nachbarn Litauen, zu dem Belarus ja auch für Jahrhunderte gehörte. Das nur nebenbei: Das Grossherzogtum Litauen erstreckte sich einst von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer…

Landschaft

Smargon, Kirche

Meine Route führte mich über Smargon, Vilejka nach Barysav. Der See bei Vilejka liegt malerisch und breitet sich weit in der flachen Landschaft zwischen Feldern und Wäldern aus. Gebadet habe ich im sehr flachen, brühwarmen See, wo auch die Einheimischen im Sand liegen und Kinder plantschen.

Die Ansiedlungen sind klein, meist als Strassendörfer organisiert und bestehen fast ausschliesslich aus den typischen Holzhäusern. Industrie oder grössere landwirtschaftliche Betriebe fallen nicht auf. Einzelkühe auf den weiten Brachen wie in Litauen, selten einmal eine Herde aus mehreren Tieren. Orthodoxe Wegkreuze wechseln mit Heldengedenkstätten ab.

WegkreuzHeldengedenken

Die Häuser sind wie in Litauen häufig zur Isolation mit weissen Ziegeln ummauert; sonst teilweise bunt bemalt und verziert. Die Vorgärten blumenreich wie in Ostpolen. Was auffällt: Es gibt keine für den EU-Raum so gähnend langweilige und typische EU-Einheits-Gehsteigpflasterung. Es wird asphaltiert. Alles macht einen aufgeräumteren Eindruck als Litauen. Ich denke, der Druck kommt von oben…

Heute lebt nur noch eine sehr kleine Minderheit an Litauern im Lande. Über 80% sind Weissrussen, der Rest verteilt sich i.W. auf Russen, Polen und Ukrainer.


Auffällig, das die Dörfer durchweg ohne (sichtbare?) Kirchen sind; in Polen haben fast alle Dörfer (z.T. völlig überproportional grosse) Kirchen. Nun ist Polen römisch-katholisch, Belarus fast durchgängig orthodox. In den Städten wie Smargon und Barysav finden sich dann auch prächtige orthodoxe Kuppelkirchen.

Die Städte sind voller kleiner Geschäfte ohne Auslagen, wovon i.d.R. die Apteka eine dominierende Grösse hat; Gaststätten fehlen wohl völlig. Keine Plakate mit den berühmten Rabatt-Schlachten. Im Gegenteil. Und noch nie gesehen: Häufig Schilder mit der Aufschrift »0% Kredit«. Das sagt doch einiges…

GänseGeschäfte in Smaragon

Ja, und in den Städten hohe Polizeipräsenz und keine Hotels und niemand, der einen versteht. Aber das hatten wir ja schon.

In Barysav nun verliess mich der Mut. Hier wollte ich eigentlich übernachten und endlich was essen um am nächsten Tag weiter nach Osten Richtung Russland zu fahren. OrÅ¡a und Magilev wären meine Ziele gewesen. So kam es eben zum Entschluss nach Minsk zu fahren, um dort ganz sicher ein Hotel zu finden. Eine recht öde Fahrt auf der nahezu kerzengeraden Schnellstrasse in die Abenddämmerung hinein schloss sich an. Ich machte Pläne für den Abend…

Mit Erreichen des Aussenbezirks und später dem Zentrum von Minsk schmolzen meine Erwartung zu einem Nichts; ich mag Grossstädte sowieso nicht. Aber diese weckte nur einen Wunsch: Raus hier!

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